Joshua Fantasio & Kalitos Legende und der schwarze Zeitmesser (German Edition)
Homunkulus schaute den bettelnden Zwerg spitzbübisch an und erfreute sich sichtlich an seinem langsamen Vergehen. Kurz darauf schwanden Frodols letzten Kräfte. Seine flehenden Augen wurden glasig, sein Arm sank zu Boden, aber dennoch umklammerte er den Kristall fester denn je, als wäre er ein Teil von ihm. Dann gab der Zwerg keinen Mucks mehr von sich.
Joshua, der das schreckliche Szenario wie gelähmt mitverfolgt hatte, traf in jenem Moment der stechende Schmerz der Trauer. Sein Herz zog sich zusammen, als sein einstiger Schutzherr, den er erst vor kurzem kennengelernt hatte, seinen letzten Atemzug von sich gegeben hatte.
Qworl sprang vom Sarg hinunter und landete auf dem Bauch des Zwerges. Dort piekste er ihm mit einer Kralle in die Rippen. Der Zwerg rührte sich nicht mehr, ganz zur Zufriedenheit des kleinen Schwarzgnoms. Er ließ ihn achtlos liegen und näherte sich nun mit schnellen Schritten und sehr zielstrebig dem Zauberschüler; er schien nun keine Zeit mehr verlieren zu wollen.
Joshua, der schweren Herzens einsehen musste, dass er für Frodol nichts mehr tun konnte, war für einen kurzen Moment noch von dem Schock blockiert, dann aber ergriff er die Flucht, bevor es zu spät war. Er umrundete den eingestürzten Hauptmast und kroch unter das zusammengefaltete Segel, welches fast den gesamten vorderen Schiffsteil bedeckte.
Unter dem schwarzen Segel war es finster; durch die vielen Löcher regnete es durch, aber hier und da schien auch schummriges Licht hindurch, so dass Joshua zumindest vage Umrisse erkennen konnte. Er kroch immer weiter, durch Pfützen, über Holzsplitter und den Knochen der Piraten hinweg, und hinter sich hörte er die krächzende Stimme Qworls. Er fluchte und schimpfte und schien ihm immer dicht auf den Fersen zu sein, obgleich der Schwarzgnom in dieser Dunkelheit kaum auszumachen war, selbst wenn er direkt vor ihm stehen würde.
Gelegentlich blähte sich das Segel an einigen Stellen weit auf, so dass manchmal ein wenig mehr Licht hindurchschien. Dann warf die Sonne durch ein größeres Loch einen Lichtstrahl auf einen toten Piraten, der reglos am Boden lag. Joshua musste nah an ihm vorbeikriechen, denn die anderen Wege waren ihm versperrt. Erst als er direkt neben ihm war, erkannte Joshua, dass es der alte William Bleu Chuck war. Ein heruntergestürzter Holzbalken hatte ihn erschlagen. Der dritte Krakenkapitän rührte sich nicht mehr und zuckte nicht einmal mehr mit der Wimper. Auch er hatte scheinbar seinen letzten Lebenshauch verloren, als Qworl den Blaukristall aus dem Zeitmesser herausgezogen hatte, wenn er denn nicht vorher schon tot gewesen war.
Plötzlich hörte er die Stimme des Homunkulusses , und diesmal war sie ganz nah! Er drehte sich um, und dort in einer schummrigen Lichtsäule stand die kleine widerliche Kreatur.
„Harkontogosh! Hubeleja. Alemaduse, alemaduse… Zakrosh! Hihihi…“
Qworl hechtete auf allen Vieren vorwärts und packte den Zauberschüler an seinem rechten Schuh. Joshua bekam schreckliche Todesangst. Er konnte den widerspenstigen Schwarzgnom jedoch nach kurzer Zeit abschütteln und kroch rasch weiter.
Plötzlich quiekte der Homunkulus hinter ihm panisch wie eine Maus, die ihren letzten Todestanz in einer zugeschnappten Falle machte.
Als Joshua sich im Krabbeln umdrehte, sah er, dass Bleu Chucks Faust den Homunkulus festhielt und ihm die Kehle zuschnürte! Offensichtlich war der alte Krakenkapitän doch noch nicht ganz tot.
E s schien noch ein wenig Lebenskraft in ihm zu stecken, und diese letzten Tropfen richteten sich mit aller Gewalt gegen Qworl, der ihn all die Jahre mit seinem schwarzen Zeitmesser kontrolliert hatte. Doch das war nun vorbei, der Kontrollzauber hatte sich ebenso aufgelöst wie der Zauber, der die Toten einst wieder ins Leben gerufen hatte; aber der Krakenkapitän schien sich noch ein wenig Kraft aufgespart zu haben, um sich an seinem jahrelangen Peiniger rächen zu können, sofern sich die Gelegenheit für ihn dazu noch böte, und Qworl hatte ihm den Gefallen getan und war so nah an ihm vorbeigekrochen, dass er ihn zu fassen bekam.
Der Homunkulus zappelte in der riesigen Patschhand des Kapitäns hin und her , kein Zauber schien die letzte Kraft des Krakenkapitäns brechen zu können. Qworl quiekte wie eine aufgespießte Wildsau, er gurgelte und stieß noch andere Töne aus, die Joshua von dem Schwarzgnom noch nie zuvor vernommen hatte.
Mit einem Schaudern kroch Joshua weiter, bis das Gekreische immer leiser wurde und der
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