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Judith

Judith

Titel: Judith Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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sah, murmelte sie: »Bald bin ich bei dir, Jocelin… «
    Sie setzte sich in die Fensternische. Der milde Sommerwind spielte mit ihren Haaren. Constance merkte es nicht. Lächelnd sah sie vor sich hin und dachte an die Liebesworte, die Jocelin ihr ins Ohr geflüstert hatte.
    Mit dem Blut strömte auch das Leben aus ihrem Körper. Vom Schwächegefühl überwältigt schloß Constance die Augen. Und dann fiel sie in eine gnädige Ohnmacht, die sie sanft in den Tod Hinüberbegleitete.
    »He du! Atmest du noch? « rief eine Stimme an Jocelins Gefängnis.
    Er war benommen und konnte die Worte erst gar nicht richtig verstehen. »Ja«, hörte er sich dann flüstern.
    »Hol ihn raus! « befahl eine Stimme.
    Jocelin wußte nicht, wie ihm geschah. Jemand zog ihn aus dem engen Loch an die frische Luft. Nachdem er ein paar tiefe Atemzüge gemacht hatte, merkte er, wie die Benommenheit aus seinem Kopf wich.
    Seine Füße fanden festen Boden. Und im nächsten Moment sah er seine Retter. Der Stallknecht und seine fette Frau starrten ihn an.
    »Du mußt sofort weg von hier! « drängten sie, während sie ihn durch den dunklen Hof zu den Ställen führten.
    Mit jedem Schritt fühlte Jocelin sich besser. Als sie die Ställe erreichten, redete die Frau wieder auf ihn ein. »Mein Mann hilft dir, aus der Burg zu kommen. Hier — ich habe dir etwas zu essen eingepackt. Damit reichst du ein paar Tage. «
    »Ich kann nicht gehen — ohne Constance«, sagte Jocelin.
    »Ich wußte, daß du nicht gehen würdest, ehe du es mit eigenen Augen gesehen hast… « Sie winkte Jocelin und führte ihn zu einem leeren Stall. Auf ein paar Heuballen lag eine Gestalt, mit einem Mantel zugedeckt.
    Die Frau zog den Mantel herunter. Jocelin wollte nicht glauben, was er sah.
    »Sie ist tot«, murmelte die Frau. »Sie hat sich die Pulsadern aufgeschnitten. Gönne ihr den Frieden. Das Leben wäre für sie nur weiter eine Hölle gewesen. «
    Jocelin beugte sich nieder und hauchte einen Kuß auf Constances wächserne Stirn.
    Die Frau zerrte an ihm. »Beeil dich. Du mußt gehen! «
    Jocelin machte sich aus ihrem Griff frei. Rasch durchquerte er die Halle. Keiner der dort schlafenden Bewaffneten hörte ihn. Seine weichen Schuhe machten kein Geräusch. Er nahm sich ein mächtiges Schwert von der Wand und ging damit die Treppe hinauf. Der Wachposten vor Edmund Chatworth’ Zimmer schlief auch. Jocelin wußte, daß er gegen diesen kräftigen Mann keine Chance gehabt hätte. Jetzt gab der Wachposten nicht einmal einen Laut von sich, als Jocelin ihm das Schwert in den Leib stieß. Die Tür war nicht verriegelt. Chatworth schien sich in seinem Haus sicher zu fühlen. Jocelin betrat den Raum und ging zum Bett. Es gefiel ihm nicht, was er jetzt tun mußte. Aber es drängte ihn, Constances Tod zu rächen.
    Er packte Edmund Chatworth beim Haar. Der Mann fuhr aus dem Schlaf auf und starrte Jocelin entsetzt an. »Nein! « keuchte er.
    Das war sein letztes Wort. Das Schwert traf seine Kehle.
    Lilian konnte keinen Schlaf finden. Seit Tagen schon wälzte sie sich in ihrem Bett und kam nicht zur Ruhe. Jocelin fehlte ihr. Sie hatte ihn immer wieder gedrängt, ohne Erfolg. Er hatte sie nur unter seinen langen Wimpern hervor angesehen und nichts erwidert. Lilian riß die Vorhänge zurück und erhob sich. Sie warf sich ihren Morgenmantel über und verließ ihr Gemach. Als sie in die Nähe der Treppe kam, spürte sie, daß irgend etwas vorgefallen sein mußte. Die Tür zum Zimmer ihres Mannes stand offen. Und der Wachposten, der davor saß, war seltsam in sich zusammengesunken. Ein Mann kam aus dem Zimmer. Er sah nicht nach links oder rechts, sondern eilte auf die Treppe zu. Lilian, die sich inzwischen an das dämmerige Licht im Flur gewöhnt hatte, sah Blut an seinem Wams. Erst dann ging ihr Blick zu seinem Gesicht. Jocelin! Ihre Hand griff unwillkürlich zur Kehle. Er war es, und doch war er es nicht. Das war nicht der lächelnde junge Sänger. Es rann ihr bei seinem Anblick eiskalt den Rücken hinunter.
    »Jocelin«, flüsterte sie. Doch er schien sie nicht zu hören. Lilian hastete in das Zimmer ihres Mannes. Und als sie ihn in seinem Blute im Bett liegen sah, glitt ein Lächeln über ihr Gesicht.
    »Er ist tot«, sagte sie laut vor sich hin. »Ich bin jetzt Witwe. « Nun hatte sie alles, was sie wollte. Nun war sie reich. Und während sie noch am Bett ihres toten Mannes stand, machte Lilian schon Zukunftspläne. Jocelin hatte ihr ihre Freiheit wiedergegeben. Und nun war auch der Weg

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