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Judasbrut

Judasbrut

Titel: Judasbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Fink
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der
Küche und auch nicht auf dem Balkon, der von beiden Räumen aus gut einsehbar
war, konnte Maria jemanden entdecken. Ebenso nicht im Bad und im Schlafzimmer.
Als sie gerade den letzten Raum kontrollieren wollten, hörten sie aufgeregte
Stimmen im Hausflur. Eine davon erkannte sie.
    Für
einen Sekundenbruchteil schloss Maria erleichtert die Augen. »Eichmüller«,
formte sie mit ihren Lippen. Jochen deutete eine Bewegung an, als wische er
sich Schweiß von der Stirn. Vorsichtig öffnete Maria die letzte Tür. Das
Zimmer, das offensichtlich als Arbeitszimmer diente, war ebenso leer wie die
anderen. Allerdings wirkte es im Gegensatz zum Rest der Wohnung ausgesprochen
unordentlich – beinahe, als sei es durchsucht worden. In diesem Moment kam
Eichmüller herein – atemlos und hochrot im Gesicht. Hektisch kramte er in seiner
Tasche, bis er das Nitrospray fand und einen Hub davon nahm.
    »Frau
Ammon! Gut, dass sie da sind!«
    »Was
ist passiert, Dr. Eichmüller? Wo ist Frau Esser?«
    Er
breitete die Arme aus. »Weg!«
    »Weg?«
    »Weg!
Verschwunden! Nicht mehr da!« In einer Geste der Verzweiflung hielt er seine
Hand vor Mund und Nase. »Einfach … weg!«
    »Was
ist geschehen?«
    »Es ist
meine Schuld. Alles meine Schuld. Bianca hat mich vorhin angerufen, sie meinte,
Sara sei bei ihr, ich solle kommen. Natürlich bin ich sofort losgefahren … «
    »Moment«,
unterbrach Maria ihn. »Sie sind allein hierher gefahren?«
    Er
nickte. »Ja, ich dachte, ich kann in Ruhe mit Sara über alles reden. Wegen
Elias … ich will nicht, dass er noch mehr unter all dem leidet. Ich
dachte, Sara würde das auch nicht wollen und dass wir eine gemeinsame Lösung
finden.«
    Maria
würde es ihrer Tochter ebenfalls so leicht wie möglich machen wollen.
    »Ich
habe einen Schlüssel von der Wohnung hier«, fuhr Eichmüller fort, »und als ich
hereinkam, war Bianca nicht da. Ich hatte ein komisches Gefühl, weil Biancas
Arbeitszimmer … «, er deutete auf das Chaos, »… Bianca ist sonst sehr ordentlich
und daher habe ich Sie angerufen, Frau Ammon. Mehrfach!« Er betonte das letzte
Wort vorwurfsvoll. Maria ging jedoch nicht darauf ein. »Schließlich war Ihre
Assistentin am Apparat und wollte Sie holen.«
    »Die
Leitung war tot, als ich übernahm«, sagte Maria. »Was ist passiert? Wo waren
Sie?«
    Tief
seufzend rieb Eichmüller sich das Brustbein. »Während ich hier im Flur stand
und wartete, ging plötzlich die Badezimmertür auf. Sara rief: ›Suchst du etwa
dein Flittchen? Die ist nicht hier!‹. Und dann, es ging alles so schnell … Als
ich mich umdrehte, bekam ich einen Schlag hierher, mitten auf den Solarplexus.«
    »Haben
Sie die Person erkannt?«
    »Es war
ein Mann – mehr kann ich nicht sagen. Als ich zu mir kam, dachte ich … ich
weiß nicht, was ich dachte. Ich habe den Kopf verloren und bin hinausgelaufen.
Als ich irgendwann klar denken konnte, war ich in Uttenreuth und dann wollte
ich Sie noch mal anrufen, aber das eine Handy lag im Auto und das andere ist … ich
weiß nicht wo und jetzt … mein Gott.« Heftig rieb er sich über das Gesicht, wobei er Mühe
zu haben schien, sich zusammenzunehmen.
    »Ein
Handy liegt hier auf dem Boden. Ist es das?«
    »Ja.«
Er wollte sich bücken, doch Maria hinderte ihn daran.
    »Liegen
lassen – bitte! Die Spurensicherung kommt gleich. Also war Bianca vorhin
gar nicht hier?«
    »Das
weiß ich nicht … «, flüsterte er und ihm schien erst jetzt zu dämmern, was das
heißen konnte.
    »Wo ist
Ihr Auto?«
    »Ich
parke immer ein Stück weit entfernt. Das ist unauffälliger.«
    »Das
Handy, mit dem Sie mich angerufen haben, ist nicht Ihr gewöhnliches. Warum
haben Sie zwei?«
    »Das
dort ist ein Prepaid-Handy und die Nummer hat nur Bianca«, stellte Eichmüller
klar. Er sah Maria verkniffen an. »Ich muss Ihnen den Grund dafür wohl nicht
erklären.«
    Maria
widerstand dem Bedürfnis, Eichmüller ebenfalls einen gezielten Schlag auf den
Solarplexus zu verpassen. Von draußen und aus dem Hausflur hörte man inzwischen
zahlreiche Stimmen.
    Jochen
wandte sich zur Tür. »Die Kavallerie ist da. Ich kümmere mich darum, mach du
hier weiter. Das volle Programm?«
    »Ja,
und schick bitte sofort jemanden zu Professor Leibl.«
    »Matti
ist vielleicht gar nicht zu Hause, sondern noch im Institut«, warf Eichmüller
ein. »Als ich heute Nachmittag ging, war er dort.«
    »Okay,
danke.« Maria hob den Zeigefinger. »Prüf das, Jochen und … «, sie
trat einen Schritt beiseite und senkte die Stimme,

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