Julia Bestseller Band 144
ihn zu seinem Handeln trieb.
„Das ist sehr großzügig von dir“, sagte sie vorsichtig.
„Ich halte es nur für fair … unter den gegebenen Umständen.“
Er hatte ihr gewiss in mancher Hinsicht unrecht getan. War dies seine Art, es wiedergutzumachen? Gestern früh hatte er Schuldgefühle eingestanden … bevor er mit seinen niederträchtigen Vermutungen sein Gewissen wieder beruhigt hatte. Vielleicht waren seine Schuldgefühle mit Macht zurückgekehrt, nachdem sie sein falsches Urteil gründlich zerschlagen hatte? Und dennoch schien das radikale Ausmaß seiner Großzügigkeit unglaublich. Obwohl es zu der schnellen Entschlusskraft passte, die sie an ihm beobachtet hatte.
„Ich erwarte nicht, dass dein Vater umzieht, bevor nicht sämtliche legale Formalitäten abgeschlossen sind“, fuhr Jim nun fort, als wollte er ihre letzten Zweifel ausräumen. „Euer Anwalt kann den Vertrag gründlich prüfen, und ich bitte euch ausdrücklich, alles anzufechten, was euch nicht gefällt. Der Vertrag hat erst dann Gültigkeit, wenn ihr zufrieden seid.“
„Wir haben alles schon durchgesprochen, Beth“, warf ihr Vater zuversichtlich ein. „Jim wird als Erstes einen Campingbus auf dem Gelände aufstellen. Dort können wir wohnen, bis ich das Haus wieder in Schuss gebracht habe.“
Beth schaute Jim an und zog ungläubig die Brauen hoch. „Du willst auch dort wohnen?“
„Nein, nein“, verbesserte ihr Vater lachend. „Der Wohnwagen ist für dich und mich gedacht, Beth. Jim ist geschäftlich viel zu sehr eingespannt, um auf der Farm vor Ort sein zu können. Deshalb braucht er mich ja.“
„Ich verstehe“, sagte Beth leise und senkte den Blick, um ihre ablehnende Haltung zu verbergen.
Beide, ihr Vater und Jim, gingen offensichtlich stillschweigend davon aus, dass sie ihren Vater begleiten würde. Und wenn Jim Neilson vielleicht auch nicht für die Arbeit auf der Farm zur Verfügung stand, sie würde es … für einen häufigen Besucher. Der Partner ihres Vaters hatte natürlich das Recht, auf die Farm zu kommen, wann immer er wollte.
Erneut kam ihr in den Sinn, dass diese Partnerschaft nichts mit Schuldgefühlen, nichts mit Großzügigkeit, nichts mit Nostalgie zu tun hatte, ja, nicht einmal mit ihrem Vater oder der Farm an sich. Es ging nur darum, dass Jim Neilson sie, Beth, in unmittelbarer Nähe wissen wollte.
Eine Chance, wiederzufinden, was verloren war.
Sie hatte ihn stehen lassen, hatte sein Angebot ausgeschlagen, und nun suchte er eine neue Chance, sie dahin zu bringen, wo er sie haben wollte. Es war lediglich eine neue Taktik, eine klug eingefädelte Manipulation. Er hatte den Weg über ihren Vater gewählt und zählte auf ihre Liebe als Tochter, um sie gefügig zu machen. Mit Jim Neilsons eigenen Worten: psychologisch brillant. Außer dass sie nicht mitspielen musste.
„Gibt es da ein Problem, Beth?“
Der besorgte Ton ihres Vaters beschwor sie, seinen wunderbaren Traum nicht zu zerstören. Aber sie musste auch an ihr Leben denken und hatte für ihre Familie schon auf so vieles verzichtet. Für sie war die Vergangenheit endgültig gestorben. Es machte keinen Sinn, noch einmal dorthin zurückzukehren. Sie hatte auch nicht den Mut dazu.
Beth nahm ihres Vaters Hand und drückte sie liebevoll. „Ich freue mich für dich, Dad. Gewiss ist es für dich das Richtige, und ich bin wirklich froh darüber. Aber ich bin mir nicht sicher, ob es auch für mich das Richtige wäre.“
Er blickte sie verständnislos an. „Warum nicht?“
Sie hatte nicht die Absicht, vor Jim Neilson über ihre ganz persönlichen Gefühle zu sprechen. „Gib mir etwas Zeit, darüber nachzudenken, okay?“ Sie lächelte besänftigend. „Du hast mich ganz schön überrumpelt …“
„Ich dachte doch nur …“
Ihr Vater schaute von ihr zu Jim Neilson … und Beth wusste, dass er geglaubt hatte, es würde wieder wie früher werden: Jamie – nicht Jim – und Beth.
„Wahrscheinlich wird es das Beste sein, wenn ich jetzt gehe, damit ihr alles in Ruhe untereinander besprechen könnt“, warf Jim ganz selbstverständlich ein. Offensichtlich beherrschte er auch die Rolle der empfindsamen Seele in Perfektion.
„Nein, nein“, protestierte ihr Vater sofort. „Du musst unbedingt zum Abendessen bleiben. Ich bin sicher, Beth …“
„Ehrlich gesagt, wollte ich Beth eigentlich fragen, ob ich sie heute Abend zum Essen ausführen darf“, unterbrach Jim ihn in herzlichem Ton.
„Aber ja! Was für eine gute Idee!“, rief ihr
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