Judith
Elizabeth, die den Raum gerade betreten wollte, als Judith ging. »Ich kann es verstehen, wo sie doch ihr Kind verloren hat. «
»Sie hat mich gebeten, ihre Ehe zu annullieren. «
»Nein! « Fassungslos sah die Königin ihn an. »Ich habe kaum ein Paar gesehen, daß sich so liebt. Sie haben ab und zu Streit, das stimmt. Aber wie oft habe ich beobachtet, wie Lord Gavin seine Frau hochgehoben und abgeküßt hat. «
»Es scheint aber so, daß Lady Judith nicht die einzige Frau ist, die er küßt. Und wie sie mir eben sagte, hat Lord Gavin bereits um die Hand Lilian Chatworth’ gebeten, bevor er Judith geheiratet hat. Das wäre ein Grund für eine Scheidung. Und wenn die Frau Gavin noch will… «
»Da gibt es gar keine Frage. Sie tut alles, um ihn zu bekommen. « Aufgeregt berichtete die Königin, was man sich im Schloß erzählte. Lilian war schuld daran, daß Judith gestürzt war und ihr Kind verloren hatte.
»Ich mag solche Vorkommnisse hier bei Hofe nicht! « brummte der König. Dann lachte er plötzlich vor sich hin. »Armer Gavin. Ich möchte nicht in seiner Haut stecken. « Seine Stirn runzelte sich wieder. »Aber warum hat Lady Lilian diesen Chatworth genommen? Darüber muß ich noch Klarheit bekommen. Ich werde mit Gavin und Lady Lilian reden. «
Zwei Stunden später kam Gavin in Judiths Gemach gestürmt. Sein Gesicht war dunkel vor Zorn. Ruhig blickte Judith von dem Buch auf, in dem sie gerade las.
»Du hast den König um eine Annullierung unserer Ehe gebeten? « schrie Gavin sie an.
»Ja, das habe ich. «
»Und du willst aller Welt erzählen, was zwischen uns… «
Judith ließ ihn nicht aussprechen. »Wenn es mir dazu verhilft, von dir loszukommen. «
Er starrte sie finster an. »Was bist du doch für eine störrische Frau. Du siehst immer nur die eine Seite und hörst dir keine Erklärung an. «
»Deine Art, die Dinge zu sehen, paßt mir nicht. Du erwartest, daß ich dir immer wieder nachsehe, wenn du Ehebruch begehst. Ich habe das oft getan, aber jetzt nicht mehr. Ich werde in ein Kloster eintreten, so wie ich es einmal vorhatte. «
»In ein Kloster? « Er schüttelte ungläubig den Kopf. Mit ein paar Schritten war er bei ihr, hob sie hoch und trug sie zum Bett.
Sein Mund verschloß ihre Lippen mit einem wilden Kuß. Er ging nicht sanft mit ihr um, aber selbst seine Grobheit brachte Judiths Blut in Wallung. Ihre Arme legten sich um Gavins Hals, und ihr Körper bog sich ihm entgegen. Da ließ er sie plötzlich los.
»Begreife endlich, daß du nie von mir loskommen wirst. Wenn du endlich bereit bist zuzugeben, daß ich der Mann bin, den du brauchst, komm zu mir. Vielleicht bin ich dann noch bereit, dich wieder aufzunehmen. « Nach diesen Worten drehte er sich um und ging mit großen Schritten aus dem Raum.
Joan stand in der Tür und sah ihn bewundernd an. Dann verschloß sich ihr Gesicht, und sie ging zum Bett.
»Wie kann er es wagen, mich… « Judith brach mitten im Satz ab. »Was siehst du mich so an? «
»Weil Ihr im Irrtum seid, Herrin. Dieser Mann liebt Euch, und er hat es Euch gesagt. Warum hört Ihr das nicht? Ich habe immer auf Eurer Seite gestanden, aber jetzt nicht mehr. «
»Aber diese Frau… « Judiths Stimme klang erstickt.
»Könnt Ihr ihm das nicht verzeihen? Er hat geglaubt, sie zu lieben. Aber dann hat er sich Euch zugewandt, und er liebt nur Euch. Ihr stellt jetzt zu hohe Forderungen. «
»Aber mein Baby! « rief Judith mit Tränen in den Augen.
»Ihr wißt, daß es von dieser Frau raffiniert eingefädelt war. Wie könnt ihr ihn dafür verantwortlich machen? «
Judith schwieg eine Weile. Der Verlust des Kindes hatte sie sehr getroffen. Vielleicht suche ich einfach nur einen Schuldigen dafür? dachte sie. Und mein ganzer Zorn richtete sich gegen Gavin.
»Er hat Euch gestanden, daß er Euch liebt«, fuhr Joan mit ruhiger Stimme fort.
»Lauschst du an den Türen! « fauchte Judith.
»Es interessiert mich, was mit den Menschen geschieht, die ich liebe. Er liebt Euch. Und Ihr? «
»Ich… ich weiß es nicht. «
»Warum vertragt Ihr Euch nicht mit ihm. Warum hört Ihr nicht auf, mit ihm zu streiten und liebt Euch statt dessen Warum sorgt Ihr nicht dafür, daß Ihr ein zweites Baby bekommt? «
Judith lächelte unter Tränen. »Selbst wenn er mich wirklich liebt, er ist jetzt wütend auf mich. Soll ich zu ihm gehen und ihm sagen, daß ich die Scheidung nicht will und daß ich… daß… ich… «
Joan lachte. »Ihr könnt es nicht eingestehen, nicht wahr? Ihr liebt
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