Joshua Fantasio & Kalitos Legende und der schwarze Zeitmesser (German Edition)
sich murrende Skelettpiraten. Wenn ihnen nicht rasch etwas einfiel, dann waren Frodols Mühen umsonst gewesen.
Qworl hatte sich in der Zwischenzeit auf den Querbalken des hinteren Segelmastes gerettet und schaute von dort zuversichtlich und kichernd hinunter. Er hockte wie ein Huhn auf der Stange und war für Frodol unerreichbar. Der Homunkulus würde in Ruhe zusehen können, wie die Piratenhorde Frodol und Joshua langsam umkreisen und dann aufspießen würde.
Die halb verwesten Seeleute rückten dem Paar immer näher, humpelnd oder halb gebückt, und die Beinlosen unter ihnen krochen auf sie zu. Sie alle schienen nur noch Augen für Kalito zu haben! Der Kontrollzauber, den Qworl ihnen eingepflanzt hatte, funktionierte scheinbar noch.
Frodol stellte sich schützend vor Joshua, obgleich der Zwerg kaum sein eigen es Gleichgewicht halten konnte.
Plötzlich sprudelte und blubberte das Wasser auf der Steuerbordseite, und die Gesichter Frodols und Joshuas erhellten sich, denn das konn te nur eines bedeuten…
Ein paar Augenblicke später erklomm die dünne Spitze eines rotfarbenen Tentakels die Reling und ertastete forschend das Deck. Dann kam noch ein zweiter dazu und ein dritter und vierter!
Die baumstammdicken Krakenarme schoben sich wie langsame Nacktschnecken über das Schiff und zerquetschten jeden Piraten, der ihnen in die Quere kam. Noch schienen die Arme zu schwach zu sein, um sich voll und ganz erheben zu können, aber das war auch nicht nötig, denn hatten sich die tellergroßen Saugnäpfe erst einmal an einer Beute festgesaugt, machten sie kurzen Prozess mit ihr und zermalmten Fleisch wie Knochen; es knackte und knirschte überall. Die einäugige Krake war wieder erwacht.
„KWAAK! KRAKE IN SICHT, KWAAAK, KWAAK KWAK!“, krächzte Polly von oben hinunter, der die ganze Zeit auf seinem Ausguck gehockt und sich das Schauspiel interessiert angeguckt hatte.
Unter den versc hreckten Gesichtern der Piraten und vor allem Qworls kalkweiß gewordenem Antlitz erhob sich schließlich das achtarmige Seemonster aus den Wassern, majestätisch und anmutig wie ein alter Meeresgott.
Der riesige Krakenkopf sah bedrohlicher aus denn je und ihr halb geöffnetes , gelbes Auge wirkte zwar noch ein wenig träge und müde, aber die Wut und der Zorn, die sich darin angestaut hatten, waren unübersehbar und flößten den Piraten so viel Angst ein, dass sie panisch und kopflos über das Deck liefen; einige sprangen gar freiwillig ins Meer, um den Fängen der Monsterkrake zu entfliehen.
Dann stieß die Krake einen markerschütternden, trompetenartigen Schrei aus, der aus den tiefsten Ecken ihrer Organe kam. Sie richtete ein fürchterliches Gemetzel unter den Piraten an, und diejenigen, die ihr entkamen und über Bord sprangen, ertranken bald darauf in den Fluten des Rundmeeres.
Qworl betrachtete das mörderische Szenario mit großer Furcht. Ohne den schwarzen Zeitmesser konnte er den wildgewordenen Piratenhaufen nicht mehr zur Vernunft bringen, er war machtlos ohne ihn und ohne seine Zauberkräfte, aber aufgeben tat er dennoch nicht. Er unternahm kurz darauf einen letzten, verzweifelten Versuch, um seinen Plan doch noch zu verwirklichen.
In einem achtlosen Moment Frodols, krabbelte der Homunkulus leise den Mast hinunter, schnappte sich das Messer eines gefallenen Piraten und schlich sich an seine Beute heran.
Joshua spürte plötzlich eine kalte, scharfe Klinge an seiner Kehle! Qworl war ihm auf den Rücken gesprungen und drückte ihm das Messer an den Hals. Joshua schluckte und blieb in sein er Todesangst stocksteif stehen. Er wagte es nicht, sich zu rühren, es wäre vermutlich auch sein Todesurteil gewesen, wenn er es getan hätte.
Frodol, der erst einen Moment später realisierte, dass Joshua in tödlicher Gefahr schwebte, fuhr erschrocken zusammen und war ebenfalls wie paralysiert. Sie hatten Qworl und seine Piratenbande mit vereinten Kräften schon so gut wie besiegt gehabt, und nun schien sich das Blatt abermals zu wenden, und nur weil er einen klitzekleinen Moment unaufmerksam gewesen war.
„Hannemeikock ! Halahurta halahurta, hehehe!“, krähte Qworl mit einem breiten Grinsen in seiner Fratze. „Gib ihn mir, Arontogosh! Gib ihn mir, den schwarzen Zeitenmesser!“, fauchte er Frodol mehrmals an und durchlöcherte ihn dabei mit seinen undurchdringlichen pechschwarzen Augen.
Als der Zwerg nicht schnell genug reagierte, drückte Qworl das Messer noch ein Stückchen tiefer an den Hals Joshuas, der daraufhin
Weitere Kostenlose Bücher