Joshua Fantasio & Kalitos Legende und der schwarze Zeitmesser (German Edition)
schlich die ältere Oberbibliothekarin lautlos mit ihren Filzpantoffeln an der Regalreihe der beiden Jungs vorbei. Sie warf ihnen dabei einen kurzen ermahnenden Blick zu; Peter lächelte freundlich zurück.
„Außerdem hat sie Ohren wie eine Katze“, erzählte Peter ganz leise. „Wir sollten lieber selbst nach dem Buch suchen.“
Zunächst durchs töberten sie die Biografien-Regale mit dem Buchstaben wie William. Als sie dort nicht fündig wurden, machten sie bei wie Bleu weiter und anschließend bei wie Chuck, aber bei allen drei Buchstaben fanden sie nichts. Schließlich durchsuchten sie die Regale über alte Legenden, aber auch dort war nichts zu finden. Nach einiger Zeit fanden sie allerdings ein Regal mit der Beschriftung „Seemannsgarn“.
„ Hier werden wir bestimmt fündig!“, sagte Joshua hoffnungsfroh.
Mrs. Bellary Quibbling beugte sich weit über ihre Schreibtischinsel und schob den beiden einen ungemütlichen Blick zu.
„ Pssst! Nicht so laut bitte!“, zischte sie und schüttelte dabei energisch den Kopf.
„Entschuldigung“, antwortete Peter leise für Joshua.
In der obersten Reihe entdeckten sie etliche Bücher, die über Kapitäne und Piraten berichteten. Sie zogen so viele Wälzer aus den Regalen wie sie tragen konnten und setzten sich dann an einen der grünen Lampentische. Mrs. Quibbling beäugte sie dabei skeptisch, als die beiden Jungs knappe zwei Dutzend Bücher mit sich herumschleppten.
Als Joshua und Peter die Bücher auf ihrem Tisch verteilt hatten, begannen sie zu lesen, oder besser gesagt , sie überflogen die Inhaltsverzeichnisse, sofern sie denn welche hatten.
Bei der Hälfte der Bücher stand relativ schnell fest, dass sie dort nichts über jenen William Bleu Chuck finden würden, aber bei den anderen zwölf Büchern, die leider keine Inhaltsverzeichnisse hatten, half es nur, sie zu durchzulesen.
„Hast du schon etwas gefunden?“, fragte Joshua nach einer halben Stunde.
„Nein, noch nicht“, antwortete Peter. „Hier steht nur etwas über die vier Weltmeere Zomanas und einem gewissen Kapitän Flint drin, der einer der größten Piratenjäger aller Zeiten gewesen sein soll. Vor dreihundert Jahren hat es hier wohl nur so gewimmelt von Piraten. Kapitän Flint soll mehr als fünfzig Piratenschiffe versenkt haben. Vielleicht ist er aber auch nur ein Hochstapler und die Geschichte ist nur erfunden. Ein William Bleu Chuck war jedenfalls bis jetzt noch nicht darunter, aber das Buch hat über siebenhundert Seiten und ich bin erst auf Seite dreißig. - Wie heißt das Buch, das du gerade liest?“
Joshua drehte sein Werk um, so dass er den Buchrücken lesen konnte. „Es heißt: Die acht Piratenhäuptlinge vom runden Meer.“
„Und?“, fragte Peter skeptisch.
„Da steht allerlei Zeugs über die Regeln der Piraten, ihrer Trinkgewohnheiten und ihrer liebsten Seemannslieder drin. Ein paar Piratenhäuptlinge wurden auch schon vorgestellt, aber von einem Williams Bleu Chuck fehlt auch hier jede Spur.“
Sie machten sich wieder an die Arbeit. Joshua und Peter waren zwar beide begeisterte Leser, aber nach drei Stunden waren auch sie geschafft und hatten mittlerweile auch schon ganz kleine, müde Augen bekommen.
„Machen wir Schluss für heute“, schlug Joshua vor und klappte das Buch etwas lauter zu.
„Pssst!“, machte Mrs. Quibbling.
Peter zeigte Joshua einen Scheibenwischer im Hinblick auf die penible Oberbibliothekarin. Anschließend räumten die beiden ihren Platz wieder auf. Ein paar der vielversprechenden Bücher liehen sie sich aus. Mrs. Quibbling ermahnte die beiden, mit den Büchern pfleglich und sorgfältig umzugehen und ja keine Eselsohren hineinzumachen. Schließlich ließ sie die beiden gehen.
„Die hat wirklich nicht mehr alle Tassen im Schrank“, sagte Joshua zu Peter, als sie wieder draußen auf dem Hof waren.
„Das kannst du aber laut sagen.“
Nach dem Abendbrot lasen die beiden weiter, bis ihnen die Augen zufielen und die graue Nacht über Wahanubus hereinbrach.
Auch den nächsten Nachmittag verbrachten sie mit Lesen. Sie hatten sich mit den ausgeliehenen Büchern unter den großen Apfelbaum auf dem Schulhof gesetzt.
Nach einer ganzen Weile, als beide schon wieder quadratische Augen hatten, kam Tom auf sie zu; und er ging ziemlich schnell, was ungewöhnlich für ihn war, denn der etwas dickere Knabe schlug meist eine recht gemütliche Gangart ein.
Völlig außer sich blieb er vor Joshua und Peter stehen. Sein Gesicht war
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