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Josepsson, Aevar Örn

Josepsson, Aevar Örn

Titel: Josepsson, Aevar Örn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wer ohne Sünde ist
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genug vor den Versammlungen, damit er überprüfen konnte, ob alles so war, wie es sein sollte. Und auch hinterher brachte er immer alles in Ordnung.« Der Meister stieß einen Seufzer aus. »Ich fürchte, dass die jungen Leute, die das jetzt übernommen haben, nicht ganz so ordentlich und akkurat sind wie der Verstorbene.«
    »Nein«, sagte Árni nach kurzem Schweigen. » Sorry , aber irgendwie kriege ich das nicht auf die Reihe.«
    »Was denn?«
    »Dieser gewissenhafte Zuarbeiter Gottes erscheint dann auf einmal nicht mehr bei den Versammlungen. Der Mann, der sich um die Lautsprecheranlage gekümmert hat, ist urplötzlich wie vom Erdboden verschluckt, er meldet sich nicht – nun ja, der Ärmste war ja schließlich auch tot. Hat ihn denn niemand hier vermisst? Seid ihr nicht auf die Idee gekommen, nach ihm zu sehen, habt ihr nicht nachgeforscht, was aus der treuen Seele geworden ist? Soll man nicht der Hüter seines Bruders sein?«
    »Doch«, stimmte Magnús ihm ohne zu zögern bei, »das soll man, so sagt uns die Heilige Schrift. Und glaub mir, wir haben versucht, Verbindung mit Ólafur aufzunehmen. Wir haben auch für ihn gebetet, denn wie gesagt, er wurde sehr vermisst. Aber wir bekamen einfach keine Verbindung zu ihm.«
    »Und warum habt ihr dann nichts unternommen? Hattest du keine Angst, dass ihm etwas zugestoßen sein könnte? Weshalb hast du dich nicht an die Polizei, an uns gewandt und uns gebeten, etwas zu unternehmen, nach ihm fahnden zu lassen, irgendetwas. Du hast da doch die besten Verbindungen, würde ich denken.«
    »Gewiss«, sagte Magnús, »gewiss. Und bestimmt hätte ich mich an Svavar gewandt, auf den du vermutlich anspielst, wenn ich nicht völlig überzeugt gewesen wäre, dass Ólafur nicht nur am Leben war, sondern auch bei bester Gesundheit. Ich weiß inzwischen, dass diese Gewissheit auf einem Missverständnis beruhte, aber das ist es ja unter anderem, was uns Menschen kennzeichnet. Wie oft laufen wir nicht Gefahr, uns zu irren, und gleichzeitig bilden wir uns arroganterweise ein, unser Wissen sei mehr als das, was der Herr uns vermittelt hat.«
    Árni kämpfte einen schweren inneren Kampf, während er auf seinem Stuhl saß und Magnús zuhörte. Die affektierte und schleimige Ausdrucksweise war so übertrieben, dass sie ihm zusätzlich zu den geistigen fast körperlich spürbare Qualen verursachte. Dennoch bemühte er sich nach Kräften, eine möglichst neutrale Miene aufzusetzen und beizubehalten.
    »Diese Gewissheit, dass Ólafur bei bester Gesundheit war«, erkundigte er sich, »auf welchem Missverständnis beruhte sie, wenn ich fragen darf?«
    Magnús hob die buschigen, aber gepflegten Brauen.
    »Du machst einen aufgeweckten Eindruck, junger Mann, insofern müsstest du dir das eigentlich auch selbst denken können. Ein Mann, der aus einzigartiger Gewissenhaftigkeit und außerordentlicher Großzügigkeit heraus jeden Monat eine halbe Million Kronen auf das Konto unserer Gemeinschaft einzahlt – ja, man kommt selbstredend nicht umhin, sich zu fragen, wohin er entschwand und weshalb, aber dass er seine allerletzte Reise angetreten hätte, das wäre einem wohl als Allerletztes eingefallen.« Er beugte sich vor und sah Árni mit starrem Blick an. »Und sag mir nicht, junger Freund, dass ihr nichts von diesen Überweisungen wusstet. Ich bin ein gläubiger Mensch, ein Mann des Geistes und ein Streiter Gottes, aber das bedeutet nicht, dass ich mich nicht mit den winkligen Pfaden dieser Welt auskenne, die wir die unsere nennen – noch.« Magnús lehnt sich zurück und lächelte. Die Audienz war beendet.
    Árni ließ trotzdem nicht locker. »Hast du jemals Ólafur zu Hause besucht?«
    »Nein.«
    »Du hast dich nie dazu herabgelassen, diesen gewissenhaften und freigebigen …«
    »Er hat mich besucht. Seinen Gott besucht und seine Geschwister im Glauben, und das regelmäßig. Das genügte ihm, und das genügte Gott. Wir haben nach ihm geforscht, als er verschwand, aber ihn nicht gefunden. Hier.« Magnús griff nach einem dicken, schwarzen Buch auf seinem Schreibtisch und behielt es noch eine Weile in der Hand, bevor er es Árni reichte. »Lies das, mein Freund, und dann können wir uns wieder unterhalten. Wann auch immer.«
    Er stand auf und hielt Árni die Bibel hin. Der nahm sie zögernd entgegen und verabschiedete sich. Kaum hatte sich die Tür hinter ihm geschlossen, zog er eine Plastiktüte aus der Tasche und wickelte sie vorsichtig um die Bibel.
    *
    Stefán hatte die Zigarre des Tages

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