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Josef und Li: Roman (German Edition)

Josef und Li: Roman (German Edition)

Titel: Josef und Li: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Vovsova
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gleichzeitig mit seinen Ohren wackeln, die Augen verdrehen, sein Kinn, seine Hände, Füße und Nase würden zittern. Am liebsten wäre er nämlich vor Freude gehüpft und hätte gebrüllt, genauso wie die Jungs. Aber er musste – genauso wie die Jungs – cool bleiben und so tun, als ob nichts wäre.
    Ein paar Minuten später waren schon alle auf dem Weg zum Haus mit der roten Fassade. »Du darfst dir bloß nicht Honig ums Maul schmieren lassen. Sie ist schrecklich gerissen!«, warnte Máchal Josef.
    »Ich weiß nicht, wer sich denn die ganze Zeit Honig ums Maul schmieren hat lassen?!«, gab Josef zurück, der nicht belehrt werden wollte, schon gar nicht von Máchal.
    »Also ich war nicht mit ihr verlobt!«, empörte sich Máchal und die Segel standen schon auf Sturm. Zum Glück tauchte aber nach der nächsten Ecke das Haus mit der roten Fassade auf und die Jungs beruhigten sich wieder.
    »Wir werden sie irgendwie herauslocken müssen«, flüsterte Šíša, aber Josef hatte einen ganz anderen Plan. Es war im Grunde genommen gar kein Plan, vielmehr eine spontane Idee. Aber eine ganz klasse Idee! Damit konnte er die Jungs beeindrucken. Er schwang sich nämlich auf das Gesims und kletterte an der Regenrinne zum Balkon im ersten Stock. Máchal und Hnízdil, die unter keinen Umständen hinter ihm zurückbleiben wollten, schwangen sich ebenfalls auf das Gesims. Und auch Šíša, dem es zunächst nichts auszumachen schien, hinten zurückzubleiben, folgte, nachdem er von Máchal zusammengefaltet worden war, er solle doch endlich nachkommen.
    »Und jetzt?«, flüsterte Hnízdil, als sie alle oben angekommen waren und sich auf dem kleinen Balkon drängten, und schaute dabei fragend Josef an. Anstatt eine Antwort zu geben, legte er seinen Zeigefinger auf den Mund und öffnete langsam und geräuschlos die Balkontür, die ins Wohnzimmer führte.
    Frau Bajerová nickte gerade vor dem Fernseher ein. Sie hatte eine grün-rosa-farbene Decke über sich geworfen, und so verschmolz sie mit ihrer Umgebung wie ein Nachtfalter in einem grün-rosa-farbenen Wald. Und als sie sah, dass direkt vor ihrer Nase eine Reihe kleiner Jungs durch das Zimmer marschierte, wusste sie nicht, ob sie wach war oder träumte.
    Die vier bewegten sich auf Zehenspitzen vorwärts und hatten keine Ahnung, dass Frau Bajerová sich auch im Raum befand. Frau Bajerová brachte zunächst kein Wort heraus. Erst als Josef mit seiner Hand das Zeichen gab, dass jetzt der richtige Augenblick war, um in Helenas Zimmer zu
stürmen, hörten sie hinter ihrem Rücken: »Wo geht’s denn hin, meine Herren?!«
    Es war nicht klar, wer in dem Moment mehr erschrak. Die Jungs, die sich entsetzt nach der Stimme umdrehten und Frau Bajerová vor sich sahen, von Kopf bis Fuß in eine Decke eingewickelt, sodass sie aussah wie die Puppe eines riesigen Schmetterlings. Oder Helena, die eben aus ihrem Zimmer gekommen war.
    »Was macht ihr denn hier?« Frau Bajerová starrte die Jungs an und die versanken vor Scham im Erdboden.
    »Wir … wir … wir kommen nur, um den Papagei zu holen«, stotterte Josef und Frau Bajerová entfuhr ein kurzes Lachen, als ob sie einen besonders gelungenen Witz gehört hätte.
    »Also einen Papagei kommen sie holen, da schau her! Und einen Elefanten wollt ihr nicht? Einen Elefanten oder ein Krokodil?«
    Helena studierte auf dem Boden das verworrene Muster des Teppichs, als ob darin ein Rettungsplan eingezeichnet wäre.
    »Nein, wir wollen nur den Papagei!«, bestand Josef auf seiner Forderung und Frau Bajerová verlor allmählich die Geduld.
    »Damit das klar ist, hier drinnen ist kein Zoo und es gibt auch keine Papageien!«
    Frau Bajerová drehte sich zu Helena, die immer weiter zu schrumpfen schien, und sagte: »Hab ich nicht Recht, Helena?«
    »Du hast Recht«, piepste Helena und sagte eigentlich die Wahrheit, denn bei ihnen zu Hause war tatsächlich kein Zoo.
    »Da seht ihr«, rief Frau Bajerová triumphierend, »Tiere gehören in die Natur und euch gehört ordentlich der Kopf gewaschen! Bei uns gibt’s keine Tiere!«
    Die Jungs schauten betreten die aufbrausende Person an, die ihnen noch ein paarmal sehr deutlich klarmachte, dass Tiere nicht in eine Wohnung gehörten und ihnen der Kopf gewaschen gehöre, und Helena tat ihnen fast leid, weil sie so eine Mutter hatte.
    »Einfach so in fremde Wohnungen einzudringen! Dass ihr euch nicht schämt! Was stellt ihr erst an, wenn ihr fünfzehn seid?! Raus mit euch, ihr Bengel! Noch ein Wort und ich rufe die

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