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Judith

Judith

Titel: Judith Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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Dämmerung fast schwarz. Seine Miene war verschlossen.
    »Ich kenne diesen Wald nicht, aber er könnte Gefahren bergen. «
    Judith stand auf und reckte sich. »Das könnte dir gefallen, nicht war? Ein totes Weib ist viel besser als ein entehrtes. « Sie raffte ihre Röcke und wollte an ihm Vorbeigehen.
    Gavin packte sie am Arm. »Wir müssen miteinander reden. Ohne Zorn. «
    »Zwischen uns gibt es doch nichts anderes als Zorn. Sag mir, was du zu sagen hast. Ich bin ziemlich erschöpft. «
    Sein Gesicht wurde weicher. »Ist die Schwangerschaft daran schuld? «
    Judith legte die Hände auf ihren Leib. Dann straffte sie sich sofort wieder und hob stolz das Kinn. »Das Baby wird für mich nie eine Last sein. «
    Gavin sah auf das plätschernde Wasser. Seine Stirn war gerunzelt. »Nach allem, was geschehen ist, nehme ich an, daß du im guten Willen handeltest, als du dich Demari hingegeben hast. Ich weiß, daß du für mich keine Liebe empfindest. Aber deine Mutter war auch eine Gefangene, und für sie hättest du alles getan, stimmt’s? «
    Judith nickte stumm.
    »Ich weiß nicht, wie es gewesen ist, als du in Demaris Burg kamst… Vielleicht hat er dich freundlich behandelt, und du brauchtest solche Freundlichkeit. Vielleicht hat er dir auch zu unserer Hochzeit mehr geboten als ich… «
    Judith konnte nicht sprechen, denn ihr kochte bei diesen Unverschämtheiten die Galle über.
    »Es wird mich zwar viel Spott treffen, wenn herauskommt, daß das Kind nicht von mir ist«, fuhr Gavin fort. »Aber ich werde dich nicht verlassen. Ich werde das Baby behandeln, als wäre es von mir, und es soll später einen Teil deiner Ländereien erben. « Gavin hielt inne und sah sie an. »Du sagst nichts! Versuche ich nicht, gerecht zu sein? Was willst du noch mehr? «
    Judith brauchte einen Moment, ehe sie zwischen zusammen-gebissenen Zähnen sagte: »Gerecht? Dieses Wort ist dir doch fremd. Zuerst erklärst du mir, daß ich wohl mit ehrlichen Absichten hergekommen bin, und dann beschuldigst du mich auf so gemeine Weise. «
    »Ich beschuldige dich? «
    »Ja. Glaubst du wirklich, daß ich mich freiwillig einem Mann hingebe, der meinen Gatten und meine Mutter gefangen hält? Du meinst, daß ich Freundlichkeit brauche. Ja, das stimmt. Von dir habe ich die nie erfahren! Aber ich bin nicht so verdorben, daß ich meinen Treueschwur vor Gott gedankenlos breche. «
    »Du redest in Rätseln«, meinte Gavin düster.
    »Du beschuldigst mich, eine Ehebrecherin zu sein. Was ist daran so unverständlich? «
    »Du erwartest von diesem Mann ein Kind. Also bist du eine Ehebrecherin. Ich habe angeboten, für das Kind zu sorgen. Du solltest mir dankbar sein, daß ich dich nicht verstoße. «
    Fassungslos sah Judith ihn an. Er fragte nicht ein einziges Mal, ob das Kind nicht von ihm sein könnte. Er glaubte, was Demari gesagt hatte. Ihre Mutter hatte sie gewarnt und ihr gesagt, daß ein Mann eher dem größten Lügner glaubte als seiner eigenen Frau.
    »Hast du nichts weiter zu sagen? « fragte Gavin mürrisch.
    Sie sah ihn nur an.
    »Dann stimmst du also meinen Vorschlägen zu? «
    Soll es in Gottes Namen so sein, wie er es will, dachte Judith. »Du gibt meinem Kind ein Stück von meinem Land. Dein Opfer ist also nicht so groß«, meinte sie.
    »Ich behalte dich. Ich könnte dich verstoßen! «
    Judith stieß ein bitteres Lachen aus. »Du begehrst meinen Körper. Ich bin nicht so dumm, das nicht zu wissen. Ich will mehr als nur ein Stück Land für mein Kind. «
    »Willst du Geld? «
    »Ich will etwas dafür, daß ich zu Demari in die Burg gegangen bin. « Judith mußte sich zu jedem Wort zwingen. Aber sie ließ sich nichts anmerken.
    »Was willst du dafür? «
    »Daß meine Mutter John Bassett zum Mann bekommt. «
    »Aber ich kann für sie einen Gemahl von höherem Stand finden! «
    »Sie liebt John. «
    »Liebe? Ist die so wichtig? «
    »Du weißt nicht, was ein Leben ohne Liebe ist. Ich flehe dich an. Du als ihr nächster männlicher Verwandter hast jetzt das Recht, diese Ehe zu erlauben. Gönn ihr das Glück einer echten Liebe. «
    Gavin konnte sie nur ansehen. Sie war so schön, aber er sah auch, daß sie einsam war. War er wirklich so grob zu ihr gewesen, daß sie einen Mann wie Demari gebraucht hatte?
    Er zog sie in seine Arme. Er dachte wieder daran, wie ängstlich sie damals in dem hohen Baum gehockt hatte. Aller Mut hatte sie verlassen. Und doch hatte sie sich mutig dem Feind gestellt.
    »Ich hasse dich nicht«, murmelte er dicht an ihrem Ohr.

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