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Joli Rouge (German Edition)

Joli Rouge (German Edition)

Titel: Joli Rouge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Fischer
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und umgarnt sie,
um sie zu Verbündeten zu machen. Tötet die anderen, um zu
verhindern, dass sie Kunde zum Gouverneur von Caracas
tragen. Die Stadt steht unter seinem Schutz und nichts wäre
fataler, als dass er die Armee in Maracaibo aus Vorsicht
aufstocken ließe.«
    Michel Le Basque nickte anerkennend. »Ich sagte Euch, dass
er ein fähiger Kopf ist«, erklärte er an L’Olonnais gewandt,
doch dieser drehte dem Anführer brüsk den Rücken zu.
    »So sei es«, überging der Baske das ungebührliche
Verhalten. »Kapitän L‘Olonnais segelt an die Küste von
Neuspanien und macht Gefangene. De la Place hat ihm ein
gutes Schiff zur Verfügung gestellt, das sollte zu einem
raschen Erfolg beitragen.«
    Der Angesprochene verzog abfällig den Mund. »Es wird mir
ein Vergnügen sein«, nahm er den Befehl entgegen.
    Bigford beobachtete das Machtspiel zwischen dem Anführer
und seinem Günstling. Ihm war nicht wohl in seiner Haut und
er hoffte, der Olonnaise werde ihn nicht auffordern, ihn bei
seinem persönlichen Kreuzzug zur Seite zu stehen. Es war
nicht so, dass er in Furcht lebte, seit Jaque De l’Isle ums
Leben gekommen war, aber er ließ stete Vorsicht walten. Zu
sonderbar verhielten sich die Ereignisse, die mit dem
Verschwinden von De l’Isle einhergingen. Um seine Schmach
wieder gutzumachen, die ihm seit dem Überfall auf San Jago
Caballero anhaftete, hatte er einen Plan ausgeheckt, um
seine Mannschaft über das entgangene Lösegeld
hinwegzutrösten. Er wollte als Passagier an Bord eines
englischen Handelsschiffes gehen, das Waren in die Heimat
transportierte. Jean-David sollte ihm auf der
Bonaventure
in
unauffälligem Abstand folgen. Auf offener See wollte De
l’Isle dann den Kapitän überwältigen und das Schiff von
seinen Männern einnehmen lassen, um sich der Ladung zu
bemächtigen. Was immer während dieses Überfalls genau
geschah, war ungewiss, aber es forderte das Leben von Jaque
De l’Isle und machte L’Olonnais zum Kapitän der
Bonaventure
.
Mit ihr beging er im Anschluss zahlreiche Überfälle auf
spanische Schiffe, bis eine wehrhafte Flotte sie schließlich
auf den Meeresgrund bombte. Doch wie eine streunende Katze
auf Londons Straßen besaß auch L’Olonnais sieben Leben und
kehrte unversehrt, wenn auch nur mit wenigen Männern, nach
Cayone zurück. Bigford konnte darüber nur staunen und
verhielt sich seitdem wachsam gegenüber dem launenhaften
Zeitgenossen. Es war die Kombination aus übermächtigem
Ehrgeiz und maßloser Wut, die L’Olonnais zu einem schwer
kontrollierbaren Verbündeten machte. Alles, was er tat, tat
er, ohne zu überlegen und fernab jeglicher Reue. Er folterte
derart ausschweifend, dass Bigford übel davon wurde. Vor
seinem Jähzorn blieben auch die Brüder nicht verschont, und
er tötete selbst Männer aus seiner Mannschaft, die es sich
erlaubten, ihm zu widersprechen. Das verstieß gegen den
Kodex, doch niemand wagte, den Olonnaisen anzuprangern.
Warum Michel Le Basque gemeinsame Sache mit ihm machte,
konnte sich Bigford nur durch den Argwohn erklären, der den
Basken jedes Mal packte, wenn er nach Port Royal blickte und
die zunehmende Stärke des englischen Empires witterte.
    Die Zeiten, in denen die Flibustier frei und unbehelligt
von jeglicher Staatszugehörigkeit in der Inselwelt kreuzten,
neigten sich unaufhaltsam ihrem Ende entgegen. Die
Bruderschaft geriet zwischen die Fronten der politischen
Mächte Europas. Einst vereint im Sinne einer gemeinsamen
Sache, begannen nun Einzelne aus den Reihen auszuscheren und
im Dienste der Könige, beziehungsweise derer Repräsentanten
zu segeln. Der Baske fühlte sich übergangen und bangte um
seine Macht, die er nur glaubte halten zu können, wenn er
ebensolche Erfolge vorzuweisen hatte, wie es D’Oyley bereits
gelungen war. Bigford spürte angesichts dieser Veränderungen
stets eine gewisse Enttäuschung in sich aufsteigen. Hatte er
sich doch einst bewusst gegen ein Leben in der englischen
Marine entschieden, um eigenhändig zu bestimmen, wohin ihn
der Wind trieb. Aber die aufkeimenden Feindschaften, die vor
der Bruderschaft keinen Halt machten, und der zunehmende
Druck, den die alte Welt auf die neuen Kolonien ausübte,
zermürbten Bigford immer mehr. Wie lange der König von
Spanien noch zuließ, dass andere Nationen sich an seiner
Brust nährten, war nur eine Frage der Zeit. An einem Tag
herrschte Frieden, am anderen Krieg. Bigford kannte die
Spielchen

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