Judasbrut
des Bereichs nachfuhr. »Er befindet sich
höchstwahrscheinlich hier. Bereich Buckenhof oder Spardorf.«
»Bianca
Esser wohnt da«, stellte Michelle sofort fest.
»Kluges
Mädel.« Maria lächelte anerkennend und hatte schon den Hörer in der Hand. »Sie
geht nicht ran!«, sagte sie einen Moment später. »Ihr Handy ist aus. Als ich es
heute Morgen versucht habe, habe ich sie auch nicht erreicht. Letzte Woche auch
nicht – das muss nichts heißen, aber … «
»Hinfahren?«,
fragte Michelle, der die Aufregung ins Gesicht geschrieben stand. Sie wirkte,
als sei sie bereits auf dem Sprung.
»Ja.«
Wir nehmen Verstärkung mit.« Maria holte ihre Waffe aus dem Stahlschrank. »Also
los.«
Spardorf
Im dunkelblauen BMW mit einem
Streifenwagen vor und einem hinter sich raste Maria durch die Straßen.
Blaulicht und Martinshorn machten ihnen den Weg frei. Auf der Rückbank saß
Michelle, die nervös an ihren Nägeln knabberte.
»Also
du glaubst, die Eichmüller ist bei der Freundin ihres Mannes aufgetaucht?«
Kommissar Jochen Brand, der den Raum auf dem Beifahrersitz nahezu komplett
ausfüllte, klammerte sich mit einer Hand an den Haltegriff über der Tür.
Maria
jagte in Buckenhof um die Kurve, die die Gräfenberger Straße beschrieb. Das
auffällige Martinshorn schwieg inzwischen. »Ich wette darauf. Danke, dass du
gleich mitgekommen bist.«
Der
Hüne mit den streichholzkurzen, rotblonden Haaren brummte zustimmend. »Kann
euch zwei Madle ja nicht einfach allein lassen, wer weiß, was die Eichmüller
alles anstellt … und wenn sie wirklich einen Komplizen hat … Holla,
nicht so stürmisch!«
Kaum
gebremst bog Maria an der Ampel hinter dem Supermarkt ab, fuhr die Buckenhofer
Straße hoch und dann links in die Siedlung hinein. Schließlich hielt sie abrupt
hinter einem der Streifenwagen, der auf dem Parkplatz mitten zwischen den drei
Hochhäusern der Hohen Warte angehalten hatte. Alle drei stiegen aus. »Haus
Nummer 1. Du kannst hier bleiben, Michelle, wenn es dir lieber ist – aber
wenn du mit rein kommst, dann bleibst du hinter Jochen!«
»Da
passiert dir garantiert nix, Madle!« Jochen richtete sich zu voller Größe und
Breite auf.
»In
Ordnung.« Michelle war sichtlich froh darüber, keine Hauptrolle spielen zu
müssen.
Maria
gab dem am Streifenwagen zurückbleibenden Beamten ein paar Anweisungen, dann
nahm sie ihre Waffe und winkte Jochen und die Übrigen heran. Sie klingelte
mehrfach bei Bianca, doch es rührte sich nichts. Schließlich drückte sie auf
einige andere Klingeln.
»Ja?!«,
kam es aus der Gegensprechanlage.
»Maria
Ammon von der Kripo Erlangen. Wir müssen ins Haus, bitte machen Sie auf.«
»Da
könnt ja jeder kommen!«
Maria
rollte mit den Augen. »Ich verstehe Ihre Vorbehalte. Haben Sie ein Fenster in
Richtung Haustür oder Parkplatz?«
»Warum?«
»Schauen
Sie aus dem Fenster. Auf dem Parkplatz sehen Sie zwei Streifenwagen und vor der
Haustür stehe ich mit ein paar Kollegen. Bitte schnell – es ist
dringend!«
Einen
Moment lang passierte nichts. Dann trat in der zweiten Etage jemand auf den
Balkon.
»Allmächd!«
Maria
trat einen Schritt zurück und lächelte gezwungen zu der alten Dame hoch.
»Bitte!«
»Ich
komm schon!« Die Balkontür schloss sich, kurz darauf ertönte der Summer für die
Haustür.
»Na
endlich«, murmelte Jochen.
Maria
betrat als Erste das Haus, hinter ihr folgten Jochen und Michelle sowie die
uniformierten Beamten. Sie sicherten den Kellerabgang und drangen gemeinsam in
die erste Etage vor, wo Maria vor der Wohnungstür stehen blieb, die nur
angelehnt war. Neben der Klingel stand ›Esser‹.
»Was
ist denn?«, klang von oben die Stimme der Frau, die ihnen geöffnet hatte.
Maria
antwortete nicht, sondern bedeutete zwei Beamten, nach oben weiterzugehen und
einem, vor der Tür zu warten. Vorsichtig drückte sie sie auf, die Waffe in der
Hand, Jochen dicht hinter sich. Im Flur befand sich eine Garderobe voller
verschiedener Mäntel und Jacken, daneben ein Schuhschrank, ein Spiegel sowie
ein Regal mit Nippes. Mitten auf dem Boden lag ein Handy. Wahrscheinlich
Eichmüllers. Eine Tür links von ihr war geschlossen, ebenso eine weitere ihr
gegenüber. Rechts vor ihr ging das Wohnzimmers ab, dahinter zweigte sich die
Küche ab und eine letzte Tür rund eineinhalb Meter neben Maria war ebenfalls
geschlossen. Maria winkte Jochen, ihr zu folgen. Michelle bedeutete ihr
wortlos, sie wolle an der Eingangstür warten. Weder im Wohnzimmer noch in
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