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Jones, Diana Wynne

Jones, Diana Wynne

Titel: Jones, Diana Wynne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 02 Die heiligen Inseln
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seine Scherze immer verstanden, Ham fast nie. Dann gab es noch Alda, die jeden mit ihrem Arris-Atem anhauchte, und Lydda, die einen Matrosen von der Liebliche Libby heiraten würde. Ich kenne sie einfach zu gut, dachte Mitt.
    Es half ihm wenig, wenn er hier herumstand, grinste und in die Ferne starrte. Mitt ging weiter. Wahrscheinlich wäre es am besten, überlegte er, wenn er den Fluchtweg nutzte, den Siriol so sorgfältig für ihn vorbereitet hatte.
    »Nein!«, rief Mitt aus. Nicht dass das er nicht wollte. Er wollte es sogar gern. Er hätte dafür seine Ohren geopfert. Aber er konnte sich an nichts mehr erinnern. Da er immer geglaubt hatte, er brauchte nicht zu fliehen, hatte er Siriols Plänen noch aufmerksamer zugehört als Hobins Vorträgen über Büchsen. Nur vage erinnerte sich Mitt daran, dass bei der Flucht ein Wagen und eine Parole wichtig waren. Aber das war auch schon alles, was er noch wusste. Von allen Narren, die auf der weiten Welt umherliefen, war er der größte!
    Was sollte er nur tun? Er konnte schließlich nicht den Rest seines Lebens damit verbringen, verstohlen durch die Straßen von Holand zu schleichen. Wenn er sich nach allen Wagen umsah, die es gab, würde er mit Sicherheit gefasst. An so etwas würden die Soldaten denken. Er wagte es nicht, nach Hause zu gehen. Dann würden Milda und Hobin ebenfalls verhaftet. Er traute sich nur eins zu: wie schon so viele Freiheitskämpfer vor ihm in den Koog zu fliehen. Doch dazu wusste er wiederum zu viel. Im Koog wurde man gehetzt. Und selbst wenn man das Glück hatte, eine Flinte zu besitzen und sich Vögel zum Essen schießen zu können, war es ein elendes Leben. Mitt hatte nicht einmal eine Büchse. Er wusste jedoch, wo welche zu finden waren: weggeschlossen in Hobins Werkstatt. Und dorthin wagte er sich nicht. Ach, seine Gedanken liefen im Kreis. Warum nur hatte er Siriol nicht zugehört? Diese Frage konnte er sich beantworten: weil er nicht im Geringsten über den Augenblick hinausgedacht hatte, in dem er die Bombe warf. Ich muss völlig den Verstand verloren haben!, sagte sich Mitt. Tu irgendetwas, na los!
    Er wollte nach Hause; jawohl, das und nichts anderes wollte er. Und ausgerechnet das durfte er nicht wagen.
    Oder doch? Hobin war den ganzen Tag fort. Milda war mit den Kleinen bei Siriol. Wenn Mitt nach Hause ging, dann folgten ihm vielleicht Spitzel. Aber Spitzel wären ohnehin in der Nähe, denn Hobin besaß Schießpulver. Angenommen, Mitt ging nach Hause, stahl eine Büchse und Munition und ließ es wie einen Einbruch aussehen? Jawohl, es würde auf jeden Fall nach einem Einbruch aussehen, denn um an die Büchsen und das Schießpulver zu kommen, müsste Mitt Schlösser knacken und die Siegel der Waffenhüter brechen. Man könnte es Hobin nicht vorwerfen, dass bei ihm eingebrochen worden war. Auf diese Weise lenkte Mitt sogar den Verdacht von ihm. Ja, je länger Mitt darüber nachdachte, desto mehr erschien es ihm als seine Pflicht, zu Hobin zu gehen und bei ihm einzubrechen. Und dann? Raus in den Koog und versuchen in den Norden zu fliehen.
    Nun hatte Mitt wieder ein Ziel, und das gab ihm beträchtlichen Auftrieb. Er fühlte sich nicht mehr so müde. Die Koogstraße war recht nahe. Absichtlich verdoppelte er den Abstand dorthin. Er wollte an so vielen Stellen wie möglich gesehen werden, um die Spitzel zu verwirren. Als er endlich an der hohen, schmierigen Mauer ankam, die ihren Schatten in den hinteren Teil der Werkstatt warf, war Mitt überzeugt, dass jeder Spitzel, der ihm zu folgen versucht hatte, vor morgen früh nicht ankommen würde. Eher erst übermorgen. Aber er sagte morgen, weil es immer klüger war, Harchads Spitzel nicht zu unterschätzen.
    Die Mauer stand auf der einen Seite einer Gasse, auf der anderen war eine lückenlose Wand. Mitt stellte sich davor und atmete tief durch. Er musste damit rechnen, gesehen zu werden, wenn er über die Mauerkrone kletterte. Wie lange brauchte jemand, um Hilfe zu holen und die Vordertür der Werkstatt einzuschlagen – oder Soldaten zu holen, die ihm die Arbeit abnahmen? Mitt musste genügend Zeit bleiben, um zu holen, was er brauchte, und noch ein wenig Verwüstung anzurichten. Trotzdem war es nur sehr wenig Zeit. Es würde reichlich knapp werden. Er wünschte, seine Knie würden nicht so sehr zittern und sein Herz nicht so stark klopfen. An solche Angst war er einfach nicht gewöhnt.
     

9.
    »Und ich habe alles verpasst!«, lautete Ynens enttäuschter Kommentar, als Hildy endlich wieder

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