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Judasbrut

Judasbrut

Titel: Judasbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Fink
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Auftritt in
Interlaken – und da das nicht weit von Grindelwald entfernt liegt, ist Sara
direkt mit ihm dorthin gefahren. Elias sollte am Sonntag gleich mit dem Chor
nach Windsbach zurückfahren, weil ja heute die Schule wieder beginnt. Sara
wollte im Laufe des Sonntags zurück sein. Eigentlich habe ich frühestens am
Nachmittag mit ihr gerechnet, schließlich sind es mehr als 500 km. Plötzlich
stand sie in der Tür und … «
    »Um wie
viel Uhr war das?«
    »Ich
weiß es nicht«, antwortete Eichmüller.
    »Der
Notruf ging um acht Uhr sieben in der Rettungsleitstelle ein«, meldete sich
Michelle zu Wort, die zu Marias Überraschung den Bericht anscheinend sehr
ausführlich gelesen hatte.
    Maria
nickte ihr mit anerkennendem Lächeln zu. »Also vor acht Uhr. Wissen Sie, warum
Ihre Frau es sich anders überlegt hat und früher zurück war?«
    Eichmüller
schüttelte den Kopf und hob die Brauen. »Ich nehme an, Sie haben Verständnis,
wenn ich sage, ich hatte keine Gelegenheit, danach zu fragen.«
    Maria
überging den Zynismus und notierte sich, Entfernung und Fahrzeit zu überprüfen,
doch – sofern Sara tatsächlich direkt aus der Schweiz gekommen war – musste
sie irgendwann in den frühen Morgenstunden losgefahren sein.
    Es
klopfte, ehe eine attraktive Brünette von vielleicht Ende zwanzig den Raum
betrat.
    »Oh.
Hallo! Störe ich?«
    Eichmüller
streckte seine Hand aus. »Nein, Liebes, komm herein. Das ist Frau Ammon, die
Kommissarin, die jetzt für mich zuständig ist. Und den Namen der jungen Dame
dort habe ich leider vergessen.« Er lächelte zu Michelle herüber, die das
jedoch ignorierte und stattdessen die Dunkelhaarige musterte. »Das hier ist
Bianca Esser, meine … Assistentin. Da Bianca gestern Morgen ebenfalls zugegen war,
nehme ich an, dass Sie ebenfalls mit ihr sprechen möchten, Frau Ammon.«
    Bianca
bekam bei Eichmüllers Worten Farbe auf den Wangen, während sie das Bett
umrundete, um auf der gegenüberliegenden Kante Platz zu nehmen. »Gestern war
jemand bei mir. Den Namen habe ich vergessen. Muss ich jetzt alles noch mal erzählen?«
    Maria
lächelte unverbindlich. »Es wäre schön, wenn Sie mir erlauben, mir ein eigenes
Bild zu machen.«
    Bianca
nickte, während Eichmüller ihre Hand liebevoll tätschelte. Maria kritzelte ein
paar Kringel in ihr Notizbuch, nur um das Geturtel nicht sehen zu müssen.
»Wusste Ihre Frau von Ihrer Affäre?«
    »Ich
nehme an, sie hat es geahnt. Es liegt wohl auf der Hand, dass wir das nicht
weiter thematisiert haben.«
    »Seit
wann sind Sie mit Frau Esser liiert?«, fragte Maria sachlich weiter.
    Eichmüller
nahm sich ein paar Sekunden Zeit, bevor er antwortete. »Seit Juli letzten
Jahres.« Das stimmte mit Biancas Aussage überein, die Holzapfel gestern
aufgenommen hatte.
    »Also
könnte Ihre Frau absichtlich früher nach Hause gekommen sein, um Sie zur Rede
zu stellen?« Maria sah Eichmüller an, dabei ignorierte sie Bianca, die leicht
die Stirn runzelte.
    »Um
unsere Ehe stand es schon länger nicht zum Besten.«
    »Verzeihung,
aber das ist keine Antwort auf meine Frage«, sagte Maria betont liebenswürdig.
»Vielleicht ist es besser, wenn Frau Esser draußen wartet.«
    Eichmüller
seufzte tief. »Das ist nicht nötig. Und die Antwort lautet: Ich weiß es nicht.
Sara ist eine sehr temperamentvolle Frau, müssen Sie wissen. Es hätte mir klar
sein müssen, dass sie die Beherrschung verliert, sobald sie davon erfährt.«
    »Ich
dachte, um Ihre Ehe stand es nicht zum Besten«, hakte Maria ein.
    »Ist
das etwa ein Grund, sich nicht aufzuregen, wenn man plötzlich einer anderen
Frau im eigenen Schlafzimmer gegenübersteht? Wir sind immerhin seit über
fünfzehn Jahren verheiratet, Frau Ammon, und ich habe Sara mit meinem Verhalten
verletzt. Das tut mir leid, aber ich kann es nicht ungeschehen machen.«
    Maria,
die gerade dabei gewesen war, eine Seite in ihrem Notizbuch umzublättern, hielt
unwillkürlich inne. Sie hob den Kopf und begegnete Eichmüllers Blick. Es
wunderte sie, dass er so unverblümt antwortete, doch anscheinend war er kein
Mann, der sich oder anderen etwas vormachte – zumindest nicht, wenn die Tatsachen offen lagen. Widerwillig nötigte dieser
Umgang mit der Wahrheit Maria einigen Respekt ab und sie dachte an Andreas, der
trotz eindeutiger Hinweise darauf bestanden hatte, dass es ein einmaliger
›Ausrutscher‹ gewesen wäre und Marias Reaktion als völlig übertrieben gewertet
hatte. Maria fand nach wie vor, es war keine Übertreibung gewesen,

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