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Judith

Judith

Titel: Judith Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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er unwillkürlich zurückwich. Es schien fast so, als meine sie ihn und nicht ihren Gemahl.
    »Die Männer sind alle gleich. Sie wollen von einer Frau nur das eine! Und wenn sie es ihnen nicht gibt, zwingen sie sie dazu. Weißt du, wie furchtbar es für eine Frau ist, mit Gewalt genommen zu werden? «
    »Nein, ich… «
    »Ach, wenn ich doch glauben könnte, daß es irgendwo den Mann gibt, der mich nicht schlägt und mir nicht Gewalt antut… «
    Walter betrachtete sie prüfend. »Was wäre mit diesem Mann? «
    Judith lächelte süß. »Ich würde ihn von ganzem Herzen lieben. «
    Er griff nach ihrer Hand und küßte sie. »Was würde ich dafür geben, dein Herz gewinnen zu können. « Nach diesen Worten erhob er sich von der Bettkante. »Jetzt gönne ich dir deine Ruhe.
    Aber vergiß nicht, daß ich immer da bin, wenn du mich brauchst. «
    Die Tür hatte sich kaum hinter ihm geschlossen, als Joan ins Zimmer schlüpfte. Angstvoll sah sie ihre junge Herrin an.
    »Es ist nichts geschehen«, beruhigte Judith sie. »Ich habe es ihm ausgeredet. Er hält mich für scheu und naiv. Ich hasse es, dieses Theater zu spielen. — Hast du für heute abend alles bereit? «
    »Ja, aber leicht war es nicht, alles zu beschaffen. «
    »Du wirst deine Belohnung bekommen, wenn wir aus diesem Rattennest heraus sind«, versprach Judith. »Sorge jetzt bitte dafür, daß ich ein Bad bekomme. Ich muß meine Haut da abschrubben, wo dieser Mann mich berührt hat. «

17. Kapitel
    Als in der Burg Stille eingekehrt war, machte sich Judith fertig für ihren Weg in das Verlies.
    »Gib das hier dem Wachtposten«, sagte sie, als sie Joan einen Krug Wein reichte. »Danach wird er die ganze Nacht schlafen. Er wird nicht einmal wach, wenn wir Öllampen anzünden. «
    »Und wenn Lord Gavin Euch erkennt? «
    »Ich erinnere mich, daß du gesagt hast, er sei halb bewußtlos. Laß uns jetzt nicht die Zeit mit Reden vergeuden. Ist alles bereit? «
    »Geht es Euch auch wirklich wieder gut? « Joan war am Nachmittag sehr besorgt um ihre junge Herrin gewesen. Judith hatte unter schwerer Übelkeit gelitten, wie schon öfter in ihrer Schwangerschaft.
    Judith überhörte die Frage. »Geh jetzt. Bring dem Mann den Wein. Ich warte hier, bis du das Zeichen zum Aufbruch gibst. «
    Judith ging nervös im Gemach hin und her. Schließlich band sie sich den Drahtkorb um den Leib und warf sich das weite Kleid aus grobem Stoff über.
    Eine Stunde war nun schon vergangen, und sie fragte sich, ob Joan von irgend jemandem aufgehalten worden war. Sie hielt es nicht länger aus.
    Judith hatte einige Mühe, sich in der Dunkelheit die Treppe zum Keller hinunterzutasten. Sie hätte beinahe aufgeschrien, als sie plötzlich Schritte hörte. Aber es war nur Joan.
    »Herrin? « fragte sie flüsternd.
    Judith ging auf das winzige Kerzenflämmchen zu, das vor ihr aus der Finsternis aufgetaucht war. »Schläft der Mann? «
    »Ja. Hört Ihr ihn nicht schnarchen? «
    »Ich höre nur mein Herz rasen. Stell die Kerze ab und hilf mir den Korb noch einmal festbinden. Er hat sich gelöst. «
    Joan kniete sich nieder, als Judith den Rock hob. »Warum braucht Ihr den Korb? « fragte sie.
    »Zum Aufbewahren der Lebensmittel — um die Ratten davon fernzuhalten. «
    Joan zitterte, während ihre eiskalten Finger die Knoten festzogen. »Es gibt mehr als nur Ratten da unten. Herrin, geht nicht hin. Noch könnt Ihr umkehren! «
    »Willst du an meiner Stelle gehen? «
    Joans erschrecktes Keuchen war Antwort genug.
    »Komm! « befahl Judith.
    Als sie die Falltür hoben, mußten sie die Köpfe abwenden, weil ihnen penetranter, fauliger Geruch in die Nasen stieg.
    »Gavin? « rief Judith. »Bist du da unten? «
    Es kam keine Antwort.
    »Gib mir die Kerze! «
    Joan reichte ihrer Herrin das Licht. Dann wandte sie sich wieder ab. Sie konnte es nicht ertragen, in das schwarze Loch hinunter zu sehen.
    Judith beugte sich mit dem Licht vor und versuchte, etwas zu erkennen. Sie war auf das Schlimmste vorbereitet, und so konnte es sie nicht zu hart treffen. Sie sah Dreck, feuchten Schlamm und in einem Winkel eine zusammengekauerte Gestalt. Nur die Augen, die sie anstarrten, bewiesen ihr, daß noch Leben in dem Bündel Mensch war.
    »Gib mir die Leiter, Joan. Wenn ich unten bin, reich die Bank hinunter, dann das Essen und den Wein. Hast du verstanden? «
    »Mir graust es vor diesem Ort«, flüsterte Joan.
    »Mir auch. « Es war für Judith nicht leicht, die Leiter hinunterzusteigen. Sie stellte die Kerze auf einen

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