Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
JULIA COLLECTION Band 10

JULIA COLLECTION Band 10

Titel: JULIA COLLECTION Band 10 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MIRANDA LEE
Vom Netzwerk:
er keine Sekunde von Renées stimulierender Gegenwart verpasste.
    Doch am Ende verspätete sich Rico trotzdem gehörig, weil er vergessen hatte, dass die Rennen heute nicht auf der Bahn in Randwick, sondern auf der in Rosehill Gardens am anderen Ende der Stadt stattfanden. Daran wurde er erst erinnert, als er schon fast in Randwick war. Kurz vorher hatte er das Radio eingeschaltet, um einige einstimmende Berichte zu hören. Als der Sprecher Rosehill Gardens erwähnte, machte Rico fluchend kehrt und lenkte seinen Ferrari in westliche Richtung.
    Am Ziel angekommen, war der Startschuss fürs erste Rennen bereits gefallen, und Rico konnte die Anfeuerungsrufe der Zuschauer hören, während er über den Parkplatz eilte. Er ging direkt zur Mitglieder-Lounge und stellte sich dort an die Bar. Höchstwahrscheinlich würde Renée zwischen zwei Rennen ebenfalls hier auftauchen. Jetzt brauchte er erst einmal ein Bier, auch wenn es heute überhaupt nicht heiß war, im Gegenteil. Die bedrohlich wirkende Wolke vom Vormittag hatte sich inzwischen zu einer geschlossenen Wolkendecke entwickelt. Doch trotz der kühlen Witterung war es Rico plötzlich ganz heiß. Das musste an der Vorfreude liegen, Renée wiederzusehen.
    Als sie auch nach seinem ersten Bier nicht aufgetaucht war, ging er auf die Veranda, von der aus man das Rennbahngelände gut überblicken konnte. Überall standen Menschen in Grüppchen zusammen. Die Pferde hatte man inzwischen von der Bahn geholt, und die drei erstplatzierten Tiere standen in einer Box. Während sich ihre Jockeys wiegen ließen, strahlten ihre Trainer und Besitzer – vierzig- bis fünfzigjährige Männer in Anzügen – und unterhielten sich lachend. Es gab nichts Schöneres, als ein Pferd in Empfang zu nehmen, das gerade gewonnen hatte, und Rico beneidete sie einen Moment lang.
    Doch dann entdeckte er Renée. Beinah hätte er sie nicht erkannt. Normalerweise trug sie zu den Rennen maßgeschneiderte Hosenanzüge, flache Pumps, wenig Make-up und eine schlichte Frisur. Aber heute … Rico traute seinen Augen nicht.
    Zunächst war da das figurbetonte schwarze Kleid, wobei Renées ohnehin schon schmale Taille von einem besonders breiten Gürtel betont wurde. Der tiefe Ausschnitt ließ einen kaum den Blick von ihrem Dekolleté wenden, bis man den Schlitz im Kleid entdeckte, der ihre langen Beine, mit denen sie ihn erst letzte Nacht umfangen hatte, noch besser zur Geltung brachte. Was sonst unter Hosenbeinen verschwand, wurde heute mit schimmernder Strumpfhose und Stilettos inklusive Fesselriemchen betont, die ähnlich breit waren wie das schwarze Satinband um ihren Hals.
    Und das waren noch lange nicht alle Veränderungen. Auch das Haar trug Renée anders, zwar immer noch schulterlang, aber schwarz gefärbt und fransig geschnitten, wie es der aktuellen Mode entsprach.
    Die Frisur stand ihr genauso gut wie das auffällige Makeup, das vor allem ihren Mund betonte, von dem Rico gar nicht mehr den Blick wenden konnte. Diese Lippen hatten ihn letzte Nacht überall liebkost und bewegten sich jetzt ähnlich sinnlich, während Renée mit einem reich wirkenden älteren Herrn sprach, der wie gebannt auf ihren Ausschnitt starrte. Kaum fünf Meter von den beiden entfernt, wusste Rico verdammt genau, was der alte Lüstling im Blick hatte.
    Offensichtlich spürte Renée Ricos Anwesenheit, denn jetzt sah sie zu ihm hinüber. Als sich ihre Blicke begegneten, sprach aus seinem Eifersucht und aus ihrem eine gewisse Herausforderung. Trotzdem winkte sie ihm zu und verabschiedete sich von dem Fremden. Während sie zur Veranda kam, blieb Rico, wo er war, und versuchte, sich wieder zu beruhigen. Er wusste genau, dass sich Renée heute nur so zurechtgemacht hatte, um ihn zu quälen. Das Pokerspiel gestern Abend hatte sie verloren, aber ihren Kleinkrieg wollte sie nach wie vor gewinnen und diejenige sein, die ihn verführte und manipulierte. Deshalb ihr Engagement letzte Nacht und die heutige Verkleidung.
    Unwillkürlich ging Ricos Atem schneller. Dabei konnte er nicht umhin, Renée zu bewundern: Sie besaß Mut und Köpfchen. Dabei vermutete er allerdings stark, dass sie ihm vergangene Nacht doch das eine oder andere vorgespielt hatte und ihr sein Liebesspiel gar nicht so sehr gefiel. Wie auch immer, jetzt musste er über ihren Vamp-Look hinwegsehen, sonst ging er ihr direkt in die Falle.
    Gerade als Rico dachte, er habe sich wieder unter Kontrolle, nahm Renée die letzte Treppenstufe, wobei ihr der Wind den Rock hochwehte, sodass

Weitere Kostenlose Bücher