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Josepsson, Aevar Örn

Josepsson, Aevar Örn

Titel: Josepsson, Aevar Örn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wer ohne Sünde ist
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Sekunden mit Leichtigkeit in der Lagerhalle verschwunden sein können, bevor der Meister und Ólafur die Treppe herunterkamen und nach draußen gingen?«
    »Doch, ja. Aber bei Letthaus war überhaupt niemand, also …«
    »Lalli kann doch da reingegangen sein, auch wenn niemand anwesend war. Habt ihr darüber mal nachgedacht?«
    »Ja, doch, haben wir, aber …«
    »Aber trotzdem seid ihr zu dem Schluss gekommen, dass Lalli Fett etwas mit dem Mord an Ólafur zu tun hat«, stöhnte Stefán. »Weil sie letztes Jahr zu Ostern zur gleichen Zeit weniger als eine Minute zusammen im gleichen Haus waren. Und das, obwohl wir einen Mann im Visier haben, der aller Wahrscheinlichkeit nach Ólafur umgebracht hat.« Er schüttelte den Kopf. »Keine Ahnung, was in euren Köpfen vorgeht«, fuhr er fort, »aber für mich klingt das nicht sonderlich …« Er brach den Satz ab, als er die überhebliche Miene sah, die sich in Þórðurs hagerem Gesicht breitmachte. »Und was jetzt?«, fragte er gereizt.
    Þórður zog einen weiteren Umschlag aus der Brusttasche und legte ihn mit theatralischem Schwung auf den Tisch. »Die hier wurden im vergangenen Jahr eine Woche nach Ostern gemacht«, sagte er. »Genauer gesagt am Montag, dem fünften April 2005. Wir haben damals keine Verbindung dazwischen gesehen, das hat sich irgendwie überschnitten. Es ließ sich ja auch allenfalls über die Adresse eine Connection herstellen. Und bei all unserem bürokratischen Papierkram fiel bei niemandem der Groschen, ihr wisst, wie das ist. Es gab ja auch nicht den geringsten Anlass, Verbindungen zu ziehen. Aber jetzt schon.« Stefán sah Þórður eine ganze Weile misstrauisch an, bevor er ihm den Gefallen tat, sich die Fotos in dem Umschlag anzusehen.
    Sie waren ebenfalls nicht sonderlich scharf, doch trotzdem waren die beiden Männer auf ihnen gut zu erkennen. Sie befanden sich offensichtlich in einem Imbisslokal und unterhielten sich lebhaft. Der eine war schwarz gekleidet, muskulös und groß gewachsen, er hatte ein Tattoo am Hals, einen Vollbart und einen kahlrasierten Schädel, ein Typ wie aus einem amerikanischen Krimi. Der andere trug eine Jeansjacke, er hatte Geheimratsecken, und die mausfarbenen Haare rings um den aufgehenden Vollmond auf dem Scheitel standen wirr vom Kopf ab. Er saß über das Essen gebeugt und hatte die Augen weit aufgerissen. Stefán wusste, dass er ziemlich groß war, doch im Vergleich zu dem Kahlgeschorenen wirkte er geradezu schmächtig. Er reichte Katrín die Fotos, die sie rasch durchblätterte.
    »Ási Stero und Úlfur«, sagte sie, während sie Þórður die Bilder zurückreichte. »Was für eine Verbindung besteht zwischen den beiden?«
    »Tja, das ist wohl die ganz große Frage, nicht wahr?«, antwortete Þórður wichtigtuerisch.
    »Wie groß sie ist, weiß ich nicht«, erklärte Stefán trocken, »aber hast du irgendwelche Anworten?«
    *
    Úlfur blickte sich um und versuchte die Lage einzuschätzen. Das Zimmer hatte nur die eine Tür zum Korridor, über den er in diesen Raum geführt worden war. Da hatte sie sich aber öffnen lassen, wohlgemerkt, und das war im Augenblick nicht mehr der Fall, das hatte er getestet. Sie war fest verschlossen. Er kam zu dem Schluss, dass das nichts Gutes zu bedeuten hatte.
    Ási hatte ihm zwar versichert, dass alles wieder in Ordnung käme, er solle einfach relaxen und sich keine Gedanken machen. Ási wollte mit Lalli sprechen, und gemeinsam würden sie ganz schnell eine Lösung für das Problem finden. Úlfur konnte sich aber des Gefühls nicht erwehren, dass das ebenfalls nichts Gutes zu bedeuten hatte. Vielleicht genau deswegen, weil er vor einer Stunde gehört hatte, wie Ási von außen den Schlüssel im Schloss umdrehte. Sogar der Flachmann mit Rum, den Ási auf den Schreibtisch gestellt hatte, bevor er ging, trug kaum etwas zu Úlfurs Beruhigung bei. Der erste Schluck hatte allerdings gutgetan und ihm geholfen, intensiv mit sich zu Rate zu gehen. Die Tür abzuchecken und darüber nachzudenken, weshalb Ási ihn eingesperrt hatte.
    Úlfur war sich seit langem darüber im Klaren, dass er nicht die größte Intelligenzbestie auf dieser Insel war, diese Illusion hatte er sich abschminken müssen, als er vor achtzehn Jahren zum ersten Mal in Gefängnis von Litla-Hraun landete, damals war er achtzehn gewesen. Bislang hatte er aber sich und die Seinen damit trösten können, dass er auch nicht der Allerdümmste war, doch dieser Trost schien sich nunmehr in Nichts aufzulösen. Er stand

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