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Judith

Judith

Titel: Judith Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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behaupten? « fuhr Walter wütend auf. »Sie ist wie eine zarte Blume. Man hat sie geschlagen, so daß sie ganz furchtsam und scheu ist. «
    »Sie war nicht scheu, als sie ein anderes Gemach für ihre Mutter gefordert hat. «
    »Gefordert? Es liegt nicht in ihrer Natur, Forderungen zu stellen. Sie ist besorgt um ihre Mutter. Das ist ein weiterer Beweis für ihren unfehlbaren Charakter. «
    »Dieses süße Wesen, die zarte Blume, hat heute abend genug von dir gehört. Du hättest fast eingestanden, daß es keine Absprache zwischen dir und ihrem Vater gegeben hat. « Arthurs Stimme troff vor Hohn.
    »Und? Was kümmert dich das? Sie will diese Ehe mit Gavin Montgomery nicht. «
    »Wieso bist du da so sicher? «
    »Du hast selbst gesagt, daß du gehört hast… «
    »Gehört! Gehört! Warum ist sie dann hergekommen? So einfältig kann sie nicht sein, dieses Unternehmen für ungefährlich zu halten. «
    »Willst du behaupten, daß ich ihr etwas antun könnte? « Walters Gesicht rötete sich.
    Ruhig hielt Arthur seinem Blick stand. »Nicht, solange sie für dich den Reiz des Neuen hat. « Er kannte Demari gut genug. »Du mußt sie heiraten, ehe sie in dein Bett kommt. Nur dann wirst du sie wirklich besitzen. Zwingst du sie jetzt dazu, ohne den Segen der Kirchen, wird sie dich hassen, wie sie ihren Gatten haßt. «
    »Ich brauche keinen Rat von dir, wenn es um Frauen geht. Ich habe hier zu bestimmen. Vergiß das nicht! Ich bin der Herr! Hast du keine Pflichten? «
    »Doch mein Lord«, antwortete Arthur. In seiner Stimme lag ein eigenartiger Unterton. »Morgen werde ich meinen Herrn begleiten, wenn er unserem Feind unsere Verteidigungsposten zeigt. « Er wandte sich um und duckte sich, als Walter wütend den Weinbecher nach ihm warf.
    Als Judith wach wurde, war es noch dunkel im Raum. Sofort dachte sie daran, daß sie heute von Joan etwas über Gavins Verbleib erfahren würde.
    Sie warf die Bettdecke zurück und stand auf. Noch schlaftrunken schlüpfte sie in ihren Morgenmantel aus zimtfarbenem Brokat.
    Als sie Joans Schlafstatt leer fand, biß Judith wütend die Zähne zusammen. Doch dann wurde aus Zorn Besorgnis. Hatte Joan sie verlassen, oder hatte Sir Arthur sie beim Spionieren erwischt?
    Die Tür wurde geräuschlos geöffnet. Joan kam auf Zehenspitzen herein.
    »Wo bist du gewesen? « fragte Judith.
    Joan preßte die Hand vor den Mund, um einen Schrei zu ersticken. »Herrin, Ihr? Ihr habt mich erschreckt. Warum seid Ihr nicht mehr im Bett? «
    »Hast du etwas von Lord Gavin gehört? « fragte Judith statt einer Antwort. Sie legte den Arm um Joan und zog sie zum Bett. Joan stützte müde den Kopf in die Hände.
    »Ja, Herrin. «
    »Wo ist er? Wie geht es ihm? «
    Joan seufzte. »Es war nicht leicht, etwas herauszubekommen. Er wird schwer bewacht, Tag und Nacht. Und man kann nur… es ist nicht leicht, zu ihm zu gelangen. « Sie lächelte. »Aber einer der Wachen scheint mich zu mögen. Ein Bild von einem Mann. Wir haben die ganze Nacht… «
    »Joan! « unterbrach Judith sie. »Du verschweigst mir etwas. Was ist mit meinem Gemahl? Wie geht es ihm? «
    Joan hob den Kopf und sah sie an. Dann schlug sie die Hände vors Gesicht. »Es ist zu schrecklich, Herrin. Ich kann nicht glauben, daß man ihm so etwas angetan hat. Er ist doch ein Edelmann. So behandelt man nicht einmal den niedrigsten Leibeigenen. «
    Judith war blaß geworden. »Erzähle! « sagte sie mit monoton klingender Stimme. »Ich will alles wissen. «
    Mit Tränen in den Augen begann Joan zu sprechen. »Nur wenige wissen, daß er in der Burg ist. Man brachte ihn in der Nacht her und warf ihn in dieses… dieses Loch. «
    »Loch? «
    »Ja, Herrin. Eine Art Verlies unter dem Keller. Nicht mehr als eine niedrige Höhle unter den Grundmauern des Turmes. Das Abwasser fließt dort vorbei. Und da unten ist alles voller Ratten und Ungeziefer. «
    »Da hält man ihn fest? « Judith konnte es nicht fassen.
    »Ja, Herrin. Man kann nur über eine schmale Leiter dorthin gelangen. «
    »Bist du dort gewesen? «
    »Ja. « Joan senkte den Kopf. »Und ich habe ihn gesehen… «
    Judith umklammerte Joans Arm. »Das sagst du mir erst jetzt! «
    »Ich wollte nicht glauben, daß dieser Mann da unten unser Lord ist. Er war immer so stark und schön, nun ist er nur noch Haut und Knochen. Seine Augen liegen tief in den Höhlen. Der Wachtposten hat eine Kerze in die Öffnung gehalten. Und da habe ich gesehen, daß auf dem Boden überall Tiere krochen. Und unser Herr — mein Gott, er

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