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Joshua Schreck: Fischer. Nur für Jungs (German Edition)

Joshua Schreck: Fischer. Nur für Jungs (German Edition)

Titel: Joshua Schreck: Fischer. Nur für Jungs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Bacon
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schon auf dich gewartet.«
    Auf dem Gang war sonst weit und breit niemand zu sehen. Ziegelstein kam auf mich zugeschlendert. Joey folgte dicht hinter ihm.
    »Wir wissen, was du für einer bist«, sagte Joey. »Du bist so ’ne Art Freak. Du gehörst in ’nen Zirkus, aber bestimmt nicht hier auf die Schule.«
    Im ersten Moment wollte ich weglaufen. Auch im zweiten und dritten Moment war es nicht anders. Ich konnte mir schon vorstellen, was es heißen würde, standhaft zu bleiben. Beleidigungen, Geschubse, Getrete, Faustschläge, in den Spind gequetscht werden, mit dem Kopf in der Kloschüssel landen, mit den Fingerknöcheln eine Rubbelabreibung für den Hinterkopf kriegen, an der Unterhose nach oben gerissen werden.
    Doch ich besaß etwas, was sie nicht hatten. Spontane Entflammung.
    Einen Elektrostoß. Mehr brauchte es gar nicht. Vielleicht einen kleinen Feuerball wegen des dramatischen Effekts. Nichts sonderlich Großes. Ich hatte keine Lust, Direktor Sloane später erklären zu müssen, wieso vor der ersten Stunde zwei Schüler in Flammen aufgegangen waren.
    »Wie haste es gemerkt?«, fragte Joey, während er näher kam. »Biste morgens aufgewacht und wusstest plötzlich, dass du ’n Freak bist? Oder hat dich ’n Wurm gebissen, der radioaktiv verseucht war?«
    Ziegelstein lachte. Er war jetzt schon ganz nah.
    Ich dachte an elektrische Zäune, Zündkerzen und fehlerhafte Toaster.
    Die beiden waren noch eineinhalb Meter entfernt.
    Einen Meter.
    Ich streckte den Arm aus, spannte die Muskeln an und konzentrierte meine Energie. Dann holte ich einmal tief Luft, sammelte meine Kraft und …
    Ziegelstein schleuderte mich in die Mädchentoilette.
    Die Tür flog auf, und ich landete mit einem dumpfen Schlag auf den Bodenfliesen. Zum Glück war niemand da. Ich rappelte mich hoch. Es hatte keinen Stromschlag gegeben, keinen Elektrostoß. Nicht mal Funken. Was war das denn für eine lausige Superkraft? Erst das ganze Üben und dann, wenn man seine Superkraft am dringendsten brauchte – nichts.
    Meine Eltern hatten gesagt, meine Superkraft wäre schwer zu kontrollieren. Wahrscheinlich sprachen sie deshalb von spontaner Entflammung.
    Durch die Tür hörte ich Joey und Ziegelstein draußen. Sie versuchten mir Angst zu machen. Schrien. Hämmerten gegen die Spinde. Warfen Sachen umher.
    Ehrlich gesagt klang das Ganze reichlich übertrieben, fand ich. Sie hatten mich doch bereits in die Mädchentoilette geworfen. Wieso schlugen sie mich nicht einfach zusammen, hängten mich an der Unterhose am Basketball-Korb auf und zogen ihr Ding durch?
    Ich ballte die Hände zu Fäusten und wartete. Doch die Tür blieb zu.
    Plötzlich hörte der Lärm auf. Kein Scheppern mehr, kein Brüllen. Alles still.
    Ich öffnete die Tür und warf einen Blick auf den Gang. Was ich sah, war jenseits von allem, was ich mir je hätte vorstellen können.

11
    Weil nur ein kleiner Teil der Bevölkerung mit einer Superkraft geboren wird, ist es äußerst selten, dass man ein zweites begnadetes Kind trifft.

    Etliche Spinde waren völlig zerstört. Wo früher die Tür gewesen war, klaffte jetzt nur noch ein gähnendes Loch. Bücher und Unterlagen waren kreuz und quer auf dem Gang verstreut. Joey und Ziegelstein lagen am Boden und stöhnten vor Schmerzen. Vier Spindtüren waren um ihre Körper gewickelt. Die beiden waren bis zum Hals in den verbogenen Stahlblechen gefangen wie menschliche Burritos.
    Die Schreie, die ich gehört hatte, waren Schmerzens schreie gewesen.
    Joey und Ziegelstein waren in einem Schockzustand, mit leerem Blick starrten sie in die Luft und murmelten vor sich hin. Fast taten sie mir leid. Aber nur fast.
    Ich hockte mich neben Joey. »Wer war das?«, fragte ich ihn. Meine Eltern konnten dafür unmöglich verantwortlich sein. Sie mochten ja Superschurken sein, aber auch sie kannten Grenzen.
    »Ey, so was hab ich noch nie gesehen …«, murmelte Joey. »Wie ’n Mensch hat der Arsch nicht ausgesehen.«
    »Wer? Von wem redest du?«
    Joey wimmerte nur als Antwort.
    Hinter mir hörte ich das gleichmäßige Klacken von Schritten. Ich wirbelte herum und sah, wie ein Mädchen in die entgegengesetzte Richtung fortging.
    Ich wusste es nicht mit Gewissheit, aber ich hätte schwören können, dass es Sophie Smith war.

    Eine Mittelschule ist nicht dazu geschaffen, ein Geheimnis zu bewahren. Die Nachricht, was Joey und Ziegelstein passiert war, verbreitete sich in der Sheepsdale Middle School wie ein Lauffeuer.
    Jedes Mal, wenn ich die Geschichte

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