Julia Arztroman Band 62
lebenslange Verpflichtung einzugehen.“
„Und du bezweifelst, dass ich dazu in der Lage bin?“
„Wenn du die Wahrheit hören willst, ja.“
Gina blickte ihn aus kühlen Augen an, doch hinter dieser aufgesetzten Maske spürte Marco ihre Angst. Und da wusste er, dass er nicht länger warten konnte.
„Dann wird dich vielleicht das überzeugen.“ Sein Herz klopfte wie verrückt, als er ihre Hand ergriff. „Ich möchte, dass du mich heiratest, Gina.“
Im ersten Moment glaubte Gina, sich verhört zu haben. Die vielen spielenden Kinder machten einen unheimlichen Lärm. Doch als sie ihn ansah, wusste sie, dass sie ihn richtig verstanden hatte: Marco hatte ihr tatsächlich einen Heiratsantrag gemacht! Ein Gefühl unendlicher Freude durchströmte sie. Marco zu heiraten, mit ihm zu leben, ihn zu lieben und von ihm geliebt zu werden … Das wünschte sie sich mehr als alles andere.
Sie holte gerade Luft, um ihm genau das zu sagen, als er fortfuhr.
„Das wäre doch sinnvoll, oder? Wenn wir heiraten, können wir Lily alles geben, was sie braucht.“
„Du fragst mich, ob ich dich um Lilys willen heirate?“, erwiderte sie mit tonloser Stimme, während ein sengender Schmerz sie durchfuhr. Wie hatte sie vergessen können, dass Marco, wie er immer wieder erklärt hatte, nicht an einer Liebesbeziehung mit ihr interessiert war.
„Ja. Wenn du mich heiratest, brauchst du nicht mehr zu arbeiten und hast viel mehr Zeit für Lily. Wir suchen uns ein Haus mit einem großen Garten, wo Lily spielen …“
„Und du glaubst, mehr braucht es nicht, um ein Kind glücklich zu machen? Ein Haus mit Garten?“ Gina lachte höhnisch, um ihre unsägliche Enttäuschung zu verbergen. Er sollte nicht merken, wie verletzt sie war, wie lächerlich sie sich vorkam. Sie hatte doch tatsächlich geglaubt, dass er sie heiraten wollte, um sein Leben mit ihr zu verbringen.
„Nein, aber ich glaube, dass es besser für Lily ist, wenn sie mit ihren beiden Eltern aufwächst, als immer wieder viel Zeit in der Obhut einer Tagesmutter zu verbringen. Wenn wir heiraten, können wir ihr ein richtiges Zuhause einrichten, wo sie alles hat, was sie braucht.“
„Und wo, schlägst du vor, soll dieses Zuhause sein? Hier in London oder in Italien? Du scheinst ja schon alles geplant zu haben, also weih mich in deine Pläne ein, Marco.“
„Das werden wir natürlich gemeinsam entscheiden“, erwiderte er, ohne auf ihren wütenden Tonfall einzugehen. „Mir geht es nur um Lilys Wohl, und dass sie den besten Start ins Leben bekommt. Ich weiß, dass du ihr eine wunderbare Mutter bist, aber ich kann euch beiden die Sicherheit bieten, die ihr braucht.“
„Dann bekommt Lily ein Haus mit Garten und ich bekomme ein Leben lang freie Kost und Logis? Wie großzügig von dir.“
Er maß sie mit einem eiskalten Blick. „Für mein Kind zu sorgen ist nicht großzügig.“
„Nein? Dann habe ich da wohl etwas falsch verstanden.“ Abrupt stand Gina auf. Dies war mehr, als sie ertragen konnte. Sein berechnender Heiratsantrag bewies ihr nur aufs Neue, wie wenig er für sie empfand. Diese Ehe war für Marco nur das Mittel zum Zweck, um seine Vaterrolle ausleben zu können.
„Es tut mir leid, aber ich muss dein großzügiges Angebot ablehnen. Lily und ich kommen ganz gut allein zurecht. Wir brauchen deine Hilfe nicht, vielen Dank.“
„Ich habe auch Rechte. Ich bin Lilys Vater, und ich möchte sicher sein, dass sie gut versorgt ist.“
„Das ist sie. Und das wird sie auch immer sein.“
„Ich warne dich, Gina. Wenn du mich daran hindern solltest, Lily zu sehen, werde ich um sie kämpfen!“
Marco hatte sich ebenfalls erhoben und sah mit einem so selbstsicheren, arroganten Blick auf sie herab, dass Gina übel wurde. Wie hatte sie die Situation nur so missverstehen und ernsthaft glauben können, dass er sie heiraten wollte, weil er sie liebte? Dass er sich damals von ihr abgewandt hatte und auch an dem Abend, als sie kurz davor gewesen waren, sich zu lieben, zeigte doch nur, wie wenig sie ihm bedeutete.
„Das bleibt dir überlassen. Ich hoffe nur, dass du dabei nicht das Wichtigste übersiehst: dass es nämlich Lily sein wird, die darunter zu leiden hat. Vergiss das nicht! Und jetzt ist es Zeit, dass wir gehen.“
Ohne Marco Gelegenheit zu einer Antwort zu geben, holte sie Lily vom Spielplatz und setzte sie in ihren Buggy. Die Kleine protestierte. Sie wollte noch nicht nach Hause, aber Gina ließ sich von ihren Tränen nicht umstimmen. Lieber jetzt ein paar
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