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Josepsson, Aevar Örn

Josepsson, Aevar Örn

Titel: Josepsson, Aevar Örn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wer ohne Sünde ist
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Jahr warst du doch total abgebrannt, und da wollte ich dir Geld leihen. Dazu ist es aber nie gekommen, deswegen hab ich einfach nur überlegt, wie du das alles schaffst.«
    Hólmfríður legte den Kopf schräg. »Mein lieber Bárður«, sagte sie nach kurzem Schweigen, »du warst schon immer ein hoffnungsloser Schauspieler.« Sie zog den Bademantel zurecht und ging zu ihrem Bruder, legte ihm die Hände auf die Schultern und schob ihn von sich, um ihn dazu zu zwingen, ihr in die Augen zu sehen.
    »Was hat dein Ragnar jetzt schon wieder für dummes Zeug geschwätzt?«, fragte sie gereizt. »Was soll ich denn nun verbrochen haben?«
    Bárður wich ihrem Blick aus. »Komm, trinken wir einen Kaffee. Fangen wir damit an. Willst du eine Scheibe Toast?«
    *
    »Okay«, sagte Katrín, von Gewissensbissen geplagt, aber mit gespielter Munterkeit in der Stimme, »also bei euch ist schwer was los?«
    »Jaha«, sagte ihr Sohn Eiður, »alles voll super. Und nachher darf ich ans Steuer und alles.«
    Katrín zuckte zusammen. »Du darfst ans Steuer? Meinst du in unserem Jeep?« Außer dem in die Jahre gekommenen Mazda besaßen Sveinn und sie einen drei Jahre alten Nissan Patrol auf 38-Zoll-Reifen, mit allem Drum und Dran. Unbestreitbar ein tolles Spielzeug, aber inzwischen auch ein unerhört kostspieliges, seit die Treibstoffpreise die Grenzen des Anstands mehr als überschritten hatten.
    »Nehee, du spinnst wohl?«, kreischte ihr achtjähriger Sohn schockiert. »Nur so ein Spaßmotorrad, so ein kleines, du weißt schon. Aber trotzdem ein richtiges, verstehst du?«
    Katrín war sich nicht sicher, ob sie verstand, atmete aber trotzdem auf. »Ach so«, sagte sie und entschloss sich, ihn nicht weiter zu diesem Thema zu befragen. »Und was macht ihr sonst noch?«
    »Weiß ich noch nicht«, sagte Eiður, »aber das wird bestimmt auch klasse. Bötchen fahren, und wir machen Ausflüge und so was. Voll super. Warum bist du nicht mitgekommen? Du fährst doch sonst so gern mit uns weg?«
    Katrín glaubte, sowohl Enttäuschung als auch Vorwürfe aus seiner Stimme herauszuhören, kam aber dann zu dem Schluss, dass sie sich das nur einbildete. Deswegen brauchte das Gespräch nicht in die Länge gezogen zu werden. Er war ja schließlich erst acht, mahnte sie sich selber, und seine Schwester zwölf. Ein Eis und eine Fahrt ins Schwimmbad reichten, um sämtliche Gedanken an Mama in den Hintergrund zu schieben. Die sie außerdem bereits am nächsten Sonntag mit ausgebreiteten Armen in Empfang nehmen würde. Sie wandte sich wieder ihrem Rechner und den anliegenden Aufgaben zu.
    Lalli Fett, dachte sie, kaum zu glauben, wie angestrengt alle darum bemüht waren, ihn zum Drahtzieher hinter allen möglichen Verbrechen zu machen. Sie musste aber zugeben, dass es zweifellos verdammt Spaß machen würde, diesen miesen Typ beim Wickel zu kriegen.
    Vertraute Schritte auf dem Korridor verhinderten, dass Katrín sich irgendwelchen Tagträumen über eine verdiente Strafe für Lárus Kristjánson hingeben konnte.
    »Árni?«, rief sie, und die Schritte hielten inne.
    »Hi«, sagte Árni und steckte seinen verwuschelten Kopf zur Tür herein. Unmöglicher Haarschnitt, und schlecht rasiert wie gewöhnlich, schoss es Katrín unwillkürlich durch den Kopf. »Hi«, sagte sie ebenfalls, »bist du schon wieder da?«
    Árni nickte und ließ sich auf dem Besucherstuhl nieder. »Sonnenbraun und schnuckelig«, bestätigte er ungewöhnlich aufgekratzt. »Wie geht es Guðni?«
    »Er lebt, leider«, sagte Katrín grinsend. Árni erwiderte das Grinsen. Er ist wirklich braun, dachte Katrín, und auf seine alberne Weise auch ein bisschen schnuckelig.
    »Tja, es braucht wohl mehr als einen Block in Breiðholt, um Guðni zur Strecke zu bringen. Obwohl ich nicht verstehe, wie überhaupt irgendjemand in so einem Kasten überleben kann.«
    Und überheblich, fügte Katrín im Stillen hinzu. So, wie sie Árni kannte, zweifelte sie keinen Augenblick daran, dass es ihm mit der letzten Bemerkung ernst war. Árni lebte in einem Dreiparteienhaus im Þingholt-Viertel, Reykjavík 101, am isländischen Nabel der Welt. Und in ihrer Anwesenheit hatte er sowohl in nüchternem als auch in angeheitertem Zustand verlauten lassen, dass er nirgendwo anders leben könnte, obwohl er genau wusste, dass sie im vierten Stock eines Häuserblocks im Hvassaleiti-Viertel wohnte. Sie glaubte zu wissen, dass das in den Augen des Knirpses , wie der Hund ihn zu nennen pflegte, genauso unmöglich war wie die Blocks in

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