JULIA COLLECTION Band 11
Ausdrucksweise zu benutzen, aber seine Heirat hatte dem ein Ende gesetzt. Hin und wieder telefonierten sie noch miteinander, aber es wurde immer schwerer, Treffen zu arrangieren, besonders nach Altheas Tod. Vermutlich lag das hauptsächlich an Lady Colbert, die zu befürchten schien, dass ihr Göttergatte von dem Single Lucien auf Abwege geführt werden könnte.
Lucien stand auf, ließ sich von seinem alten Freund mit einem jovialen Schlag auf die Schulter begrüßen und erklärte: „Ich möchte dir Mrs. Avis Lorimer vorstellen. Avis, Sie haben das zweifelhafte Vergnügen, Sir Ponder Colbert kennenzulernen, einen Studienfreund und Londons Minister für … Was ist es doch gleich, Col?“
„Meine Behörde verteilt die Gelder für die Straßenreparaturen in dieser alten Stadt. Wie geht es Ihnen, Mrs. Lorimer?“
„Gut, danke. Und Ihnen?“
„Ich bin wie immer sehr beschäftigt, bei Tag und Nacht.“
„Das kann ich mir denken angesichts der vielen Baustellen, die ich während der Fahrt vom Flughafen hierher passiert habe.“
Col verzog das Gesicht. „Vermutlich waren das nur Attrappen. Das Problem bei unserem System ist, dass die Baufirmen die ersten Gelder erhalten, sobald die Absperrungen errichtet sind. Deshalb stellen sie ihre Hütchen und Umleitungsschilder schon auf, noch bevor die Tinte auf den Aufträgen getrocknet ist, und dann dauert es Monate, bis die eigentlichen Arbeiten beginnen. Verdammtes Ärgernis, aber kann ich was dagegen tun? Nein.“ Er seufzte und wandte sich an Luc. „Schön, dich zu sehen, auch wenn es ärgerlich ist, dass du zehn Jahre jünger aussiehst als ich.“
Avis stand hastig auf. „Ich bin sehr müde. Würden Sie mich jetzt bitte entschuldigen?“ „Meinetwegen müssen Sie wirklich nicht gehen“, versicherte Col. „Offen gesagt, möchte ich jetzt schlafen gehen. Es war ein langer Tag. Es hat mich gefreut, Sie kennenzulernen.“
Er verneigte sich flüchtig. „Ganz meinerseits.“
Bevor sie sich zurückziehen konnte, nahm Lucien sie bei der Hand und küsste ihre Wange. „Wollen wir uns hier um acht zum Frühstück treffen? Oder ist Ihnen das zu früh?“
„Es ist mir recht“, erwiderte sie lächelnd.
Er blickte ihr nach, als sie das Restaurant verließ, und beobachtete fasziniert, wie sich das Kleid um ihre Rundungen schmiegte.
Col räusperte sich. „Und Mr. Lorimer ist wo?“
„Unter der Erde, schon seit einigen Jahren.“
Col grinste. „Immer noch der alte Luc. Typisch, dass du die leckerste Witwe von zwei Kontinenten findest. Bestimmt ist es dein Bett, in das sie gleich steigen wird.“
„Nicht heute Nacht“, entgegnete Luc, während er sich wieder hinsetzte. Er beugte sich zu Col vor, der ebenfalls Platz nahm, und fügte vertraulich hinzu: „Aber morgen könnte das schon anders sein.“
Col grinste und winkte dem Kellner. „Und jetzt erzähl mir, was du in letzter Zeit so getrieben hast.“
4. KAPITEL
Ausgelassen wie ein Kind hüpfte Avis über das weiche Gras innerhalb der ehrwürdigen grauen Mauern des alten Bollwerks, das als Tower von London bekannt war. Umgeben von historischer Wichtigkeit und unglaublichen Schätzen, an der Seite eines gut aussehenden, charmanten Mannes konnte sie nicht anders, als in der sonnig warmen Frühlingsluft zu tanzen und sich fröhlich im Kreis zu drehen. Mit belustigter, nachsichtiger Miene breitete Lucien die Arme aus, wie um sie aufzufangen, sollte sie stolpern.
Atemlos sank sie schließlich auf eine Bank und zog ihn mit sich. „Meine Füße bringen mich um.“
Er legte ihr einen Arm um die Taille und zog sie näher an sich. Den ganzen Tag lang hatte er sie angefasst, mehr oder weniger zufällig, so als hätte er ein Recht dazu, sie zu berühren, wann immer es ihm beliebte. „Ich wusste gar nicht, dass es so lustig sein kann, Tourist zu spielen“, sagte er rau.
Sie lächelte. „Ich auch nicht. Aber es macht wirklich Spaß, oder?“
„Sehr sogar.“
Sie lehnte sich entspannt an ihn. „Was hat dir am besten gefallen?“
„Das Riesenrad.“
Sie rümpfte die Nase. „Da war es viel zu voll.“
„Schon, aber die Aussicht war spektakulär, und vor allem wurde ich an dich gepresst.“
Verlangen glühte in seinen dunklen Augen und löste ein Flattern in ihrer Magengegend aus. Seine unzähligen Komplimente und Anspielungen hatten den ganzen Tag über eine wohlige Wärme in ihr erweckt.
Abrupt sprang er auf und nahm sie bei der Hand. „Komm. Es wird Zeit, deine armen Füße zurück ins Hotel zu bringen
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