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JULIA ARZTROMAN Band 26

JULIA ARZTROMAN Band 26

Titel: JULIA ARZTROMAN Band 26 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: JOSIE METCALFE CAROLINE ANDERSON SARAH MORGAN
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großen Hungersnot in Irland. Damals, vor hundertfünfzig Jahren, waren die meisten Iren nach Amerika ausgewandert, um dem sicheren Tod zu entgehen. Einen seiner Vorfahren jedoch hätte es genau in die entgegengesetzte Richtung gezogen. Der Mann namens Donnelly landete in Cornwall und heiratete ein wunderschönes Mädchen, das ihm statt Gälisch Kornisch beibrachte.
    Maggie fand die Geschichte sehr romantisch, und als Adam sie an ihrem sechzehnten Geburtstag zärtlich keresik nannte, wurde ihr schwindlig vor Glück. Und dann hatte er sie zum ersten Mal geküsst.
    „Adam?“ Sehnsucht und Furcht schnürten ihr den Hals zu, Staub kratzte in ihrer Kehle. „Adam, hörst du mich?“
    Sekundenlang herrschte lastendes Schweigen, und Maggie glaubte schon, sie hätte zu lange gewartet.
    Sie hatten die Hoffnung, sie lebend zu finden, aufgegeben.
    Doch plötzlich war die Dunkelheit von kreischenden Stimmen erfüllt. Pfiffe mischten sich in das ohrenbetäubende Freudengeschrei.
    „Ruhe bitte! Seid doch mal still“, befahl Adam, bevor er erwartungsvoll fragte: „Maggie? Geht es dir gut?“
    Sie war so glücklich, seine Stimme zu hören, dass sie beinahe angefangen hätte zu weinen. Es dauerte eine Weile, ehe sie antworten konnte.
    „Es ist dunkel, ich sitze im Dreck, und ich bin halb taub“, beschwerte sie sich, sobald ihr Kinn nicht mehr so zitterte.
    „Typisch Frau – immer was zu meckern“, neckte einer der Männer, und sie musste mitlachen.
    „Scherz beiseite, wo bist du verletzt, Maggie?“ Adams Ton verriet, dass sie mit dem Arzt sprach. „Fang oben an, und beschreibe mir bitte deinen Zustand.“
    „Ich bin mit dem Kopf aufgeprallt und habe dort eine Beule“, begann sie gehorsam. „Sie ist ziemlich schmerzhaft, blutet wahrscheinlich. Meine Haare sind an der Stelle nass, aber eine Fraktur kann ich nicht feststellen. Eine Zeit lang war ich bewusstlos. Wie lange, weiß ich nicht.“
    „Ungefähr fünf Minuten.“ Das klang angespannt, so als wäre die gefühlte Zeit viel länger gewesen. Ob Adam ein schlechtes Gewissen hatte, ähnlich wie Jem? Machte er sich Vorwürfe, dass sie auf sein Drängen hin in die Mine gestiegen war? Hatte er vergessen, dass sie beim zweiten Mal freiwillig gegangen war?
    Doch darüber konnte sie jetzt nicht reden. Vor allem nicht, wenn so viele Leute zuhörten. „Abgesehen davon“, fuhr sie deshalb rasch fort, „habe ich einige Prellungen und Kratzer. Gebrochen ist, soweit ich es beurteilen kann, nichts.“
    „Bist du sicher?“, fragte er eindringlich.
    „Im Dunkeln funktioniert mein Röntgenblick nicht besonders gut. Aber du darfst mich gern zum Röntgen bringen, sobald ich hier raus bin.“
    „Worauf du dich verlassen kannst. Maggie, wie sieht es im Tunnel aus? Kannst du mir sagen, wie viel Gestein runtergekommen ist?“
    Solche Fragen konnte sie gar nicht gebrauchen. Sie hätte lieber verdrängt, in welcher Lage sie sich befand. Aber wenn sie wieder ins Freie wollte, musste sie ein wenig Licht in die Angelegenheit bringen.
    „Warte, ich muss erst die Taschenlampe suchen.“ Widerstrebend zog sie sie aus der Tasche und tastete nach dem Schalter. Als sie ihn gefunden hatte, hielt sie inne. Sie hatte Angst vor der Angst, vor den Beklemmungen, der Atemnot, dem kalten Schweiß, der ihr ausbrechen würde, sobald sie sich umsah. Wenn es nicht genügte, Adams Stimme zu hören? Wenn sie durchdrehte, sobald sie das Licht angeknipst hatte?
    Nimm dich zusammen, machte sie sich Mut. Jetzt!
    Ein flüchtiger Blick auf ihre Umgebung genügte. Maggie stöhnte leise auf und schloss die Augen. Ihr blieb die Luft weg, ihr Puls fing an zu rasen.
    „Maggie?“
    Ihr Gehirn produzierte keine Worte. Ihre Zunge gehorchte ihr nicht.
    „An welcher Stelle des Stollens bist du?“, fragte er energisch, besann sich jedoch und redete in besänftigendem Ton weiter. „Komm schon, Maggie, du hast gesagt, du bist nicht verletzt. Du brauchst uns nur zu sagen, wo du bist, damit wir dich da rausholen können.“
    „Es geht nicht …“, flüsterte sie verzweifelt. „Niemand kann mich hier rausholen.“
    Adam benutzte ein Wort, das sie zuletzt von ihm gehört hatte, als sie unter den U-Bahn-Wagen gekrochen waren. Und zwar in dem Moment, in dem er entdeckte, dass Arterienblut aus der Armwunde der jungen Frau sprudelte. Beide hatten sie gewusst, dass ihnen nur wenig Zeit blieb, um die Blutung zu stoppen, bevor der tödliche Herzstillstand eintrat.
    Maggie war nicht lebensgefährlich verletzt, aber es wäre

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