Jonathan Harkan und das Herz des Lazarus (German Edition)
Frage. Du wirst bald Gelegenheit haben, sie ihm persönlich zu stellen, alter Freund.«
»Das Herz des Lazarus ist in Sicherheit. Er wird es niemals bekommen«, sagte Cornelius leise. »Egal, was du sagst oder tust, Riot, du kannst uns nicht besiegen. Wir besitzen etwas, das viel stärker ist als du.«
»Oh, bitte, verschone mich mit diesem theatralischen Geschwätz!«
Cornelius ging ihn scharf an: »Geh zurück zu deinem Herrn und sag ihm, dass es sinnlos ist, uns weiter zu verfolgen. Ich habe nicht, was er von mir will. Und wenn ich es hätte, würde ich eher sterben, als es ihm zu geben.«
»Das ließe sich arrangieren.« Lachend nahm Riot die Mütze vom Kopf, um sich zu kratzen. Jonathan erschrak, als er sah, dass sich eine fürchterliche wulstige Narbe über seinen fast haarlosen Schädel zog. Er grinste, als er Jonathans Blick bemerkte, und setzte seine Kappe wieder auf.
»Du weißt genau, dass ich nicht einfach wieder gehen werde«, sagte er leichthin.
Cornelius atmete tief durch. »Wir waren mal wie Brüder, Riot …«
»Ja, das waren wir. Aber was hat sie dir schon bedeutet, diese Freundschaft? Bei der erstbesten Gelegenheit hast du sie verraten und in den Staub getreten. Nein, Cornelius, diese Zeiten sind vorbei.« Hass loderte in Riots Augen, und sein Blick wanderte zu Helena. Sie schien genau zu wissen, wovon er sprach.
»Er hat dir nichts genommen, Riot. Nichts, was du besessen hast«, sagte sie leise.
Plötzlich sah Riot alt und verbittert aus. »Nun, du hast deine Entscheidung gefällt, Helena.«
»Und ich würde mich jederzeit wieder so entscheiden.«
Zornig wandte Riot sich ab. »Ihr habt zu lange unter gewöhnlichen Menschen gelebt. Ihr haltet euren Wohlstand und eure Sicherheit für etwas Selbstverständliches. Aber die Welt verändert sich!« Er näherte sich, bis Jonathan seinen fauligen Atem riechen konnte. »Die Gier der Menschen ist unersättlicher als je zuvor. Sie wollen alles, und es ist ihnen egal, welchen Preis sie dafür bezahlen müssen. Sie beuten diese Welt aus, sie beuten einander aus und wollen immer noch mehr! Und mit ihrer Gier wächst die Angst. Sie hängen an ihrem kostbaren Besitz und fürchten nichts mehr, als etwas davon verlieren zu können. Ja, alter Freund, nichts ist leichter zu manipulieren als ein Mensch in Angst! Er wird jedem Versprechen folgen, jeder Lüge. Wer jetzt handelt, kann es weit bringen.«
»Rede keinen Unsinn! Das Gefüge …«
»Das Gefüge ist brüchig geworden«, fiel Riot ihm barsch ins Wort. »Und bald wird es Geschichte sein. Für immer! Eine neue Epoche bricht an, und du wirst uns helfen, diese Welt zu unserer zu machen, ob es dir passt oder nicht.«
Cornelius wich zurück. »Nein!«
Riot lachte und streichelte den Kopf des größten Wolfs. Das Tier schmiegte sich an die abgewetzte Hose seines Herrn. Die Drohung war unmissverständlich.
»Niemals«, schrie Cornelius noch einmal.
Riot packte Jonathan und Helena und umklammerte ihre Arme mit seinen Pranken. Cornelius erschrak und wollte dazwischengehen. Nicht einmal die Wölfe konnten ihn davon abhalten, Riot anzugreifen. Doch der Legionär war um vieles stärker als er. Er stieß ihn einfach zur Seite.
»Dreizehn Jahre hast du Helena und deinen Sohn vor mir versteckt. Wirst du sie vermissen, wenn ich sie dir nehme? Oh ja, das wirst du. Ich sehe es an deinen Augen! Du Narr hast also ernsthaft geglaubt, dich verstecken zu können. Jetzt liegt die Entscheidung bei dir. Ich werde Helena mitnehmen. Oder deinen Sohn!«
Helena war fassungslos. »Bist du völlig übergeschnappt, Riot? Das wagst du nicht!«
»Triff deine Wahl, Cornelius Harkan. Sie oder der Junge.«
Cornelius wurde vor eine Entscheidung gestellt, die er unmöglich treffen konnte. Verzweifelt schüttelte er den Kopf.
»Weder meine Frau noch mein Sohn haben irgendetwas mit der Sache zu tun. Sie sind wertlos für den Weltenwanderer. Ich flehe dich an, erinnere dich, wer du früher warst! Großer Bruder …«
»Schluss jetzt!«, schrie Riot. »Einer wird mich begleiten! Oder du beendest diese Scharade und gibst mir das Herz des Lazarus. Dann überlege ich es mir vielleicht anders.«
Helena riss sich los und schenkte ihm einen Blick voller Abscheu. »Was für ein mutiger Mann du doch bist, Riot. Jonathan ist noch ein Kind. Ich gehe mit.«
Goldzähne blitzten, als Riot verächtlich grinste. »Welch Ehre!«
Cornelius stürzte sich auf ihn. Riot versetzte ihm einen brutalen Faustschlag. Cornelius prallte gegen die Wand und
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