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Judith

Judith

Titel: Judith Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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Mäuler. «
    Er half ihr auf die Füße. Als sie dicht vor ihm stand, atmete er den Duft ihres Haares ein. Es drängte ihn, diese weiche Pracht mit den Lippen zu berühren. Doch in diesem Moment hob Judith den Kopf und sah ihn lächelnd an.
    Keine Sekunde später lag sie in seinen Armen, und seine Lippen preßten sich auf ihren rosigen Mund. Judiths geringe Kenntnisse von dem, was Männer und Frauen verband, kamen von ihren Mägden. Wie oft hatte sie gehört, wie sie sich von ihren Liebeserlebnissen erzählten.
    Sie reagierte auf Gavins Kuß nicht wie ein wohlerzogenes Mädchen aus gutem Hause, sondern mit den Gefühlen, die sie bewegten.
    Ihre Lippen öffneten sich unter dem Druck seines Mundes, und sie schmiegte sich an Gavin. Wie stark und groß er war! Die Muskeln seiner Brust waren so hart, seine Schenkel waren wie aus Eisen. Sie mochte es, so nah bei ihm zu sein. Sie mochte den Geruch nach Leder an ihm.
    Plötzlich löste sich Gavin aus der Umarmung. Sein Atem ging schwer. »Mir scheint, daß du von Küssen eine Menge verstehst«, sagte er ärgerlich. »Hast du das schon oft gemacht? «
    Judith war so von den neuen wunderbaren Gefühlen erfüllt, sie die Härte in seiner Stimme nicht bemerkte. »Ich habe noch nie einen Mann geküßt. Meine Mägde haben mir erzählt, daß es schön ist, aber es ist mehr als das. «
    Er starrte sie nur fassungslos an. Doch er wußte, daß sie die Wahrheit sagte. »Gehen wir zurück und hoffen wir, daß die Sonne bald untergeht… «
    Judiths Wangen glühten, als sie ihm folgte. Langsam gingen sie zur Burg zurück. Gavin schien so in Gedanken versunken, daß Judith fast annahm, er hätte sie vergessen.
    Da er den Kopf gesenkt hielt, sah Gavin den Mann nicht, der auf sie wartete. Doch Judith erkannte ihren Vater. Sie sah die Wut in seinen Augen und nahm allen Mut zusammen.
    »Du Hure! « zischte Robert Revedoune. »Du rennst ihm nach wie eine läufige Hündin. Ich will nicht, daß ganz England mich auslacht! « Er hob die Hand und schlug ihr ins Gesicht.
    Für Gavin kam das so unerwartet, daß er nicht sofort reagierte. Es wäre ihm nie in den Sinn gekommen, daß ein Vater seine Tochter schlagen könnte. Als er sich von seiner Überraschung erholt hatte, traf seine Faust Revedoune so schwer, daß der zu Boden ging.
    Judith starrte ihren Ehegemahl an. Seine Augen waren dunkel vor Zorn, sein Kinn kantig.
    »Wage es nicht, sie noch ein einziges Mal anzurühren! « sagte er leise und drohend. »Was mir gehört, wird niemand so behandeln. «
    Er machte einen Schritt auf Revedoune zu. »Bitte, laß ihn. Mir ist nichts passiert, und du hast ihm den Schlag heimgezahlt«, bat sie.
    Gavin rührte sich nicht. Revedoune sah erst seine Tochter und dann seinen Schwiegersohn an. Schweigend rappelte er sich auf und machte sich davon.
    Judith faßte Gavin am Ärmel. »Er soll uns diesen Tag nicht verderben. Er sucht ständig, irgendeinen Streit mit den Fäusten zu klären«, sagte sie.
    In ihrem Kopf überschlugen sich die Gedanken. Für die wenigen Männer, die sie kannte, war es selbstverständlich, daß ein Vater seine Tochter strafte, wenn es ihm gefiel. Wenn für Gavin diese Ehe auch nur eine reiche Partie war, so hatte in seinem Verhalten eben doch etwas gelegen, das ihr das Gefühl der Sicherheit und Liebe gab.
    »Komm, laß dich ansehen. « Gavin bemühte sich, sein Temperament zu zügeln. Er fuhr ganz sanft mit einem Finger über ihre Lippen, als wollte er prüfen, ob ihr auch wirklich nichts angetan worden war.
    Judith bekam bei dieser Berührung ganz weiche Knie. Ohne daß sie wußte, was sie tat, hob sie die Hand und strich über die Kerbe in seinem Kinn. Ihre Blicke fanden sich und hielten sich fest. Sie wußten nicht, wie lange sie so dagestanden hatten, einer ganz versunken in den Anblick des anderen.
    »Wir müssen zurück«, meinte Gavin schließlich traurig und nahm Judiths Arm.
    Sie waren länger fort gewesen, als sie geglaubt hatten. Die Tische waren inzwischen abgeräumt worden. Man hatte sie an die Wände geschoben, und nun spielten die Musikanten zum Tanz auf.
    »Gavin! « rief jemand, »du hast sie doch dein ganzes Leben lang. Mußt du sie heute schon so in Beschlag nehmen? «
    Judith klammerte sich an Gavins Arm, aber sie wurde von ihm fort in den Kreis einiger Tänzer gezogen. Während sie anmutig zu der recht schnellen Musik tanzte, versuchte sie, Gavin nicht aus den Augen zu verlieren.
    Das leise Lachen eines Mannes ließ sie aufblicken. »Schwesterlein«, sagte Raine,

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