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Jonathan Strange & Mr. Norrell

Jonathan Strange & Mr. Norrell

Titel: Jonathan Strange & Mr. Norrell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Clarke
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Soldaten, die gerade zur Hand waren, bildete er eine Eskorte. Nun, mein Lord, er handelte in Eile und hat nun viel Zeit, es zu bereuen, denn zehn der dreißig waren Neapolitaner.«
    »Neapolitaner! Wirklich?«, sagte Seine Lordschaft.
    De Lancey und Somerset blickten sich erfreut an, und sogar Jonathan Strange lächelte.
    Tatsache war, dass die Neapolitaner die Franzosen hassten, obwohl Neapel Teil des Französischen Reiches war. Die jungen Männer aus Neapel waren gezwungen, in der französischen Armee zu kämpfen, aber sie nahmen jede sich bietende Gelegenheit wahr, um zu desertieren, und liefen häufig zum Feind über.
    »Aber was ist mit den anderen Soldaten?«, fragte Somerset. »Wir müssen natürlich davon ausgehen, dass sie die Neapolitaner davon abhalten werden, großes Unheil anzurichten?«
    »Für die anderen Soldaten ist es zu spät, etwas zu unternehmen«, sagte Major Grant. »Sie sind alle tot. Zwanzig Paar französische Stiefel und zwanzig französische Uniformen hängen genau in diesem Moment im Geschäft eines Altkleiderhändlers in Salamanca. Alle Röcke haben am Rücken einen langen Schlitz, der aussieht, als stamme er von einem italienischen Stilett, und sie sind über und über mit Blut befleckt.«
    »Die Kanonen befinden sich also in den Händen von ein paar italienischen Deserteuren, ist das richtig?«, sagte Strange. »Was werden sie damit anstellen? Einen eigenen Krieg beginnen?«
    »Nein, nein«, sagte Grant. »Sie werden sie meistbietend verkaufen. Entweder an Sie, mein Lord, oder an General Castanos.« (Dies war der Name des befehlshabenden Generals der spanischen Armee.)
    »Somerset!«, sagte Seine Lordschaft. »Wie viel muss ich für sechs französische Kanonen bieten? Vierhundert Dollar?«
    »Oh! Es ist sicherlich vierhundert Dollar wert, die Franzosen die Konsequenzen ihrer Dummheit spüren zu lassen, mein Lord. Aber was ich nicht verstehe, ist, warum wir noch nichts von den Neapolitanern gehört haben. Worauf mögen sie warten?«
    »Ich glaube, darauf weiß ich die Antwort«, sagte Major Grant. »Vor vier Tagen trafen sich zwei Männer heimlich nachts auf einem kleinen Friedhof auf einem Hügel in der Nähe von Castrejon. Sie trugen zerfetzte französische Uniformen und sprachen so etwas wie Italienisch. Sie berieten sich eine Weile, und als sie auseinander gingen, wandte sich der eine nach Süden, in Richtung der französischen Armee in Cantalapiedra, und der andere begab sich nach Norden, in Richtung Douro. Mein Lord, ich glaube, die neapolitanischen Deserteure schicken Botschaften an ihre Landsleute mit der Aufforderung, sich ihnen anzuschließen. Vermutlich glauben sie, sie können mit dem Geld, das Sie oder General Castanos ihnen für die Kanonen bieten werden, in einem goldenen Schiff zurück nach Neapel segeln. Wahrscheinlich gibt es nicht einen unter ihnen, der nicht einen Bruder oder einen Cousin in irgendeinem anderen französischen Regiment hätte. Sie wollen nicht nach Hause kommen und ihren Müttern und Großmüttern gegenübertreten, ohne ihre Verwandten mitzubringen.«
    »Ich habe immer gehört, dass die italienischen Frauen ziemlich grimmig sind«, stimmte Oberst De Lancey ihm zu.
    »Mein Lord«, fuhr Major Grant fort, »wir müssen nur ein paar Neapolitaner ausfindig machen und sie fragen. Ich bin mir sicher, dass sie wissen, wo die Diebe und die Kanonen sind.«
    »Gibt es unter den Gefangenen von gestern irgendwelche Neapolitaner?«, fragte Wellington.
    Oberst De Lancey sandte einen Mann aus, um es herauszufinden.
    »Natürlich«, sprach Wellington nachdenklich weiter, »würde es mir viel besser passen, überhaupt nichts zu zahlen. Merlin!« (So nannte er Jonathan Strange.) »Wenn Sie so gut wären und eine Vision der Neapolitaner heraufbeschwören könnten, dann bekommen wir vielleicht eine Ahnung davon, wo sie und die Kanonen sich befinden, und dann können wir uns einfach aufmachen und sie holen.«
    »Vielleicht«, sagte Strange.
    »Vermutlich gibt es im Hintergrund einen merkwürdig geformten Berg«, sagte Seine Lordschaft gut gelaunt, »oder ein Dorf mit einem auffälligen Kirchturm. Einer der spanischen Führer wird den Ort erkennen.«
    »Vermutlich«, sagte Strange.
    »Sie scheinen sich nicht ganz sicher zu sein.«
    »Verzeihen Sie, mein Lord, aber – wie ich, glaube ich, schon einmal sagte – Visionen sind genau der falsche Zauber für eine solche Angelegenheit.« 71
    »Nun, haben Sie einen besseren Vorschlag?«, fragte Seine Lordschaft.
    »Nein, mein

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