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Joli Rouge (German Edition)

Joli Rouge (German Edition)

Titel: Joli Rouge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Fischer
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seit geraumer Zeit begleiteten,
beschlich ihn immer öfter der Gedanke, dass Jacquotte seine
leibliche Tochter sein könnte.
    Geschwind duckte er sich, als sie sich umdrehte und nach
Verfolgern Ausschau hielt. Als er wieder aufstand, war sie
verschwunden. Jérôme stutzte. Gerade eben hatte er sie noch
fest im Blick gehabt. Er zerquetschte eines der kleinen
Insekten, das sich an seinem Hals festgesaugt hatte. Er war
nicht für das Leben an Land gemacht, obwohl er immer öfter
den Gedanken hegte, sesshaft zu werden. Doch sollte er sich
dazu entschließen, würde er sich in einer Stadt
niederlassen, die frei war von all dem krabbelnden
Ungeziefer und geräuschvollen Geflügel. Er eilte über die
Lichtung und verharrte unter der Wurzel eines gefallenen
Baums. Kein Anzeichen von Jacquotte. Diese kleine Landratte!
Konnte es sein, dass es ihr tatsächlich gelungen war, ihn
abzuhängen? Jérôme harrte noch eine Zeit lang aus, um
sicherzugehen, dass sie nicht mehr in der Nähe war, aber als
die Übergriffe der schwarzen Blutsauger ihn beinahe um den
Verstand brachten, beschloss er, zur Siedlung
zurückzukehren, um seinen gemarterten Körper mit Wein zu
stärken. Du wirst mich nicht noch einmal täuschen, schwor er
verbissen, während er von dannen stampfte.
    Mit ähnlichen Gedanken trug sich auch Bigford. Nachdem er
die Umgebung der Siedlung tagelang erfolglos durchkämmt
hatte, war er erfreut über Jérômes Ankunft. Er hoffte, dass
Jacquotte nun freiwillig zurückkehrte oder Jérôme sie
zumindest ausfindig machte. Aber seine Hoffnungen wurden
enttäuscht. Jérômes Suche stand unter einem ebenso
schlechten Stern wie die seine. Als Jérôme jedoch an diesem
Tag in die Siedlung eilte, war er griesgrämig und
ungehalten. Bigford beobachtete ihn und kam zu dem Schluss,
dass er gefunden hatte, was er suchte. Er rieb sich
zuversichtlich die Hände. Bald würde die rote Jacquotte ihn
kennenlernen. Er bekam immer, was er sich zum Ziel gesetzt
hatte.
    In Gedanken verglich sich Bigford gerne mit Oliver
Cromwell, dessen umstrittene Politik ihn in diesen Teil der
Welt verschlagen hatte. Um die spanischen Kolonien unter die
Macht Englands zu stellen, war er als Lieutenant auf der
Marston Moor
im Dezember 1654 von Portsmouth aufgebrochen
und hatte an der Einnahme Jamaikas mitgewirkt. Er erinnerte
sich gerne daran, denn die Durchsuchung der Häuser bescherte
ihm einen wunderbaren Fang in Gestalt eines schwarzen
Dienstmädchens. Niemals zuvor hatte er eine solch
dunkelhäutige Frau gesehen, und es faszinierte ihn, dass sie
keinen Laut über die Lippen brachte, gleichgültig, wie hart
er sie nahm. Die Faszination der neuen Welt war es auch, die
ihn davon abhielt, zurück in die Heimat zu gehen. Bigford
glaubte daran, beim Umbruch auf Jamaika mehr erreichen zu
können als in England, das in seinen starren Strukturen zu
ersticken drohte. Und wahrlich, in den Wirren der ersten
Tage, die geprägt waren von Hunger und aufständischen
Soldaten, lernte Bigford Edward D’Oyley kennen, den späteren
Gouverneur der Insel. Dieser glänzte durch die Vergabe von
Kaperbriefen, was ihm zum einen die Verteidigung seiner
Stadt zusicherte und zum anderen die spanischen Seewege
schwächte. Die darauffolgende Ansiedlung von Freibeutern
jeder Nationalität zeigte Bigford eine neue Perspektive auf,
seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Besonders die Brüder
der Küste, jene Gruppierung, die ihren Ursprung in den
französischen Bukanieren auf La Española hatte, weckten sein
Interesse. Den Spaniern zum Trotz hatten sie sich auf der
entvölkerten Nordwestseite der Insel niedergelassen, die
Tierra Grande genannt wurde. Dort lebten sie politisch
unabhängig nach ihren eigenen Gesetzen, die sie als
coutumier
bezeichneten. Wohl wissend, dass es nicht in der
Natur des britischen Empires lag, ein dauerhaftes Bündnis
mit den Franzosen einzugehen, hielt es Bigford für klug,
eine Zeitlang unter ihnen zu weilen und sie zu studieren, um
sich später im Kampf einen Vorteil zu verschaffen. So kam er
nach Tierra Grande und sein Leben veränderte sich.
    Zurückgezogen im Hinterland, lebten neben gescheiterten
Plantagenbesitzern, ehemaligen Bediensteten und
Kleinkriminellen, geflohene Sklaven und politisch Verfolgte.
Es waren rohe Männer, die ihre Kleidung mit dem Blut der
erlegten Tiere färbten, ihre Füße mit Lederlappen
umwickelten und bis an die Zähne bewaffnet waren. Die Natur,
in der sie sich

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