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Judith

Judith

Titel: Judith Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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nicht, daß du in ihn verliebt bist! Ach, Judith, du hast in diesem Haus siebzehn Jahre gelebt und nichts gelernt? Dein Vater war auch einmal so wie Gavin, auch wenn es dir schwerfallen wird, das zu glauben. Ich war schön, und er war stolz auf mich. Was meinst du, warum ich dir, meinem einzigen Kind, das alles sage? Ich habe dich für ein Leben im Kloster! vorbereitet, um dir zu ersparen, was ich erfahren mußte. Du mußt ihm gleich am Anfang zeigen, daß du dich nicht vor ihm ducken wirst. Zeige nie Angst. Dann fühlt sich ein Mann stark und überlegen. Wenn du gleich Forderungen stellst, wird er dir sein Ohr schenken. Tust du es nicht, ist es für immer zu spät. Es gibt viele andere Frauen und… «
    »Nein! « schrie Judith.
    Helen sah sie traurig an. Sie wußte, sie konnte die Tochter nicht vor dem Kummer bewahren, der auf sie wartete. »Ich muß zu den Gästen zurück«, sagte sie. »Kommst du mit? «
    Judith schüttelte den Kopf. »Ich möchte noch eine Weile hier sitzen. «
    Helen ging zu einer schmalen Gartenpforte. Ihre Schritte waren müde und schleppend. Sie konnte für die Tochter nichts mehr tun.
    Judith hockte sich mit angezogenen Knien wieder auf die Bank. Gavin war nicht so wie die Männer, von denen ihre Mutter gesprochen hatte. Davon war sie überzeugt. Mit einem verträumten Lächeln saß sie da und dachte an Gavins Küsse.
    Das leise Knarren der Pforte riß sie aus ihrer Versunkenheit. Eine schlanke Frau kam in den Garten. Judith erkannte sie sofort, denn sie war auffällig gekleidet und hatte vorhin im Saal schon viele Blicke auf sich gezogen.
    Im Schutz der Fliederbüsche beobachtete Judith die Frau. Lilian Valence war schön, daran gab es keinen Zweifel. Aber aus der Nähe sah man auch kleine Schwächen. Der Mund zeugte von Härte, und die Augen waren kalt wie Eis.
    Judith vernahm von neuem Schritte, die eines Mannes. Sie erhob sich, um zu der kleinen Pforte zu huschen, die ihre Mutter benutzt hatte. Sie wollte der Frau und ihrem Liebhaber den Garten überlassen.
    Doch sie erstarrte auf der Stelle, als sie Gavins Stimme hörte. »Warum hast du mich um dieses Treffen gebeten? « Sein Tonfall war kühl.
    »Ach, Gavin! « Lilian faßte nach seinen Händen. »Du bist so abweisend zu mir. Hast du mich etwa schon vergessen? Ist deine Liebe für diese… für deine Gemahlin so groß? «
    Gavin runzelte die Stirn. Er machte keine Anstalten, sie zu berühren. »Du wagst es, mit mir über Liebe zu reden? Ich habe dich angefleht, mich zu heiraten. Ich wollte dich nehmen, ohne Mitgift. Ich habe angeboten, deinem Vater das zu geben, was er an Chatworth gezahlt hat. Aber du wolltest mich nicht. «
    »So etwas wirfst du mir vor? « Lilian spielte die Verzweifelte. »Hast du nicht die Striemen gesehen, die mein Vater mir beigebracht hat? Daß er mich eingesperrt hielt, ohne Essen und Trinken? Was hätte ich tun sollen? Ich habe mich mit dir getroffen, wann immer ich konnte. Ich gab dir alles, was eine Frau einem Mann geben kann. Und so muß ich dafür büßen? Du liebst eine andere. Hast du mich überhaupt jemals geliebt, Gavin? «
    »Habe ich gesagt, daß ich sie liebe? « fragte Gavin zurück. »Ich habe sie geheiratet, weil das Angebot gut war. Diese Frau bringt mir Geld, Land und einen Titel. Letzteres hast du mir selbst gesagt. «
    »Aber als du sie gesehen hast… « Lilian nagte auf ihrer Lippe und suchte seinen Blick.
    »Ich bin ein Mann, und sie ist schön. Natürlich war ich von ihr angetan. «
    Judith wollte aus dem Garten fliehen, als sie ihren Gemahl mit dieser blonden Frau sah. Doch es war, als sei ihr Körper zu Stein geworden. Sie konnte sich nicht bewegen.
    Jedes Wort, das die beiden sprachen, bohrte sich wie ein Messer in ihr Herz. Gavin hatte diese Frau gebeten, seine Gemahlin zu werden! Doch er hatte sie, Judith, genommen, weil sie reich war. Was war sie doch für eine Törin, daß sie an Zuneigung geglaubt hatte.
    »Du liebst sie also? « drängte Lilian.
    »Wie sollte das möglich sein? Ich kenne sie kaum einen Tag! «
    »Aber du könntest sie lieben… « Lilian drehte den Kopf zur Seite, und als sie Gavin wieder ansah, glänzten Tränen in ihren Augen. »Willst du etwa behaupten, daß du sie nie lieben wirst? «
    Gavin schwieg. Lilian seufzte schwer. Dann lächelte sie unter Tränen. »Ich hatte so gehofft, daß wir hier zusammen sitzen können. Ich habe nach Wein geschickt. «
    »Ich muß in den Saal zurück. «
    »Nur eine Weile! « bat sie mit süßem Stimmchen und führte ihn zu

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