Judith
zu Gavin frei.
23. Kapitel
Es war sehr heiß im Zelt, und Gavin konnte nicht schlafen. Er sah zu Judith hin, die tief und ruhig atmete. Ein Lächeln spielte um Gavins Lippen. Sie hatten sich viele Stunden geliebt. Nun war Judith erschöpft eingeschlafen. Er stand auf und zog sich an. Es ermüdete ihn nicht, sie zu lieben. Sie weckte neue Kräfte in ihm. Er hüllte Judith in einen Samtmantel und hob sie vom Bett auf. Schlaftrunken schmiegte sie sich an ihn, als er mit ihr das Zelt verließ und zum Wald hinüberging. Gavin neigte sich über sie und hauchte einen Kuß auf ihre weichen Lippen. Judith lächelte mit geschlossenen Augen.
»Wohin trägst du mich? « fragte sie.
Doch sie bekam keine Antwort und hörte nur ein leises Lachen. Dann setzte Gavin sie am Ufer des Baches nieder. Die frische Luft und das Murmeln des Wassers rissen sie allmählich aus ihrer Schlaftrunkenheit.
Gavin ließ sich neben ihr nieder. »Du hast mir heute nacht wieder gesagt, daß du einmal einen Schwur gebrochen hast. Was meintest du damit? «
Er wollte wissen, warum sie Demari getötet hatte, wenn er ihr etwas bedeutete. Er schrieb sich selbst die Schuld zu, daß sie zu einem anderen Mann gegangen war. Er ahnte, daß sie von dem Schwur gesprochen hatte, den sie ihm vor dem Altar und vielen Zeugen gab. Die Dunkelheit verbarg Judiths Röte. Sie hatte keine Ahnung von dem, was Gavin durch den Kopf ging.
»Bin ich ein solches Ungeheuer, daß du es mir nicht sagen magst? « fragte er sanft. »Gib mir nur diese eine Antwort. Dann werde ich dich nichts mehr fragen. «
Der Vollmond trat hinter einer Wolkenwand hervor, und Judith sah Gavins Gesicht. Sie senkte den Kopf, als sie gestand: »Es war ein Schwur an unserer Hochzeit und ich… ich habe ihn nicht gehalten. «
Gavin nickte. Genau das war es, was er befürchtet hatte.
»Ich brach ihn, als ich in jener Nacht zu dir gekommen bin«, fuhr sie fort. »Dieser Mann hatte nicht das Recht, zu behaupten, daß wir nicht miteinander schlafen. Solche Dinge gehen niemanden etwas an. «
Gavin sah sie irritiert an. »Ich verstehe nicht… «
»Ich rede von dem Schwur. Du hast mich doch danach gefragt. « Sie merkte, daß er noch immer nicht begriff. »Als ich dich mit… als ich euch im Garten sah… « Wieder brach Judith ab, denn die Erinnerung war zu schmerzlich.
Gavin sah sie an und schien zu überlegen. Plötzlich begann er zu lachen. Judith zuckte zusammen. »Du lachst mich aus? «
»Ja. « Er konnte sich gar nicht beruhigen. »Du warst noch eine Jungfrau, als du den Schwur tatest. Du wußtest noch nichts von den Freuden der Liebe. Von den Gefühlen, die ich in dir wecken kann und daß du ohne sie nicht mehr sein kannst. «
Judith sprang auf die Füße. »Du bist unausstehlich und eingebildet! Ich erzähle dir meine tiefsten Gefühle, und du machst dich über mich lustig! « Sie drehte sich um und wollte gehen.
Doch Gavin packte ihren Mantel und riß ihn ihr vom Körper. Judith schrie auf und versuchte, ihre Blöße zu bedecken.
»Willst du so ins Lager zurück? « neckte Gavin sie. Er rollte den Mantel zusammen und schob sich ihn unter den Kopf. Dann schloß er die Augen.
Gleich darauf hörte er ein Rascheln und Knacken in den Büschen. Er riß die Augen auf und sprang dann hoch.
»Du raffinierte kleine Hexe! « rief er, als Judith mit triumphierendem Lächeln aus dem Gebüsch auftauchte. Sie hatte ihre Nacktheit mit dichtbelaubten Zweigen bedeckt.
Mit gespieltem Zorn stemmte Gavin die Hände in die Seiten. »Werde ich denn nie eine Auseinandersetzung mit dir gewinnen? «
»Wahrscheinlich wird das schwer für dich«, meinte sie gleichmütig.
Gavin grinste. Dann streckte er blitzschnell die Hand aus und zog ihr das Blätterkleid vom Körper. Er hielt ihren im Mondlicht wie Alabaster schimmernden Leib fest. »Weißt du nicht, daß eine gute Ehefrau mit ihrem Mann nicht streiten sollte? « neckte er sie.
Er setzte sie auf einen niedrigen Ast. Ihre Augen waren ungefähr in gleicher Höhe. »Ich muß aber sagen, daß du im Zorn besonders reizvoll bist. «
Er sah, wie sich ihre Augen vor Schreck weiteten. »Judith! Ich vergaß, daß du diesen Schock noch aus der Kindheit hast. Verzeih mir. « Gavin hatte Mühe, ihre Finger von dem Ast zu lösen, so fest klammerte sie sich in ihrer Angst daran.
Er trug sie zum Bach zurück und hüllte die am ganzen Körper Zitternde in den Mantel. Es ärgerte ihn, daß er so unüberlegt gehandelt hatte.
Sanft hob er ihr Kinn an und küßte sie.
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