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Joli Rouge (German Edition)

Joli Rouge (German Edition)

Titel: Joli Rouge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Fischer
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lassen.
    Zielstrebig schnitt sie das Fleisch in ellenlange
Streifen. Sie hatte Glück gehabt und eine Sau erlegt, die
für gewöhnlich fetter war als ein Eber. Während es sich die
Männer erlaubten, mehrere Schweine zu schießen und nur die
besten nach Hause schafften, musste sich Jacquotte mit einem
einzigen Schuss zufriedengeben. Sie hoffte, genug Zeit zu
finden, um die Sau komplett zu zerlegen, denn dafür musste
sie an Ort und Stelle bleiben. Das schwere Tier an einen
sicheren Ort zu schaffen, war ihr unmöglich. Um Manuel zu
beruhigen, der verärgert gegen das Seil ankämpfte, begann
Jacquotte, zu singen. Sie kannte nur die Lieder der
Flibustier und wählte spontan ein besonders blutrünstiges.
Manuel klatschte sofort zum Rhythmus der Melodie.
    Durch die schweißtreibende Arbeit und den Gesang, nahm
Jacquotte die Bewegungen, die sich in einer besonnenen
Abfolge von Innehalten und Anpirschen in ihrem Rücken
abspielten, zu spät wahr. Selbst der Hund, der sich gierig
an den Innereien des Schweins labte, verpasste seinen
Einsatz. Erst sein Aufheulen riss sie auf die Beine. Mit dem
Messer in der Hand fuhr sie herum. Der Hund lag still. Ein
Pfeil steckte in seiner Brust. Manuel jammerte und
versuchte, sich loszureißen. Sie sah sich entsetzt um. Ein
gedrungener Mann trat bedächtig hinter den Bäumen hervor,
eine Armbrust im Anschlag. Er lächelte. Bigford! Sein
kantiges Gesicht mit der imposanten Nase war unverkennbar.
Anstelle des üblichen dunkelblauen Rocks, trug er an diesem
Tag ein weißes Hemd über der hellen Kniebundhose. Auf Schuhe
und Strümpfe hatte er verzichtet und das mattblonde Haar,
das er korrekt zu einem Pferdeschwanz gebunden hatte, klebte
verschwitzt an seinen Schläfen.
    »Ein Kompliment für eure Jagdkunst«, sagte er und legte
den Kopf schief. »Mir scheint, das Schwein musste nicht
leiden.«
    »Mein Hund ebenso wenig.« Jacquotte machte zwei Schritte
in Manuels Richtung.
    Bigford schüttelte bestimmt den Kopf und richtete die
Waffe auf ihren Bruder.
    »Das würde ich nicht versuchen, meine Liebe. Dein Hund war
mir die Munition nicht wert, aber diese Missgeburt zu
quälen, wird mir eine wahre Freude sein.« Er sah sie
herausfordernd an.
    »Was wollt Ihr?« Jacquotte suchte die Gegend nach
Rückzugsmöglichkeiten ab. Sie wollte Manuels Leben nicht
gefährden, sich aber auch nicht von Bigford in die Enge
treiben lassen.
    »Ihr kennt mein Verlangen. Wollt ihr, dass ich es Euch ins
Ohr flüstere?« Bigford kam näher. Er bewegte sich
geschmeidig wie ein Raubtier und schien jede Minute seines
Spiels zu genießen.
    Jacquotte wich zurück und hielt den Atem an, als er die
Armbrust spannte.
    »Ihr solltet meine Drohungen ernst nehmen, rote Lady. Der
kleine Kerl ist schneller tot, als Ihr laufen könnt.
Überlasst Euch meinen erfahrenen Händen und es soll Euer
Unglück nicht sein.«
    »Beim Grab meines Vaters, Ihr werdet mich nicht anrühren,
solange ich atme!«
    Bigford lachte. »Ich denke, es steht nicht in Eurer Macht,
mich davon abzuhalten.«
    »Ich habe keine Angst, meinen Drohungen Taten folgen zu
lassen!« Jacquotte senkte ihre Stimme.
    »Ihr erinnert mich an das Stutfohlen, das ich einst von
meinem Vater zum Geburtstag geschenkt bekam. Ich liebte
seinen Freiheitsdrang und das wilde Schnauben, als ich ihm
zum ersten Mal den Sattel auflegte. Unglücklicherweise war
es so ungestüm, dass es sich bei dem Versuch, mich
abzuwerfen, das Bein brach. Ich musste es erschießen.«
    »Mir scheint, Ihr erschießt einfach alles.« Sie rückte
noch näher an Manuel heran, während sie Bigford nicht aus
den Augen ließ.
    »Alles, was mir nicht zu Willen ist.«
    »Dann werdet ihr mich ebenfalls erschießen müssen!« Mit
einem gewagten Sprung warf sie sich vor Manuel und sah
Bigford triumphierend in die Augen. Sie wusste, dass er ihr
nichts tun würde. Seine Pläne für sie waren anderer Natur.
Manuel war ein Druckmittel.
    »Wenn Ihr nicht augenblicklich damit aufhört, Eure Späße
mit mir zu treiben, dann werde ich euch beide erschießen!«
Er schritt auf sie zu und hielt ihr mit ausgestrecktem Arm
die Waffe an die Kehle. »Ich könnte euch mit nur einem
einzigen Schuss zu eurem seligen Vater befördern.«
    »Dann bringt es hinter Euch, denn er fehlt mir überaus!«
Jacquotte hielt seinem Blick stand. Eine kleine Ewigkeit
verging, ehe Bigford blinzelte.
    »Verflucht!« Er ließ die Armbrust sinken. »Ihr seid ein
teuflisch mutiges

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