JULIA COLLECTION Band 11
zufrieden war er eingeschlafen in dem Glauben, dass zauberhafte gemeinsame Wochen vor ihnen lägen.
Freudestrahlend hatte er Mrs. Baldwin noch an diesem Morgen mitgeteilt, dass Avis sich zu bleiben entschlossen hatte – nur um keine zwei Stunden später von seiner aufgelösten Haushälterin aus einem wichtigen Meeting gerufen zu werden mit der Nachricht, dass Avis im Begriff stünde abzureisen.
Er unterdrückte eine neue Woge der Verärgerung und sagte erstaunlich sachlich: „Avis, es gibt kein vernünftiges Argument dafür, dass du heute nach Texas zurückkehrst.“
Sie seufzte und schenkte ihm dieses liebliche, nachgiebige Lächeln, das er zu hassen begann. „Lucien, es wird Zeit für mich zu gehen. Ich habe ein Geschäft und ein Privatleben, in das ich zurückkehren muss, und ich habe den Flug schon gebucht.“
„Ich habe dir doch gesagt, dass ich dir meinen Privatjet zur Verfügung stelle, wenn es so weit ist.“
„Es ist so weit, und ich habe das Ticket schon bezahlt.“
„Vergiss das verdammte Ticket!“
„Das kann ich nicht.“
„Du kannst nicht? Oder du willst nicht?“
Sie senkte den Kopf. „Okay, ich will nicht.“
„Warum nicht?“, wollte er wissen. „Gestern Nacht hast du gesagt, dass du bleiben willst.“
„Das stimmt.“
Völlig verwirrt nahm er sie an der Hand und zog sie in den nächsten Raum, der zufällig der formelle Salon war. Dort schloss er sie in die Arme. Sie fügte sich bereitwillig, wie immer. „Warum gehst du, wenn du bleiben willst?“
Sie strich ihm mit einer Hand über die Brust. „Lucien, ich kann von meinem Geschäftspartner nicht erwarten, dass er ewig ohne mich auskommt, und ich kann nicht in einer Fantasiewelt leben.“
Er zog sie näher an sich. „Das hier ist für dich nicht real?“
Sie lächelte traurig. „Das hier war ein Traum, Lucien, ein wundervoller, unglaublicher Traum, aber jetzt ist es an der Zeit, aufzuwachen und sich wieder um die Geschäfte zu kümmern.“
Geschäfte. Wenn er sich irgendwo auskannte, dann war es in der Geschäftswelt, und daher wusste er, dass es ihr gar nicht darum ging. Es erzürnte und verletzte ihn, dass sie sich so einfach von ihm abwenden konnte. „Was kann ich sagen, um dich zum Bleiben zu bewegen?“, fragte er sanft.
Sie schüttelte nur den Kopf. „Ich bin auch nicht glücklicher darüber als du, aber es ist Zeit für mich zu gehen. So einfach ist das.“
Beinahe hätte er gelacht. Es war alles andere als einfach. Er ließ sie los und seufzte. „Du bist immer noch ein Rätsel für mich“, gestand er ein. „Ein wundervolles, faszinierendes Rätsel.“
„Was glaubst du denn, das ich dir vorenthalte?“
„Warum du darauf bestehst zu gehen, obwohl du eigentlich bleiben willst.“
„Aber das habe ich dir doch immer wieder erklärt.“ Sie senkte den Kopf und schlang sich die Arme um die Taille. „Bitte, Lucien, lass es gut sein. Ich will meinen Flug nicht versäumen, und ich will nicht, dass wir uns im Streit trennen. Nicht nach diesem unglaublich schönen Urlaub, den du mir geschenkt hast.“
Er atmete tief durch und nickte schließlich. Ein strategischer Rückzug erschien ihm angebracht. Er breitete die Arme aus. „Dann komm und verabschiede dich wenigstens gebührend.“
Wie immer warf sie sich ihm förmlich in die Arme. Er gab ihr einen Kuss, den sie nie vergessen sollte. Als er sie losließ, sah er Tränen in ihren Augen, aber auch Entschlossenheit. Zu seiner Überraschung fand er keine Worte. Also blieb er stumm stehen, während sie aus dem Raum eilte.
Natürlich reagierte Baldwin bestürzt, als Avis erklärte, dass sie lieber ein Taxi nehmen wollte. Daher ging Lucien in das Foyer und ordnete an, ihren Wünschen zu entsprechen. Dann kehrte er in den Salon zurück und blieb dort, bis sie das Haus verlassen hatte. Es wunderte ihn nicht, Mrs. Baldwin an der Tür anzutreffen, als er schließlich den Raum verlassen wollte.
Missbilligend blicke sie ihn an. „Ich kann es nicht fassen, dass Sie das Mädchen einfach haben gehen lassen.“
„Ich habe sie nicht einfach gehen lassen, Hettie“, entgegnete er schroff. „Ich gebe nie etwas auf, das mir gehört. Das wissen Sie doch.“ Als sich ihre Miene erhellte, warnte er hastig: „Planen Sie bitte nicht gleich die Hochzeit, nur weil ich Avis noch nicht aufgeben will.“
„Weiß sie das?“
„Sie wird es früh genug erfahren.“
„Sie ist Ihnen wirklich zu Kopf gestiegen, was? Entschuldigen Sie, wenn ich das sage, aber das wird Ihrer Mutter
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