Julia Ärzte zum Verlieben Band 53
in die Wangen stieg. „Ihnen bleibt aber auch nichts verborgen“, murmelte sie.
„Warum wollen Sie etwas verbergen, Zoe?“
Warum? Weil es dieses wunderschöne Glücksgefühl, diese Zufriedenheit und Geborgenheit stören würde, wenn sie ihm die Wahrheit erzählte.
Aber sein Lächeln ermutigte sie, sagte ihr, dass sie sich nicht zu verstecken brauchte. Vor allem nicht vor ihm.
„Meine Mutter erlitt mehrere Fehlgeburten, bevor sie mich bekam“, sagte sie leise. „Und dann, als ich da war, da … wollte sie mich nicht.“
„Wochenbettdepressionen?“
„Damit fing es an. Leider entwickelte sie daraus Psychosen, musste immer wieder in eine psychiatrische Klinik und nimmt bis heute regelmäßig Medikamente. Anders kenne ich sie gar nicht. Mein Vater gab mir die Schuld … das heißt, meiner Geburt. Großgezogen hat mich im Grunde meine Großmutter. Sie starb, als ich siebzehn war.“
„Wie geht es Ihrer Mutter jetzt?“
„Ich weiß es nicht.“ Sie schämte sich, es zuzugeben. „Mit achtzehn bin ich von zu Hause weggegangen, und seitdem habe ich sie nicht mehr gesehen.“
„Dann wissen sie auch nicht von Emma?“
„Doch, das habe ich ihnen geschrieben.“
„Nicht angerufen?“
„Nein.“
Teo wandte sich wieder seinem Teller zu und aß ein paar Minuten schweigend. Gedankenverloren sah er auf die Menschen rundherum. Sie waren miteinander verwandt oder hatten eine besondere Beziehung zueinander. Teo mochte keine Eltern mehr haben und auch keine Brüder oder Schwestern. Aber dafür hatte er zahlreiche Tanten, Onkel, Cousins, Cousinen, Nichten und Neffen. Ob blutsverwandt oder nicht, spielte keine Rolle.
„Familie ist Familie“, sagte er schließlich ruhig.
Und dann schwieg er wieder.
Zoe stocherte in ihrem Essen, ihr war der Appetit vergangen. Wenn er jetzt schon schlecht von ihr dachte, was würde er erst denken, wenn er auch noch den Rest hörte?
„Ich habe Angst“, flüsterte sie.
Er hörte auf zu essen. Zoe starrte immer noch auf ihren Teller, aber sie spürte seinen Blick.
„Wovor?“, fragte er behutsam.
„Dass ich … wie meine Mutter werde.“ Da, sie hatte es ausgesprochen. Seit Beginn ihrer Schwangerschaft hing diese Furcht wie ein Damoklesschwert über ihr. Nein, vielleicht länger noch … seit sie alt genug gewesen war, um zu begreifen, dass ihre Mutter anders war: ein zerbrechlicher trauriger Schatten.
„Zoe?“ Teos warme Stimme durchdrang ihre wirbelnden dunklen Gedanken. Zoe blickte auf.
„Sie sind nicht Ihre Mutter. Sie sind Sie“, betonte er. „Jetzt verstehe ich auch, warum Sie so hart gegen sich selbst sind. Aber Sie sind eine kluge, kompetente und schöne Frau, und Emma wird in dem Gefühl aufwachsen, dass sie auf ihre Mutter stolz sein kann.“
Er berührte ihre Hand, umschloss sie mit seinen starken Fingern und drückte sie leicht. „Sie müssen kein perfektes Haus haben oder einen tollen Job, und Sie müssen auch nicht so tun, als wären Sie glücklich, wenn Sie es gar nicht sind“, sagte er eindringlich. „Seien Sie einfach Sie selbst, und Emma wird Sie lieben, das verspreche ich Ihnen.“
Nach einem weiteren fast zärtlichen Händedruck ließ er sie los. Zoe blinzelte die Tränen weg und saß stumm da. Sie spürte seinen Worten nach, wollte jedes behalten wie einen kostbaren Schatz.
Als er wieder sprach, schwang ein Lächeln in seiner warmen Stimme mit. „Was halten Sie davon, wenn wir uns etwas von Tante Moanas Bananenkuchen holen? Verraten Sie es niemandem, aber im Grunde komme ich nur deswegen her.“
Zoe würde nie vergessen, wie entsetzt James reagiert hatte, als sie ihm von ihrer Mutter erzählte. Und Teo? Der hatte einfach zugehört, als sie ihm ihr dunkles Geheimnis anvertraute, und dann vorgeschlagen, Nachtisch zu essen. So, als spielte es keine Rolle, ob ihre Mutter verrückt war oder nicht.
Nachdem sie sich von ihrer ersten Verblüffung erholt hatte, fand sie es wundervoll!
Zoe ließ sich von der unbeschwerten Stimmung der Familie anstecken. Ihr Appetit kehrte zurück, sie aß ihren Teller leer und genoss das saftigste, nach sonnenreifen Bananen schmeckende Stück Kuchen, das sie je gegessen hatte. Anschließend ging sie mit Alisi und anderen Müttern zum fale , um die kleineren Kinder schlafen zu legen. Während sie die schläfrige Emma mit einer bunten Decke zudeckte, hörte sie rhythmische Trommelklänge.
Ältere Frauen passten auf die Kleinen auf, und Alisi nahm Zoe mit zurück zum Feuer. Neben den glühenden Holzscheiten saß
Weitere Kostenlose Bücher