JULIA COLLECTION Band 11
sind wieder vereint.“
Er zog sie fest an seine Seite. Die Sirene war lauter geworden, und Reifen knirschten auf Kies. Die Ambulanz war eingetroffen.
Kurz darauf wurde eine Trage herangerollt. Ian zog Valerie hoch, legte die Arme fest um sie und ging mit ihr beiseite. Sie schluchzte leise, als Edwin auf die Trage gehoben wurde.
„Er war darauf vorbereitet“, murmelte Ian. „Er wusste, dass seine Zeit abgelaufen war.“ Er hatte Edwin gemocht, ihn verstanden. Sie waren beide Einzelgänger, jeder auf seine Weise.
Arm in Arm folgten sie der Trage durch den Garten. Sie hörten ein weiteres Fahrzeug vorfahren – Sierras alten, verbeulten Lieferwagen.
„Was ist passiert?“,rief Avis angstvoll, während sie zu Valerie lief.
Sierra folgte ihr. Tränen strömten ihr bereits über das Gesicht. „Er ist tot, oder?“
Valerie nickte. „Sie vermuten, dass es sein Herz war.“ Sie löste sich von Ian, und die drei Frauen umarmten einander und weinten.
Er beobachte sie und erkannte, dass sie nichts ahnten, und so sollte es auch sein. Er dachte daran, wie sich Valeries Leben verändern würde, und er fragte sich, ob er eine Rolle darin spielen würde.
Nach der Beerdigung fuhren Valerie, Avis und Sierra bedrückt zurück zum Einkaufszentrum. In stummer Übereinkunft begaben sie sich schnurstracks in das Café. Gwyn hatte nicht an der Trauerfeier teilgenommen. Sie meinte, dass Edwin sie dort nicht erwartet und auch nicht gewollt hätte. In Wahrheit hatte sie wohl nur vermeiden wollen, ihre Gefühle zur Schau zu stellen, wie Valerie vermutete.
Wenige Minuten später kam Ian herein und zog sich einen Stuhl an den Tisch. „Ich dachte mir, dass ich Sie hier finde“, bemerkte er, während er sich setzte. „Unser ehrenwerter Bürgermeister hielt es wohl nicht für angebracht, sein Haus für eine Trauerfeier zu öffnen.“
„Allerdings nicht“, murrte Sierra.
„Habt ihr euch je gefragt, wie es Edwin ergangen wäre, wenn er Marge nicht verloren hätte?“, fragte Avis.
„Oder wenn er sie gar nicht erst kennengelernt hätte“, warf Ian ein.
Alle dachten eine Weile darüber nach. Dann sagte Valerie: „Ich finde es furchtbar süß und furchtbar traurig, wie sehr er sie vermisst hat.“
„Das war kein Grund, ständig so mürrisch zu sein“, entgegnete Gwyn tonlos, während sie Ian eine Tasse Kaffee hinstellte. „Jeder verliert mal etwas oder jemanden. So ist das Leben.“ Sie blickte Ian an. „Möchten Sie sonst noch was?“
Er lächelte sie an. „Ein Stück von dem köstlichen Pflaumenstrudel wäre nicht übel.“
„Und bestimmt wollen Sie ihn auch noch warm und mit Sahne“, murrte sie, während sie hinter die Kuchentheke ging.
Er grinste. „Sie bemüht sich redlich, knallhart zu wirken.“
„Es geht uns wohl nichts an“, meinte Avis, „aber ich vermute, dass es einen Grund dafür gibt.“
„Meistens ist dem so.“
Gwyn kehrte mit dem heißen Strudel zurück und deutete zum Fenster. „Avis, ist das nicht ein Kunde von dir?“
Avis reckte sich und blickte über Sierras Schulter. „Ja. Danke.“ Sie schnappte sich ihre Handtasche. „Ich muss rennen. Die Pflicht ruft.“
„Ich gehe auch lieber wieder in meinen Laden“, verkündete Sierra. „Die Rechungen bezahlen sich nicht von selbst.“
„Keine Sorge. Das wird sich ändern“, verkündete Ian.
„Hoffentlich“, entgegnete Sierra zweifelnd, während sie mit Avis zur Tür hinausging.
„Sie wollen doch nicht auch verschwinden, oder?“, erkundigte sich Ian bei Valerie.
„Ich habe für heute Nachmittag alle Termine abgesagt, alle beide.“
Er schmunzelte und machte sich über den Strudel her. Nach mehreren Bissen fragte er: „Wie geht es Ihnen?“
Sie seufzte. „Es geht. Das Ganze hat mich an den Tod meines Dads erinnert. Autounfall. Ich war sechzehn.“
„Das war bestimmt hart. Standen Sie sich sehr nahe?“
Sie lächelte versonnen. „Ja. Sie wissen bestimmt, wie es ist.“
Er nickte. „Ich habe eine Schwester. Sie war mit meinem Vater ein Herz und eine Seele und hat ihn ständig um den Finger gewickelt.“ Er grinste. „Offen gesagt, habe ich Sie auch für diese Sorte gehalten.“
Sie lachte. „Erzählen Sie mir mehr über Ihre Familie.“
„Lois, meine Schwester, ist zweiunddreißig, verheiratet, hat zwei Kinder. Sie ist Krankenschwester und lebt in Lubbock. Meine Eltern sind dorthin verzogen, nachdem Mom einen Schlaganfall hatte, damit Lois sich um sie kümmern kann. Mom hat sich gut erholt, aber sie fühlen sich
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