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Josef und Li: Roman (German Edition)

Josef und Li: Roman (German Edition)

Titel: Josef und Li: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Vovsova
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Josef sich verbessern: »Warten Sie auf den dritten …« Und er musste sich wieder verbessern, denn auch der dritte gelang Li nicht.
    Li zischte etwas, und es hörte sich an wie überhitztes Fett, und Josef flüsterte ihr zu, während er sich zu ihr beugte: »Betteln wäre besser gewesen!« In dem Augenblick aber kamen zum Glück Vendula und Bára auf Inline-Skates auf sie zu. Sie hatten ihre Freunde dabei, und so landete der Topf mit dem Teig ausnahmsweise nicht auf Josefs Kopf.
    »Kaiserschmarrn, au ja! Das liebe ich«, rief Vendula und kaufte sich gleich einen. Und Josef und Li liebten wiederum Vendula. Und auch Bára liebte Kaiserschmarrn, zumindest sagte sie es in Gegenwart der anderen Leute. Und Josef und Li
liebten auch sie. Und dann wollten auch die anderen eine Portion Kaiserschmarrn, doch da gelangen Li schon richtige Pfannkuchen, rund und glatt wie kleine Sonnenräder.
    »Ich nehme dann noch einen als Provision«, flüsterte Vendula und Li gab ihr gleich einen mit dreierlei Geschmack. Aber nicht alle Leute, die vorbeigingen, waren so begeistert.
    Als eine Frau sah, wie Li die Pfannkuchen in die Luft warf, schüttelte sie nur den Kopf und sagte: »Diese Ausländer, jetzt überschwemmen sie auch schon die Parks!« Li hatte zum Glück nicht verstanden. Und auch Josef nicht. Er sah keine Ausländer, die irgendwohin schwammen. Zumal auch gar kein Wasser weit und breit zu sehen war. »Ich dachte, Kinderarbeit wäre verboten, aber von den Schlitzaugen lässt sich ja alles erwarten!«, knurrte die Frau noch, aber da stand auch schon Herr Bílek mit Olík am Pult und bestellte sich je einen Pfannkuchen von allen Geschmacksrichtungen.
    »Dann muss ich heute nicht mehr kochen«, sagte er und bezahlte fünfzehn Kronen. Und dann noch drei Kronen, weil Olík auch einen wollte, und Herr Bílek kaufte ihm liebend gern einen.
    »Du sehen, Josef, Bissniss ist Bissniss«, sagte Li und schüttelte die Blechbüchse, die Kasse, die schön rasselte. Doch plötzlich erstarrte Li. Und kurz darauf auch Josef. Etwas bahnte sich nämlich langsam und finster den Weg zu ihrem Stand.
    »Ach so was, hier wird gebrutzelt!«, sagte ein Etwas und leckte sich das Mäulchen.
    »Ich krieg plötzlich Hunger«, sagte ein anderes Etwas und leckte sich auch die Lippen. Und dann umkreisten diese Etwasse Josef und Li und bestellten vier Pfannkuchen mit dreierlei Geschmack, und Josef und Li konnten nicht mehr so tun, als ob vor ihnen nur irgendetwas oder irgendeine Fata Morgana stehen würde, denn es waren die Tigerkrallen aus Fleisch und Blut.
    »Nein, einen Pfannkuchen nur mit zweierlei Geschmack«, verbesserte Šíša Helena, denn er mochte keinen Kakao. Li packte gleich jedem von ihnen einen Pfannkuchen in die Serviette und begann wie eine echte Verkäuferin laut zu rechnen: »Also das machen drei mal fünf und ein mal vier … machen … machen …«
    »Null!« sprang ihr Helena ins Wort und riss Li die Pfannkuchen aus der Hand.
    »Das kein Null sein«, wandte Li ein, aber Helena bestand darauf, dass es eine Null sei und dass Li das zu Hause nachrechnen könne.
    »Da wird dir der Josef aber bestimmt dabei helfen, nicht wahr, Joseferl?«, sagte Helena und lächelte Josef süffisant an, der aber schaute lieber weg.
    Und dann machten sich Helena und die übrigen Tigerkrallen über die Pfannkuchen her. Sie mussten wohl sehr gut schmecken, denn sie schmatzten laut, schnaubten selig und verdrehten die Augen – allen voran Máchal – und sie sagten auch, so köstliche und billige Pfannkuchen hätten sie noch nie gegessen. Li stockte vor Wut der Atem. Solch eine Ungeheuerlichkeit brachte sie auf die Palme. Und Josef schaute obendrein die ganze Zeit auch noch woanders hin, als ob er nicht anwesend wäre, als ob er nicht wüsste, was um ihn herum passiert. Das störte Li eigentlich am meisten. Dass sich
Josef überhaupt nicht wehrte. Dass er nichts unternahm. Doch dann passierte etwas noch viel Schlimmeres. Helena bemerkte die Geldbüchse. Und ehe sich Li versah, schnappte sich Helena die Büchse und war auf und davon. Und die übrigen Tigerkrallen auch. Sie verschwanden unter Gelächter und hinterließen nur eine Staubwolke.
    »Na mache schon! Hinterher, du sie nicht kannst entkommen lasse!«, versuchte Li Josef aufzurütteln, aber der winkte nur ab. Es hatte keinen Sinn. Er könne sie sowieso nicht einholen. Und wenn ja, dann würden sie die Kasse sicher nicht herausrücken.
    Li schaute ihn eine Weile verständnislos an und dann verließ sie ohne ein

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