Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jonathan Strange & Mr. Norrell

Jonathan Strange & Mr. Norrell

Titel: Jonathan Strange & Mr. Norrell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Clarke
Vom Netzwerk:
als überaus unfreundlich von Ihnen«, sagte Lascelles schließlich, »Geld dafür anzunehmen, dass ich ruiniert, verkrüppelt und in den Wahnsinn getrieben werde. Und ausgerechnet von Maria Bullworth! Warum sie so wütend auf mich ist, kann ich nicht verstehen. Die ganze Sache war ebenso ihre Idee wie meine. Ich habe sie nicht gezwungen, Bullworth zu heiraten. Ich habe ihr lediglich einen Ausweg angeboten, als sie seinen Anblick nicht länger ertragen konnte. Stimmt es, dass Strange mich auf ihren Wunsch hin an Lepra erkranken lassen sollte?«
    »Ach, wahrscheinlich«, sagte Drawlight und seufzte. »Ich weiß es nicht. Es bestand nie die geringste Gefahr, dass Ihnen etwas zustoßen würde. Sie sitzen hier, genauso reich, gesund und behaglich wie immer, während ich die elendste Kreatur in ganz London bin. Seit drei Tagen habe ich nicht mehr geschlafen. Heute Morgen haben meine Hände so gezittert, dass ich mir kaum mehr die Krawatte binden konnte. Niemand kann beurteilen, was für eine Schande es für mich ist, wie eine Vogelscheuche herumzulaufen. Aber mich empfängt sowieso niemand mehr, warum mir also deswegen Sorgen machen? Ich werde an jeder Tür in London abgewiesen. Ihres ist das einzige Haus, in das ich eingelassen werde.« Er hielt inne. »Das hätte ich Ihnen nicht erzählen sollen.«
    Lascelles zuckte die Achseln. »Was ich nicht verstehe«, sagte er, »ist, dass Sie geglaubt haben, mit einem so vollkommen absurden Plan davonzukommen.«
    »Er war überhaupt nicht absurd. Ganz im Gegenteil, ich habe meine... Klienten äußerst gewissenhaft ausgewählt. Maria Bullworth lebt vollkommen zurückgezogen von der Gesellschaft. Gatcombe und Tantony sind Bierbrauer! Aus Nottinghamshire! Wer hätte ahnen können, dass sie Strange jemals begegnen würden?«
    »Und was ist mit Miss Gray? Arabella Strange hat sie in Lady Westbys Haus am Bedford Square getroffen.«
    Drawlight seufzte. »Miss Gray ist achtzehn Jahre alt und lebte mit ihrem Vormund und seiner Frau in Whitby. Gemäß den Bedingungen im Testament ihres Vaters musste sie sich in all ihren Wünschen von ihnen beraten lassen, bis sie sechsunddreißig sein würde. Sie hassten London und waren entschlossen, Whitby niemals zu verlassen. Bedauerlicherweise zogen sich beide eine Erkältung zu und starben ganz plötzlich vor zwei Monaten, und das törichte Mädchen machte sich sofort auf den Weg in die Hauptstadt.« Drawlight hielt inne und leckte sich nervös die Lippen. »Ist Norrell sehr wütend?«
    »Wütender, als ich ihn je zuvor gesehen habe«, sagte Lascelles leise.
    Drawlight zog sich noch weiter in den Sessel zurück. »Was werden die beiden tun?«
    »Ich weiß es nicht. Seitdem Ihr kleines Abenteuer bekannt wurde, halte ich es für das Beste, mich am Hanover Square eine Weile nicht mehr blicken zu lassen. Von Admiral Summerhayes habe ich erfahren, dass Strange Sie fordern wollte.« (Drawlight stieß einen kleinen Schreckensschrei aus.) »Aber Arabella missbilligt Duelle, und deswegen ist nichts daraus geworden.«
    »Norrell hat kein Recht, böse auf mich zu sein!«, erklärte Drawlight plötzlich. »Er verdankt mir alles! Zauberer zu sein ist gut und schön, aber hätte ich ihn nicht überall eingeführt, hätte bis heute niemand von ihm Notiz genommen. Er ist früher nicht ohne mich ausgekommen, und er kann jetzt nicht ohne mich auskommen.«
    »Meinen Sie?«
    Drawlights Augen wurden größer als je zuvor, und er steckte einen Finger in den Mund, als wollte er zum Trost an einem Fingernagel kauen, aber da er noch immer Handschuhe trug, nahm er ihn sofort wieder heraus. »Ich komme heute Abend wieder vorbei«, sagte er. »Werden Sie zu Hause sein?«
    »Wahrscheinlich. Ich habe Lady Blessington halb versprochen, ihren Salon aufzusuchen, aber ich bezweifle, dass ich hingehen werde. Wir sind mit den Freunden schrecklich im Verzug. Norrell quält uns mit widersprüchlichen Anweisungen.«
    »Was für eine Arbeit! Mein armer Lascelles. Das tut Ihnen überhaupt nicht gut. Was für ein Sklaventreiber der alte Mann doch ist!«
    Nachdem Drawlight gegangen war, läutete Lascelles nach seinem Diener. »Ich werde in einer Stunde ausgehen, Emerson. Wallis soll meine Kleider zurechtlegen... Ach, Emerson. Mr. Drawlight hat die Absicht kundgetan, heute Abend erneut vorbeizuschauen. Wenn er kommt, lassen Sie ihn unter keinen Umständen ein.«
    Zur selben Zeit, als die obige Unterhaltung stattfand, hatten sich Mr. Norrell, Mr. Strange und John Childermass in der Bibliothek

Weitere Kostenlose Bücher