Julia Collection Band 09
dass ich mich langweilen und wieder nach Hause zurückkehren werde.“ Sie schüttelte den Kopf. „Aber er irrt sich. Ich habe mich noch nie glücklicher und lebendiger gefühlt als mit ihm auf seiner Ranch oder wenn ich ihm dabei zusah, wie er die Bullenreiter vor den wütenden Tieren rettete.“
Carlotta seufzte und tätschelte Annie die Hand. „Du bist das Kind deiner Eltern.“ Sie betupfte sich verstohlen die Augen mit einem Spitzentaschentuch. „Ich glaube, das habe ich schon immer gewusst. Aber ich hatte so große Angst, ich könnte dich genauso verlieren wie deine Mutter.“ Sie sah Annie bedrückt an. „Kannst du mir je vergeben, dass ich dich all diese Jahre unglücklich gemacht habe?“
„Oh, Großmutter, ich war doch nicht unglücklich“, sagte Annie hastig und legte die Arme um sie.
„Doch, das warst du. Und wir wussten es beide. Aber ich dachte, wenn ich dich Dinge tun ließ, die mir gefielen, würdest du dich nie Gefahren aussetzen, wie es deine Mutter immer getan hat. Nachdem ich dich mit dem jungen Mann zusammen gesehen habe, weiß ich, dass ich mich getäuscht habe.“ Sie lächelte und tätschelte Annie die Wange. „Du hast deiner Mutter nie ähnlicher gesehen als heute Nachmittag, als ich die Tür öffnete und dich mit deinem Cowboy an der Seite vor mir sah. Du hattest eine Ausstrahlung, einen Glanz in den Augen, den ich noch nie an dir bemerkt habe.“
„Aber du warst so …“ Annie suchte nach dem passenden Wort.
„Sag es ruhig“, sagte Carlotta mit einem selbstironischen Lächeln. „Ich war unhöflich.“
Annie musste lachen. „Ja, das warst du wirklich.“
Carlotta zuckte die Achseln. „Ich war ein Dummkopf.“
„So weit würde ich nun nicht gehen.“
„Ich aber. Ich war zu kurzsichtig, um Patrick zu durchschauen. Aber dein junger Mann …“
„Er heißt Burt, Großmutter.“
„Burt, ja. Er hat Patrick durchschaut, und er hat bewiesen, dass er ein guter Mann ist. Er bringt vielleicht sich selbst in Gefahr, aber er würde niemals ein Risiko eingehen, wenn es um dich ginge.“
Annie schüttelte den Kopf. „Das ist jetzt nicht mehr wichtig. Er hat deutlich gesagt, dass es keine Zukunft für uns beide gibt.“
„Dann beweis ihm das Gegenteil.“ Zum ersten Mal in ihrem Leben sah Annie ein echtes Lächeln auf den Lippen ihrer Großmutter. „Zeig ihm, wie ausdauernd und dickköpfig eine Whittmeyer sein kann.“
Annie lachte. „Und meinst du, eine Whittmeyer mit dem Nachnamen Devereaux könnte das auch schaffen?“
Carlotta lachte laut auf. „Ich bezweifle keinen Augenblick, dass du diesen jungen Mann zur Vernunft bringen kannst.“ Sie stand auf und machte Annie ein Zeichen, ihr zu folgen. „Komm in die Küche und hilf mir, eine Kanne Tee aufzusetzen. Wir müssen unseren Kriegsplan entwerfen.“
Burt stand hinter den Gängen in der Veranstaltung der PBR in Albuquerque und tat, was er jede Sekunde an jedem Tag im vergangenen Monat getan hatte – er dachte an Annie. Er konnte nicht einmal in die Menge sehen und eine blondhaarige Frau entdecken, ohne dass sein Herz einen Moment lang aussetzte und sein Magen sich anfühlte, als hätte jemand ihm einen Schlag versetzt. Gerade vor fünf Minuten war es wieder geschehen. Auf seinem Weg von der Umkleidekabine zur Arena hatte er eine blonde junge Frau mit Mitchs Schwester Kaylee zusammen gesehen. Sie waren ziemlich weit von ihm entfernt gewesen, aber er war sofort losgerannt, um sie einzuholen.
Er kam an Curtis und Mitch vorbei, die ihre Streckübungen vornahmen, um sich für ihren Ritt vorzubereiten. Und er hätte die Frauen auch erwischt, wenn diese zwei Holzköpfe ihn nicht aufgehalten und nach seiner Meinung über die Stiere gefragt hätten, die sie beim Losen gezogen hatten.
Burt holte tief Luft. Was machte es schon aus! Es wäre am Ende doch nur eine von Kaylees Freundinnen vom College gewesen oder die neue Freundin eines der Reiter.
Nachdem der letzte Reiter bekannt gegeben worden war, ging Burt mit den anderen beiden Stierkämpfern, die bei dieser Veranstaltung mit ihm arbeiteten. Der Erregung, die er immer empfand, wenn er in die Arena kam, half ihm, sich zu konzentrieren, um die nächsten Stunden irgendwie hinter sich zu bringen. Danach würde er seine Niederlage eingestehen müssen, wieder nach Illinois fahren und Annie anflehen – auf Knien, wenn es sein musste – ihm noch eine Chance zu geben.
Während der ersten fünfzehn Minuten ertappte Burt sich dabei, dass er sich fragte, warum er eigentlich
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