Joshua Fantasio & Kalitos Legende und der schwarze Zeitmesser (German Edition)
Äußerlich sahen sich die beiden recht ähnlich, auch wenn Tony ein paar Jahre älter und ein wenig größer war, aber vom Charakter unterschieden die Brüder sich doch wesentlich. Im Gegensatz zu Peter, der immer ein wenig ängstlich und zurückhaltend war, war Tony eher aufgedreht, hatte immer einen guten Witz auf Lager und schien auch jede Menge Schabernack im Kopf zu haben. Er war schon im vierten Jahrgang und kannte eine Menge Zaubersprüche, und obwohl es älteren Schülern eigentlich untersagt war, dass erlernte Wissen an jüngere Schüler weiterzugeben, hatte er ihnen hin und wieder trotzdem einen kleinen Zauber beigebracht; natürlich nur unter der Voraussetzung, dass sie nichts ausplaudern würden, was ihm seine Zuschauer auch stets versicherten. Außerdem waren es wirklich harmlose Zaubersprüche. Tony zeigte ihnen, mit welchen Zaubern man Gummihummeln zum Abstürzen bringen konnte, wie man leckere Schokoladentörtchen vorübergehend in Hundehaufen verwandeln oder wie man sich rote Pocken ins Gesicht zaubern konnte, wenn man mal die Schule schwänzen wollte.
Langweilig wurde es auf Schloss Wahanubus eigentlich nie, außer in der Pflanzen- und Kräuterkunde von Mrs. Selmaredh. Ihr Unterricht war von der ersten Stunde an zum Einschlafen langweilig gewesen, und Joshua, Tom und Peter hatten häufig alle Mühe gehabt, ihre Augen während des Unterrichts offen zu halten. Manchmal mussten sie Kräuter und Blumen in ihre Hefte abmalen, damit sie sich die verschiedenen Pflanzen besser einprägen konnten. Ein paar Mal gingen sie auch in den Eulenwald, um Blumen zu pflücken und Kräuter einzusammeln. Das hatte zumindest einigen Mädchen Spaß gemacht, aber das anschließende trocknen und sezieren der Kräuter war wiederum tödlich langweilig gewesen. Rundum war Kräuter- und Pflanzenkunde ein sehr einschläferndes Fach für alle Schülerinnen und Schüler.
Joshua war nun schon mehr als sechs Wochen in der Wahanubusschule und mit der Weile machte sich bei ihm ein kleines wenig Heimweh breit. Er dachte öfter an die - wenn auch nicht immer einfache, aber dennoch schöne - Zeit auf der Erde zurück. Was war die Welt doch einfach gewesen, dachte er sich ab und zu vor dem Zubettgehen. Früher kam morgens immer regelmäßig der Schulbus, die Nachmittage verbrachte er meist mit Tom oder schlug sich mit den Hausaufgaben herum, abends kochte ihnen Mathilda etwas Leckeres zu essen und einmal am Tag ging er mit Max spazieren.
Als er so darüber nachdachte, stellte er fest, dass sich einige Dinge gar nicht geändert hatten. Aber die meisten Dinge hatten sich eben doch geändert. Was er alles erlebt hatte und über sich selbst herausgefunden hatte, ging kaum unter eine Kuhhaut, wie Mathilda immer so schön zu sagen pflegte. Er hatte das Gefühl, dass er in die neue Welt erst noch hineinwachsen musste. Manchmal war ihm das aber dennoch alles zu viel, und dann wünschte er sich, dass alles wieder so wäre wie früher. Andererseits konnte er sich eine Welt ohne die Zauberei, ohne Skryyfall, Wahanubus oder Zwerge, Elfen und Halblinge, auch wenn er Letzteres nicht allzu sehr mochte, gar nicht mehr vorstellen. Sein Kopf war gelegentlich hin- und hergerissen und dann überkam ihm manchmal das stechende Gefühl des Heimwehs. Er freute sich in solchen Situationen, dass Tom bei ihm war, denn ohne ihn wäre sein Heimweh wohl noch viel größer gewesen.
Eines Abends, als halb Wahanubus schon schlief, piesackten Joshua wieder einmal die kleinen Stiche des Heimwehs und ließen ihn nicht zur Ruhe kommen. Er hockte vor dem Fenster des Menelnius-Quartiers und ließ seinen Blick über die abendliche, märchenhafte Landschaft Zomanas schweifen. Der orangefarbene Pluto stand hoch am Himmel und glühte wie eine riesige Laterne. Es war der erste Wochentag, was bedeutete, dass es in jener Nacht nicht richtig dunkel werden, sondern ein halbhelles Licht herrschen würde, als ob gleich fünf Monde gleichzeitig die Welt beleuchteten.
Heute war wieder einer der Tage, wo er keinen, allenfalls ein wenig Schlaf finden würde. Mrs. Hobbingons hatte einmal gesagt, dass die Kinder in den ersten Tagen auf Zomana abends schnell müde werden würden, weil sie sich erst an den hohen Anteil Magie, der überall in der Luft schwebte, gewöhnen müssten; diese Eingewöhnungsphase war nun vorüber und fortan wirkten die kleinen, magischen Helferchen nicht mehr beim Einschlafen.
Joshua entschied , noch einen kleinen Spaziergang zu machen; vielleicht würde das ja
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