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Judasbrut

Judasbrut

Titel: Judasbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Fink
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Beinahe trotzig schob sie das Kinn
vor.
    Maria
biss sich auf die Unterlippe, um das nicht zu kommentieren. »Wie sah der Mann
aus?«
    »Warum
willst du das wissen?«
    »Falls
dieser Typ das nicht zum ersten Mal gemacht hat, haben wir vielleicht eine
Beschreibung und ich könnte … «
    Mit
schriller Stimme betonte Nina jedes einzelne Wort. »Ich – will – keine – Anzeige – erstatten!«
    Schweigend
machten sie sich auf den Weg. Maria überlegte, ob sie noch einmal mit Jens
sprechen sollte. Nina würde allerdings glauben, sie falle ihr in den Rücken.
Vielleicht würde sie sogar alles abstreiten und ihre Freundschaft litte
darunter. Alles, was sie damit bewirken würde, wäre eine Verschlimmerung der
Situa­tion. Es widerstrebte Maria zutiefst, doch für den Moment hatte sie wohl
keine andere Wahl, als abzuwarten und ihrer Freundin gut zuzureden, sooft sie
die Möglichkeit dazu bekam. Nina hatte alle möglichen Hinweise auf den Täter
systematisch vernichtet. In ihren Augen waren es wohl Beweise gewesen, die Jens
gegen sie benutzen konnte. Insgeheim beschloss Maria jedoch, sich die Liste der
im Umkreis von Bayreuth gemeldeten Sexualstraftäter zu beschaffen, auch wenn
sie keine Ahnung hatte, wie der Typ aussah oder wie alt er war.
    »Tut
mir leid«, seufzte Maria, kurz bevor sie zurück nach Dechsendorf kamen. »Ich
wollte dich nicht bedrängen.«
    »Sag
Jens nichts davon. Bitte, Maria. Ich will das nicht.«
    »Wofür
hältst du mich?« Maria bemühte sich um einen lockeren Tonfall.
    »Für
eine Polizistin«, antwortete Nina zynisch.
    »Wenn
ich diesen Scheißkerl zufällig in die Finger kriege, darf ich ihn aber
verhaften, ja? Und keine Sorge, ich werde Jens nichts sagen.«
    Nina,
die unter der verschwitzten Röte ziemlich blass wirkte, verfiel ins Gehen.
»Danke. Wenn … Also, falls ich es mir anders überlege wegen der Anzeige, rufe
ich dich an.«
    In
Marias Ohren klang das viel zu lahm, um ernst gemeint zu sein. Zumindest für
den Moment. »Oder falls du einfach darüber reden willst«, fügte sie
eindringlich hinzu. »Manchmal hilft das und ich möchte nicht, dass du da
irgendeinen Knacks zurückbehältst! Das ist es nicht wert.«
    Vorsichtig
wischte sich Nina den Schweiß von der Stirn. »Ich will einfach nicht mehr dran
denken. Das reicht schon, ehrlich.«
    Sie
schlenderten die letzten Meter zu Ninas Auto. Maria fragte Nina entgegen ihrer
sonstigen Gewohnheit nicht, ob sie noch Lust hatte, mit zu ihr zu kommen. Sie
hätte wahrscheinlich wieder davon angefangen – und
das wollte sie nicht, um ihre Freundin nicht noch mehr in die Defensive zu
drängen. Nina schien es zu ahnen und so verabschiedeten sie sich wortkarg.
Während Maria das kurze Stück nach Hause lief, ging ihr Ninas Gesichtsausdruck
nicht aus dem Kopf. Er ähnelte dem, den Maria schon oft bei Tatverdächtigen
gesehen hatte – eine Mischung aus Angst und schlechtem Gewissen. So schwer es
Maria fiel, sie schob die Gedanken beiseite, denn sie durfte sich nicht
ungefragt in Ninas Leben und vor allem nicht ihre Beziehung einmischen. Nina
würde sich bei ihr melden, wenn es wichtig wäre – und
Jens würde sie notfalls anlügen müssen, was ihr jedoch gar nicht behagte.

Montag, 27. April 2009
     
    Aus: Fränkischer Morgen
›Hasenpest im Landkreis Erlangen-Höchstadt‹
     
    In Heroldsberg ist bei einem
Wildkaninchen die sogenannte Hasenpest (Tularämie) nachgewiesen worden. Durch
direkten Kontakt mit infizierten Tieren, sowie über Zecken und Stechmücken, ist
die Krankheit auch auf den Menschen übertragbar. Es wird deshalb geraten, jeden
toten Hasen oder Kaninchen umgehend dem Kreisveterinäramt zu melden und die
Kadaver nicht zu berühren. Die Hasenpest tritt jährlich mit drei bis fünfzehn
Fällen nur sehr vereinzelt in Deutschland auf und äußert sich mit
grippeähnlichen Symptomen und mitunter kleinen Hautgeschwüren. Die Behandlung
erfolgt mittels Antibiotika. Eine Gefahr für Besucher des in der Nähe gelegenen
Vergnügungsparks Schloss Thurn besteht laut Auskunft der Behörden nicht.
     
     
    KPI Erlangen
     
    Es war fast sechzehn Uhr und
der Tag verging zäh. Maria rauchte der Kopf, daher war sie dankbar für ein paar
Minuten allein in der kleinen Teeküche, um in Ruhe einen Kaffee zu trinken. Sie
mochte Michelle, genau wie ihre Kollegin Susanne, mit der sie bis vor einigen
Wochen zusammengearbeitet hatte, doch manchmal brauchte sie ein wenig Zeit für
sich allein. Sie unterdrückte ein Gähnen. Unten auf dem Bauhof lachten

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