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Joli Rouge (German Edition)

Joli Rouge (German Edition)

Titel: Joli Rouge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Fischer
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Verbündeten ihnen gezeigt hatten,
war von den Einwohnern mit gefällten Bäumen unpassierbar
gemacht worden, und dem Trupp blieb nichts anderes übrig,
als durch den Morast vorzurücken. Eifrig schlugen die Männer
Äste von den umliegenden Sträuchern und legten sie auf den
Schlamm, um nicht einzusinken und der Gruppe das Vorankommen
zu erleichtern. Mit dem Anbruch des Tages wurden die
Einwohner von Gibraltar jedoch der Streitmacht gewahr, die
sich vor ihren Toren zusammenballte, und sie antworteten mit
Kanonenfeuer.
    »Es geht los, meine Brüder!«, schrie L’Olonnais, als die
ersten Kugeln einschlugen. »Folgt mir, und seid bereit zu
sterben! Kämpft, als säße euch der Teufel im Nacken!«
    Die Flibustier fielen in sein Gebrüll ein, obwohl Rauch
und Getöse ihnen die Sinne raubten. Tapfer rangen sie mit
dem weichen Untergrund und arbeiteten sich voran, während
die unberechenbaren Geschosse ihre Reihen lichteten und
große Löcher in den wehrhaften Trupp rissen.
    Jacquotte bemerkte Pierre, der sich zu ihr durchgekämpft
hatte und neben ihr in Deckung ging. Er fluchte.
    »Wenn er die Männer weiter derart vorantreibt, dann kann
er die Stadt mit den Seelen der Gefallenen einnehmen.« Er
zog den Kopf ein, als eine Kugel durch das Gebüsch pfiff und
unmittelbar zu ihrer Rechten einschlug. Erde rieselte auf
ihre Schultern.
    »Er wird sich bald zurückziehen«, erwiderte sie und gab
ihren Männern ein Zeichen, nicht weiterzugehen.
    »Wer sagt das?«
    »Ich sage das.« Sie warf ihm einen kurzen Blick zu. »Es
ist mein Plan. Er kundschaftet die Kanonen aus. Wenn er
weiß, wo sich die Schanzkörbe befinden, wird er den Trupp
zurückrufen. Die Einwohner sollen denken, dass wir aufgeben.
Sobald sie aus ihren Löchern kriechen, werden die Indianer
ihnen mit einem Pfeilhagel in den Rücken fallen, der ihnen
den Rückweg abschneidet. Dann schlagen wir erneut zu.«
    »Wer sagt dir, dass er deinen Plan befolgen wird?«, murrte
Pierre.
    Jacquotte lachte. »Er wird es tun. Nur sein Wahnsinn wird
uns in diese Stadt bringen, ohne, dass wir alle unser Leben
verlieren. Kein anderer wäre dazu fähig gewesen.«
    »Du findest das amüsant? Das ist kein Spiel«, mahnte
Pierre. Sie ignorierte ihn. Die Prise war alles, was sie
interessierte.
    »Es geht los!« Sie entdeckte vorsichtig zurückweichende
Männer. Noch immer feuerten die spanischen Kanonen ihre
tödliche Mischung aus Schrot und Musketengeschossen ab,
gefolgt von vereinzelten großkalibrigen Kugeln, die
geräuschlos durch die Luft segelten, bevor ihr Gewicht sie
mit zerstörerischer Wirkung der Erde entgegendrückte.
    »Zurück! Zieht euch zurück«, wisperten die Männer ihren
verstreuten Brüdern zu. Ein Befehl, dem die meisten nur zu
gerne nachkamen. Jacquotte folgte ihnen in gebückter
Haltung. Je weiter sie den Abstand zur Stadt vergrößerten,
desto mehr ließ der Beschuss nach. L’Olonnais versammelte
die Kapitäne um sich.
    »Die Bewohner halten sich hinter den gefällten Bäumen
versteckt und feuern. Die Kanonen stehen geschützt hinter
Erdwällen postiert. Ich kann nicht sagen, wie viele Spanier
uns gegenüberstehen, aber wir müssen rasch handeln, um die
Geschütze in unsere Gewalt zu bekommen«, erklärte er die
Situation.
    »Da wir die Nachhut gebildet haben, gab es in meiner
Mannschaft bisher keine Verluste«, meldete sich Moïse
Vauquelin zu Wort. »Ich werde den Stoßtrupp gerne anführen.
Meine Männer sind ausgeruht und versessen auf die
Reichtümer, die in Gibraltar auf sie warten.«
    »Aye!« L’Olonnais fixierte Michel Le Basque. »Wie ist es
um Eure Männer bestellt?«
    »Ich zählte zehn Tote.« Sein Gesicht war bleich, der Atem
ging stoßweise. Jacquotte beobachtete ihn aufmerksam.
    »Dann begebt Euch auf Vauquelins Position!« L’Olonnais‘
Stimme klang schneidend. »Wenn wir die Spanier
auseinandertreiben, müsst Ihr dafür sorgen, dass sie nicht
in den Busch flüchten. Metzelt sie nieder. Jeden Einzelnen
von ihnen. Wir werden in der Stadt noch genug Gefangene
machen!«
    Sein Blick suchte den ihren. Sie bemühte sich um ein
aufmunterndes Lächeln und war sich bewusst, dass Pierre sie
dabei beobachtete. Seine ständigen Nachstellungen behagten
ihr nicht.
    »Haltet euch im Schutz der Bäume verborgen! Die Indianer
geben Signal, wenn die Spanier ihre Verstecke verlassen.
Dann brecht los. Ich will keine Feiglinge sehen« befahl
L‘Olonnais.
    Die Kapitäne nickten und versammelten erneut

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