Julia Ärzte zum Verlieben Band 53
erledigt.
Pünktlich um halb sechs hielt Melissa sich bereit. Nachdem sie geduscht hatte, war sie noch rasch ins Zentrum gegangen, um einige Dinge zu besorgen. Sie hatte einen Laden gefunden, in dem sie einen Sonnenhut, Sonnenöl und eine Sonnenbrille erstanden hatte. Auch verschiedene Lebensmittel hatte sie eingekauft, ebenso ein Insektenspray und eine Fliegenklatsche.
Anschließend hatte sie ihre Koffer ausgepackt und noch ein Stündchen geschlafen, bevor es an der Zeit gewesen war, sich fertig zu machen. Das blassrosa Sommerkleid, das sie sich kurz vor ihrer Abreise noch gekauft hatte, war genau das Richtige für heute Abend. Nun hielt sie immer wieder nach Joss Ausschau, doch er schien sich zu verspäten. Bei einem Arzt war das allerdings nichts Ungewöhnliches.
Sie überlegte gerade, ob sie sich noch einen Tee machen sollte, da klopfte es. Rasch nahm sie ihren Hut und öffnete die Tür.
Da war er, ihr neuer Chef und Kollege. Er trug Shorts und ein kurzärmliges Baumwollhemd und blitzte sie aus seinen blauen Augen fröhlich an. Doch mit dem Ungetüm, das er auf dem Kopf hatte, sah er mehr als albern aus.
Sie lachte. „Was zum Teufel haben Sie sich denn da aufgesetzt?“
Joss wiegte den Kopf von einer Seite zur anderen, sodass die Korken, die an dünnen Fäden von der Krempe seines Buschhutes baumelten, leicht schaukelten. „Den trage ich jedes Jahr zu Silvester.“
„Im Ernst? Und wozu?“ Melissa trat aus ihrem Apartment und schloss die Tür hinter sich. Dann setzte sie ihren Hut auf. Auch wenn es bereits auf sechs Uhr zuging, würde die Sonne noch für mindestens drei Stunden scheinen.
„Um mich daran zu erinnern, keine guten Vorsätze für das neue Jahr zu fassen.“
„Halten Sie nichts von guten Vorsätzen?“ Sie gingen die Straße hinunter, und Melissa staunte über die Menschenmenge, die zum Zentrum strömte. Es musste sich um eine Riesenparty handeln, die dieser kleine Ort im Outback da veranstaltete.
„Ich sehe nicht ein, warum man nur zu Neujahr gute Vorsätze fassen soll. Man kann die Dinge in seinem Leben jederzeit ändern, dafür bedarf es keiner Feiertage oder spezieller Anlässe.“
„Da haben Sie schon recht. Trotzdem verstehe ich die Sache mit dem Hut nicht.“
Joss lachte leise. „Dieses alberne Ding soll mich daran erinnern, dass gute Vorsätze fürs neue Jahr genauso albern sind.“
„Für Sie vielleicht.“
„Natürlich nur für mich. Ich wollte nicht über andere urteilen. Vielleicht gibt es Menschen, die diese Tradition der guten Vorsätze im neuen Jahr einfach brauchen, um in ihrem Leben etwas zu ändern.“
„Vermutlich haben Sie recht.“
Joss blickte sie durch die noch immer schwingenden Korken an. „Haben Sie Ihre Vorsätze bereits gefasst? Ist Ihr Jahr in Didja die neue Veränderung in Ihrem Leben?“
„So ist es.“
„Um Ihren Bruder kennenzulernen?“
„Richtig.“
„Aber Sie haben mit diesem Entschluss nicht gewartet, bis das neue Jahr begonnen hat?“
„Nein, warum sollte ich?“
„Mit oder ohne Jahreswechsel hätten Sie Ihre Suche nach Dex vorangetrieben, stimmt’s?“
„Ja.“
„Sehen Sie, dann sind Sie mir sehr ähnlich. Ein Mensch der Taten. Jemand, der sich ein Ziel setzt und dann den schnellsten Weg findet, um es zu erreichen.“
„So ungefähr.“ Melissa dachte kurz über seine Worte nach. „Allerdings ist der Weg, den ich wähle, nicht immer der beste.“
„Oh weh, das klingt nach schlechten Erfahrungen. Eine gescheiterte Beziehung?“
„Die erlebt wohl jeder mal.“ Melissa zuckte die Schultern. So nett ihr neuer Chef auch war, sie wollte mit ihm ganz sicher nicht über ihre geplatzte Verlobung reden.
„Stimmt. Aber das alles wollen wir heute Abend vergessen. Wir feiern das neue Jahr und sagen dem alten Lebewohl. Es wird eine tolle Nacht werden, und zum Abschluss gibt es ein brillantes Feuerwerk.“
„Ein Feuerwerk? Wirklich?“
„Nun ja …“ Joss zuckte die Schultern. „Nev und Kev organisieren es. Weiß der Himmel, was dabei wieder herauskommen wird.“
„Hoffentlich keine lange Nacht im Operationssaal.“
„Genau das sind meine Befürchtungen.“ Joss betrachtete sie lächelnd. „Ich denke, Sie passen ganz gut zu uns nach Didja.“
„Nett, dass Sie das sagen.“ Melissa wollte erst einmal abwarten. Noch hatte sie Dex nicht kennengelernt. Wer wusste, wie er auf die Anwesenheit seiner großen Schwester im Ort reagieren würde – einer Schwester, aus der er sich nicht das Geringste zu machen
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