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JULIA ARZTROMAN Band 26

JULIA ARZTROMAN Band 26

Titel: JULIA ARZTROMAN Band 26 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: JOSIE METCALFE CAROLINE ANDERSON SARAH MORGAN
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nichts anderes übrig geblieben, als sich persönlich auf den Weg zu machen.
    Die vertraute Landschaft zog an ihr vorbei, aber sie nahm kaum etwas wahr. Dieses Schweigen war so untypisch für ihn. Insgeheim hatte sie damit gerechnet, dass er sie mit Anrufen bombardieren oder unverhofft vor ihrer Tür stehen würde. Schließlich war er Italiener, heißblütig, leidenschaftlich und voller Glut wie ein Vulkan, der jederzeit ausbrechen konnte.
    Marco wusste genau, was er vom Leben wollte. Und was er wollte, das nahm er sich.
    Allerdings schien sie nicht dazuzugehören!
    Ihr wurde die Kehle eng, und plötzlich brannten Tränen in ihren Augen. Du spinnst doch, schalt sie sich. Eine heftige Auseinandersetzung war das Letzte, was sie gewollt hatte. Das hätte alles noch viel schwerer gemacht, als es ohnehin schon war.
    Die Stimme des Taxifahrers riss sie aus ihren Gedanken.
    „Entschuldigung, was haben Sie gesagt?“
    Der Mann blickte sie im Rückspiegel an. „Ich wollte nur wissen, ob Sie in Penhally Bay wohnen?“
    Amy setzte ein höfliches Lächeln auf. „Nein, nicht mehr …“ Nicht mehr, seit mein Leben den Bach hinunterging.
    „Ach so.“ Vorsichtig lenkte er den Wagen die schneebedeckte Straße entlang. „Dann sind Sie wieder hier, um mit Ihrer Familie Neujahr zu feiern? Bleiben Sie lange?“
    Sie hatte hier keine Familie. Und zu feiern gab es auch nichts.
    „Es wird nur ein kurzer Besuch“, erklärte sie und räusperte sich. „Heute Abend fahre ich wieder zurück. Um acht Uhr geht mein Zug.“
    „Achten Sie bloß auf den Wetterbericht. Können Sie sich vorstellen, dass es letzte Nacht wieder geschneit hat, bei uns an der Küste? Und diese Kälte! Das kommt sonst alle Jubeljahre einmal vor.“ Er schüttelte den Kopf. „Globale Erwärmung, daran liegt’s. Das Klima spielt verrückt. Für unsere Gegend sind sogar schwere Stürme angesagt. Sie sollten entsprechend Zeit einplanen, bevor Sie zurückfahren, sonst verpassen Sie noch Ihren Zug.“
    Amy hörte kaum zu, während sie aus dem Fenster sah. Komme, was wolle, sie würde Penhally Bay heute Abend wieder verlassen. Und wenn sie zu Fuß gehen musste!
    Der Wagen bog in die Hauptstraße ein, und ihr Herz fing an zu rasen. Unwillkürlich rutschte sie in ihrem Sitz ein Stückchen tiefer.
    Im nächsten Moment seufzte sie unterdrückt und richtete sich wieder auf. Was tat sie da eigentlich? Sie benahm sich ja, als müsste sie sich verstecken. Dabei war sie fünfunddreißig, eine erfahrene Ärztin, die schon einiges von der Welt gesehen hatte!
    Leider genügte nur der Gedanke an ein Wiedersehen mit Marco, und ihr Selbstbewusstsein verabschiedete sich. In den letzten beiden Jahren hatte sie von ihm geträumt, an ihn gedacht und sich seinetwegen die Augen aus dem Kopf geheult. Und weil es ihr irgendwann reichte, dass er ständig ihre Gedanken und Gefühle beherrschte, war sie nicht nur aus Penhally Bay verschwunden, sondern auch aus England.
    Erst auf einem anderen Kontinent fühlte sie sich sicher.
    Um ihm auch jetzt nicht zufällig über den Weg zu laufen, beschloss sie, nicht direkt vor der Praxis auszusteigen.
    „Bitte, halten Sie dort an der Ecke.“ Als der Wagen hielt, bezahlte sie den Fahrer. „Vielen Dank.“
    Das Taxi wendete und fuhr davon. Reglos stand Amy eine Weile auf dem Bürgersteig, ihre Handtasche unter dem Arm. Die Geschäfte an der Hauptstraße von Penhally Bay hatten noch nicht geöffnet, aber in den Schaufenstern blinkten und funkelten Sterne, Engel, bunte Päckchen und andere Weihnachtsdekorationen. Wie mit einer dicken Puderzuckerschicht bestäubt lagen Straßen, Bäume und Häuser da.
    Der Schnee schluckte jedes Geräusch, und Amy fühlte sich in eine Wintergeschichte von Charles Dickens versetzt. Plötzlich war ihr weihnachtlicher zumute als während der Feiertage selbst. Erinnerungen an die Kindheit tauchten vor ihrem inneren Auge auf: Wie sie Hand in Hand mit ihrer Großmutter durch die Läden ging und Christbaumschmuck aussuchte oder beim Schlachter am Tresen stand, um den Truthahn für den Festschmaus abzuholen.
    Für sie war Penhally Bay schon immer ein magischer Ort gewesen, voller Zauber und die perfekte Kulisse für ein Märchen. Die wenigen glücklichen Stunden ihrer Kindheit waren untrennbar mit diesem malerischen Fischerdorf an Cornwalls Küste verbunden.
    Früher hatte sie davon geträumt, dass ihre Kinder hier aufwachsen würden.
    „Amy? Amy Avanti?“
    Wie ertappt drehte sie sich um. Ihr Herz hämmerte in der Brust, ihre

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