Julia Ärzte zum Verlieben Band 53
darauf versessen gewesen, ihre Haut zu fühlen und in ihre großen braunen Augen zu blicken, dass er alles andere um sich herum vergessen hatte.
„Vielleicht doch“, gab Dex schulterzuckend zurück. Bittere Ironie schwang plötzlich in seiner Stimme mit, als er hinzufügte: „Vielleicht bin ich nicht nur adoptiert, sondern obendrein noch am neunundzwanzigsten Februar geboren, und niemand hat es mir gesagt.“
Joss merkte, wie Melissa bei seinen Worten leicht zusammenzuckte. „Hör auf damit, Dex! Melissa trägt an dieser Geschichte keine Schuld, also lass deinen Frust nicht an ihr aus.“
„Joss lassen Sie es gut sein.“ Melissa war aufgestanden, froh darüber, dass ihre Beine sie wieder trugen.
„Nein.“ Dex schüttelte den Kopf. „Joss hat recht.“ Sein Blick sagte ihr, dass seine Worte ihm aufrichtig leidtaten. „Das war wirklich unpassend. Tut mir leid, Melissa.“
„Schon in Ordnung, Dex.“ Melissa schenkte ihrem Bruder ein Lächeln.
„Ich bin mit meinen Patienten auf dem Laufenden“, betonte Dex dann. „Euer kleines Tête-à-Tête ist schuld, dass ihr jetzt so weit hinterherhinkt.“
„Du hast deine Patienten nur rasch abgefertigt, damit du rechtzeitig in den Pub kommst“, neckte Melissa ihn. „Kannst es wohl nicht erwarten, dass Bluey dir erneut ein blaues Auge verpasst?“
Beide Männer lachten, und damit war die Situation gerettet.
„Joss, Du könntest mir mal wieder einen großen Gefallen tun“, wandte Dex sich an den Freund.
„Nein, auf keinen Fall!“, kam die Antwort wie aus der Pistole geschossen.
Dex hob die Hände. „Du weißt ja noch gar nicht, worum ich dich bitten wollte.“
„Oh doch, und meine Antwort ist Nein.“
„Aber …“
„Nein.“
„Nun komm schon, Junge. Du weißt, wie sehr ich das hasse.“
„Nein!“ Joss gab Melissa ein Zeichen zu gehen. „Kommen Sie, unsere Patienten warten auf uns.“
Gemeinsam verließen sie den Aufenthaltsraum. „Worum ging es denn?“, wollte Melissa wissen.
Joss beugte sich zu ihr und senkte die Stimme für den Fall, dass Dex sie noch hören konnte. Dabei streifte sein Atem ihren Hals, was ihr abermals einen prickelnden Schauer über den Rücken laufen ließ. Hatte er auch nur die geringste Vorstellung, welche Wirkung er auf sie hatte?
„Dex kann Hausbesuche nicht ausstehen“, erklärte er.
„Ach!“ Aus großen Augen schaute sie ihn an und ließ dann ihren Blick kurz zu seinem Mund schweifen. Doch das war ein Fehler, wie ihr gleich darauf bewusst wurde. Sie sollte ihm besser nicht auf die Lippen schauen, wenn sein Gesicht so dicht vor ihr war, das war viel zu gefährlich!
„Er lässt sich alles Mögliche einfallen, um sich davor zu drücken“, warnte Joss sie. „Lassen Sie sich auf keinen Fall dazu überreden, seine Hausbesuche zu übernehmen, sonst werden Sie diese immer machen müssen.“
„Was hat Dex gegen Hausbesuche? Ich dachte, er ist gern unter Menschen.“
„Das ist er auch. Hier in der Klinik hat er mit seinen Patienten keine Probleme, aber zu ihnen nach Hause gehen …“ Joss schüttelte den Kopf. „Er tut es, aber nur unter Zwang.“
„Dann zwingen Sie ihn also dazu?“
„Mir bleibt nichts anderes übrig. Auch er muss seinen Arbeitsvertrag erfüllen. Hausbesuche können anstrengend sein. Wir wechseln uns ab, so vermeiden wir beide einen Burn-out.“
„Das ist nur fair.“ Melissa interessierte es immer noch brennend, warum Dex sich so vehement dagegen sträubte, Hausbesuche zu machen.
„Im Übrigen“, fuhr Joss fort, als ihm gerade ein Einfall kam, „wäre es gut, wenn Sie morgen mit ihm fahren würden. Dann bekommen Sie gleich einen Eindruck, was von uns Ärzten bei Hausbesuchen im Outback erwartet wird, und Sie haben Gelegenheit, sich mit Dex allein zu unterhalten.“
Melissa gefiel die Idee. Gleichzeitig würde sie ihm für eine Weile entfliehen und ihre Gefühle wieder unter Kontrolle bringen können. „Einverstanden. Aber was ist mit meiner Sprechstunde?“
„Das lässt sich regeln. Unsere Patientinnen haben so lange auf eine Frauenärztin warten müssen, da spielen ein paar Tage sicher keine Rolle. Und um Notfälle kann ich mich kümmern.“
Auch für Joss war es eine gute Gelegenheit, etwas Abstand zwischen sich und seine neue Kollegin zu bringen. Melissa Clarkson beschäftigte seine Gedanken viel zu sehr, sogar mitten in der Nacht. Gestern war er um drei Uhr morgens von leiser Musik und dem Klang von unruhigen Schritten aufgewacht. Er hatte nach nebenan gelauscht
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