Judith
mit mir gesucht, wenn ich bereit war, dir Liebe zu geben. «
»Du hast mir nie Liebe angeboten«, sagte er ruhig.
Judith starrte ihn an. Ihr Zorn erlosch. »Gavin, seit ich mit dir verheiratet bin, habe ich nichts anderes getan. Ich habe mich bemüht, dir ein gutes Weib zu sein. Aber du hast immer nur sie gewollt und immer an sie gedacht! « Sie senkte den Kopf, um ihm ihre Tränen nicht zu zeigen.
Gavin machte einen Schritt auf sie zu. Dann wandte er sich haßerfüllt zu Alan um. Judith spürte die Spannung zwischen den beiden.
»Wenn du ihm auch nur ein Haar krümmst, wirst du es bereuen! « warnte sie.
Gavin runzelte die Stirn, doch plötzlich lächelte er. »Ich dachte schon, daß es meine Judith nicht mehr gibt«, sagte er. »Aber sie hatte nur eine andere Rolle gespielt. «
Alan hustete, um sein Lachen zu verbergen. Judith straffte sich und wandte sich zum Gehen. Sie kochte vor Wut, weil die Männer lachten.
Gavin sah sie einen Moment an. Er war nicht sicher, wem er sich zuwenden sollte. Er wollte Genugtuung von Alan Fairfax, und er wollte Judith in seine Arme reißen. Er entschied sich für das letztere.
Und als Alan sah, wie Gavin auf seine Frau losstürmte und sie an sich zog, ließ er die beiden allein und kehrte zum Schloß zurück.
»Wenn du jetzt nicht aufhörst, dich zu widersetzen, werde ich dich zu einem Baum tragen und dich oben auf dem Ast hocken lassen, bis du um Gnade flehst! « drohte Gavin.
Bei dem schrecklichen Gedanken wurde sie ruhig. Gavin ließ sich mit ihr auf dem Waldboden nieder. »So ist es besser«, meinte er, als sie den Widerstand aufgab. »Und jetzt wirst du mir zuhören. Ich bin nicht bereit, mich länger vor dem König und dem ganzen Hof lächerlich machen zu lassen… «
»Nun, du hast immerhin dein Vergnügen dabei gehabt! « fuhr sie auf.
»Bist du sicher? Und du? Hat es dir gefallen? «
Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Aber daran hatte ich keine Schuld. «
»Das stimmt. Du bist unschuldig. Aber habe ich dir nicht gesagt, daß ich dich liebe? Habe ich dich nicht um Verzeihung gebeten? «
Er legte den Finger auf ihre Lippen, als sie aufbrausen wollte. »Ich möchte nicht mit dir streiten. Du bist meine Frau und sollst es immer bleiben. Es wird keine Trennung geben. Du wirst auch nicht mehr mit einem jungen Ritter in den Wald gehen. Morgen kehren wir nach Hause zurück. Ich habe das alles hier gründlich satt. Es wird eine Weile dauern, bis die Gerüchte endgültig verstummen, aber wir werden es ertragen. «
Gavin schwieg einen Moment. Als Judith nichts sagte, fuhr er fort: »Glaub mir, daß ich es unendlich bedauere, was Lilian dir angetan hat. Ich habe auch viel Tränen über den Verlust unseres Kindes vergossen. Ich hoffe, daß wir bald wieder eines erwarten dürfen. Das wird deine Wunden heilen. Eine Trennung ist keine Lösung. «
Judith lag reglos in seinen Armen. »Hast du gar nichts zu sagen? « fragte er schließlich.
»Was denn? Ist es mir erlaubt, eine Meinung zu äußern? «
Gavin wußte nicht, was er antworten sollte. Er fürchtete, daß Judith alle seine Vorschläge ablehnen und auf einer Annullierung ihrer Ehe bestehen würde.
Fassungslos hörte er sie lachen. »Wir sind beide Narren«, sagte Judith. »Wir lieben uns und können nichts anderes tun als uns ständig zu streiten… «
»Judith… «, murmelte er.
Sie hob das Gesicht zu ihm auf. »Ich liebe dich, Gavin. Ich habe mir vom ersten Augenblick an gewünscht, daß du mir eines Tages deine Liebe gestehen würdest. Von dem Augenblick an, da ich dich in der Kirche sah… «
Er beugte sich über ihre Lippen und küßte sie mit einer Inbrunst, die Judith vor Sehnsucht erbeben ließ. Und als seine Hände ihre Brüste streichelten, die sich unter dem engen Mieder wölbten, wurde sie von Verlangen überwältigt.
Gavin spürte es, und auch er wünschte sich nichts anderes, als Judith hier im Wald zu lieben. »Komm, wir suchen uns ein verschwiegenes Plätzchen«, murmelte er mit vor Erregung rauher Stimme.
Sie faßten sich an den Händen und gingen tiefer in den Wald. Doch die innige Szene war nicht unbeobachtet geblieben. Lilian hatte alles mit glühenden Augen angesehen.
»Kommt, Herrin! « bat Ela und versuchte, sie mit sich zu ziehen. Haßerfüllt sah Lilian dem Paar nach, und sie schwor sich wieder, noch lange nicht aufzugeben.
Der Abschied vom Hof fiel Judith doch nicht so leicht, wie sie gedacht hatte. Besonders die Königin war ihr eine liebe Freundin geworden.
Als sie vor dem König
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