JULIA COLLECTION Band 11
nickte verwundert. Anscheinend beabsichtigte er nicht, mit ihr zusammen zum Hotel zu fahren. Vielleicht hatte er vorher etwas anderes zu erledigen. Sie wagte nicht zu fragen.
Sie beschloss, sich auf ihr Abenteuer zu konzentrieren statt auf den gefährlich attraktiven Mann an ihrer Seite. Lucien Tyrone gehörte schließlich nicht zu ihren Urlaubsplänen. Zweifellos war es besser, wenn sie sich während dieser Reise nicht wieder über den Weg liefen.
Und doch spürte sie tief im Innern, wo ihre geheimsten Ängste verborgen waren, dass es sie enttäuschen würde, ihm nicht mehr zu begegnen. Und das war ein Grund mehr, ihn zu meiden.
3. KAPITEL
Avis verspürte Erleichterung, als Lucien sie in ein sauberes, bequemes Taxi setzte, ihr lächelnd zuwinkte und lässig davonging. Zumindest redete sie es sich ein. Fest entschlossen, nicht an ihn zu denken, blickte sie aus dem Fenster und betrachtete die Umgebung.
Die Straßen waren schmal, aber der Verkehr kam zügig voran, wenn auch nicht mit dem halsbrecherischen Tempo, das in der Umgebung von Dallas üblich war. Häuser und Geschäfte standen scheinbar wahllos zusammengewürfelt nebeneinander, in unregelmäßigen Abständen, die sich im Laufe der Fahrt verringerten, sodass immer mehr ein städtischer Charakter entstand.
Ihr fiel auf, dass alle Gebäude aus Backstein von verschiedener Form und Farbe zusammengeflickt waren. Das wunderte sie, und schließlich fragte sie den Fahrer danach.
„Ach, das kommt vom Krieg. Bei all den Schäden von den Luftangriffen war keine Zeit, passende Steine zusammenzusuchen.“
„Aha, ich verstehe. Danke.“
Er nickte. Er war ein kahlköpfiger, bulliger Mann um die vierzig. „Das erste Mal?“, fragte er jovial.
Sie lächelte über seinen ausgeprägten Dialekt, der es ihr schwer machte, ihn zu verstehen. „In London? Ja.“
„Geschäfte?“
Sie schüttelte den Kopf. „Urlaub.“
„Wo kommen Sie her?“
„Texas.“
„Oh, das hätte ich merken müssen. Meine Schwester ist Krankenschwester in Houston.“
Sie plauderten weiter über belanglose Dinge, bis er schließlich vor einem überraschend modernen Hotel in einem gediegenen alten Viertel anhielt. Die umliegenden Gebäude mussten früher einmal sehr teuer gewesen sein und hatten sich irgendwie ihre Würde bewahrt.
Der gesprächige Fahrer drehte sich um und legte einen Arm über die Rücklehne seines Sitzes. „Ich wünsche Ihnen einen schönen Aufenthalt in der Stadt.“
„Danke. Es wird mir bestimmt gefallen. Was bin ich schuldig?“
„Nichts, Miss. Der Mann am Flughafen hat das schon erledigt.“
„Oh.“ Die Autotür öffnete sich. „Nun, dann noch mal danke.“
„Es war mir ein Vergnügen, Miss.“
Avis stieg aus und lächelte den livrierten Portier an.
„Der Empfang ist gleich links“, teilte er ihr mit und hielt ihr die schwere Glastür zum Foyer auf. „Wir kümmern uns um Ihr Gepäck.“
Seine kultivierte, viel weniger kolorierte Aussprache als die des Taxifahrers enttäuschte sie ein wenig. „Danke.“ Sie betrat das kleine, elegante Foyer, das mit dunklen Hölzern, glänzendem Marmor, dicken Teppichen, viel Messing und frischen Blumen ausgestattet war.
Das Einchecken verlief zügig, aber ihr Zimmer war noch nicht fertig.
„Möchten Sie vielleicht einen Tee trinken, während Sie warten?“, schlug die Empfangsdame eifrig bemüht vor.
„Ja, gern.“
„Möchten Sie eine Reservierung zum Dinner vornehmen?“
„Darüber habe ich noch nicht nachgedacht.“
„Wenn Sie heute Abend hier essen möchten, empfehle ich eine Reservierung. Wir haben ein ausgezeichnetes kleines Restaurant, das für gewöhnlich sehr gut besucht ist.“
„Aha.“ Avis blickte über die Schulter aus dem Fenster auf den kalten Nieselregen und beschloss: „Ich bleibe heute Abend hier und esse morgen auswärts.“
„Sie können auch den Zimmerservice in Anspruch nehmen.“ Die Empfangsdame reichte ihr eine kleine Broschüre, in der die Lage des Restaurants im Hotelkomplex und die Öffnungszeiten verzeichnet waren. „Die meisten Gäste bevorzugen jedoch das Restaurant. Wenn Sie möchten, können Sie persönlich beim Tee reservieren, oder ich kann es für Sie übernehmen.“
„Danke, ich kümmere mich selbst darum“, sagte Avis und steckte sich die Broschüre ein.
„Gehen Sie nur den Flur dort links entlang. Wir sagen Ihnen Bescheid, sobald Ihr Zimmer fertig ist.“
„Haben Sie einen Umgebungsplan für mich?“
„Aber ja. Er enthält außerdem eine Liste mit
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