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JoJo Und Ich

JoJo Und Ich

Titel: JoJo Und Ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Bernal
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leichter.
    Am nächsten Tag sah ich mir JoJo wieder an. Die Schnittwunden schienen sich schon ein wenig geschlossen zu haben, doch die beiden Eindrücke waren nach wie vor sehr deutlich zu erkennen. Die Abschürfung sah aus, als müsste sie scheußlich wehtun, und die Stachelverletzung machte den Eindruck, als bildete sich dort Wasser, das aus der Wunde sickerte. Sie war apfelgroß.
    Sollte das ewig so weitergehen? Würde JoJo immer wieder neue Verletzungen davontragen, während die alten gerade angefangen hatten zu heilen? Und was konnte ich bloß tun, um das zu verhindern?
    Man denkt doch, ein Delfin müsse intelligent genug sein, einem Boot auszuweichen. Aber bei tot angeschwemmten Delfinen oder Walen finden sich häufig Verletzungen durch Boots- oder Schiffsschrauben. Die Tiere meiden Wasserfahrzeuge nicht oder weichen ihnen erst aus, wenn es zu spät ist. Bei JoJo hatte ich das mehr als einmal erlebt.
    Dagegen musste ich dringend etwas unternehmen. Es gab bereits Schutzbereiche, in Grace Bay aber waren die schnellen Boote, die JoJo so gefährlich werden konnten, nach wie vor willkommen. Einstweilen konnte ich nichts anderes für ihn tun, als in seiner Nähe zu bleiben, um ihn weiterhin medizinisch zu betreuen und mit liebevollen Heilenergien zu umgeben.
    Einige Zeit danach schwammen JoJo und ich wieder einmal in den türkisblauen Wellen, vielleicht zweihundertfünfzig Meter vom Strand entfernt. Es war ein herrlicher Tag. Unter Wasser glitt ich neben meinem Freund dahin und strahlte nur so vor Freude.
    Plötzlich durchbrach ein dumpfes Wummern die friedvolle Stille. Aus dem Augenwinkel sah ich über uns etwas Weißes aufblitzen.
    Ich erschauerte. Ein Vibrieren wie von tausend Volt Stark strom erfasste meinen Körper, donnernd, klirrend, scheppernd wie eine Totenglocke. Ich konnte mich nicht mehr rühren. War ich schon tot? Trieb nur noch reglos dahin?
    Aber ich hatte doch gar keinen Aufprall wahrgenommen. War alles so schnell gegangen, dass ich nichts mehr hatte spüren können?
    Ich bewegte meine Finger. Nein, ich war noch am Leben. Langsam stieg ich höher, um nachzuschauen, was da oben los war.
    Als ich rechts von mir so etwas wie einen Bootsrumpf sah, zog ich den Kopf gleich wieder ein und versuchte mich in die Tiefe zu retten. Das schien aber nicht schnell genug zu gehen, und ich machte mich schon auf den Aufprall gefasst. Der Rumpf oder die Schraube würde mich treffen. Ich schaufelte mächtig mit den Händen, um an Tiefe zu gewinnen.
    Hochkommen durfte ich im Moment nicht. Ich hielt den Atem an, bis mir die Lunge wie Feuer brannte. Und zu allem Überfluss war um mich herum ein gewaltiger Blasenwirbel, sodass ich kaum etwas sehen konnte.
    Der Maschinenlärm war ohrenbetäubend. Wieder erfassten mich heftige Vibrationen, die mich nur so herumbeutelten. Ich blieb unten, bis es mir schier den Brustkorb sprengte.
    Beim Auftauchen sah ich einen Zehn-Meter-Katamaran und ein mit Hochgeschwindigkeit an ihm vorbeirauschendes Renn boot, dessen röhrende Motoren mit ihren gewaltigen Pferdestärken mich unter Wasser herumgeworfen hatten. Die beiden Motoren des Katamarans dröhnten mit den fünf des Rennboots um die Wette. Zusammen hatte diese geballte Maschinerie einen betäubenden Effekt auf meinen Körper, er fühlte sich taub und kribbelnd an wie nach dem Durchschwimmen einer Traube junger Quallen.
    Blut war keines zu sehen. »JoJo«, rief ich, »bist du noch da?« Dann sah ich ihn im strudelnden Blasenstrom des Kielwassers auftauchen. Seine Augen waren weit aufgerissen, vielleicht noch vor Schreck, vielleicht aber auch schon aus Wut. Er klapp te wild mit den Schnabel auf und zu, schüttelte den Kopf, schlug mit dem Schwanz, bereit, sich auf alles zu stürzen, was ihm in die Quere kam.
    Jetzt wurde mir der ganze Ablauf klar. Die beiden Motoren des Katamarans waren zwar furchtbar laut, weil sie aber so weit auseinander lagen, hatte ich keine Verletzungen davongetragen. Es gab keinen Kiel und keinen Mittelmotor, der JoJo und mich hätte treffen können. Die beiden Rümpfe und Motoren waren links und rechts an uns vorbeigerauscht, sodass wir lediglich vom Rückstoß durchgeschüttelt wurden. Nur gut, dass der Katamaran da war und das Rennboot zum Ausweichen gezwungen hatte, denn sonst hätten wir uns genau auf dem Kurs seiner fünf Häckselmesser befunden.
    Erst jetzt kam mir zu Bewusstsein, dass JoJo dergleichen ständig auszustehen hatte. Immer wenn so ein schnelles Boot dahergebraust kam, musste er schleunigst

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