JULIA COLLECTION Band 11
runzelte die Stirn. Zwischen den beiden Städten herrschte eine gewisse Rivalität. Es würde kein gutes Licht auf die Geschäftswelt von Fort Worth werfen, wenn ihr neuer Star in Dallas abstieg.
„Außerdem ist die Entfernung zu groß“, argumentierte er. „Ich bin ein sehr beschäftigter Mann, und wir haben viel zu tun.“
Der Vorschlag, zu Pete zu ziehen, lag ihr auf der Zungenspitze. Aber sie konnte sich lebhaft ausmalen, wohin das geführt hätte. Die beiden hätten sich lang und breit über die Londoner Affäre ausgetauscht.
Nein, sie wollte auf keinen Fall, dass er zu Pete zog. Mit einem tiefen Seufzer fügte sie sich in das Unvermeidliche. „Aber wir sind hier nicht in London“, sagte sie gereizt. „Ich habe kein Personal, und ich koche nicht. Jedenfalls nicht viel. Es ist kein Fahrstuhl vorhanden. Das Badezimmer ist winzig, und das heiße Wasser kommt aus einem einzigen Tank. Wenn du es aufbrauchst, schmeiße ich deinen Millionärshintern auf die Straße.“
Er grinste. „Wo ist dein Gästezimmer? Oder bin ich in deinem Schlafzimmer willkommen?“
Sie schaute ihn streng an. „Das Gästezimmer liegt unter der Treppe. Zweite Tür rechts. Die erste führt ins Badezimmer. Nein, es gibt keine Verbindungstür. Also sorg dafür, dass du anständig angezogen bist, wenn du es benutzen willst.“
Er hievte sein Gepäck hoch. „Das ist also die berühmte südliche Gastfreundlichkeit, von der ich so viel gehört habe.“
„Das ist alles, was du kriegst. Und auch das nur vorübergehend. Sehr vorübergehend.“
Seine dunklen Augen funkelten. „Das wird sich zeigen.“ Er schleppte sein Gepäck durch die Halle.
Sie wettete im Stillen, dass Koffer mit Rollen sehr bald auf seiner Einkaufsliste stehen würden.
„Du kannst mich mal“, murrte sie vor sich hin und straffte die Schultern. Sie nahm sich fest vor, ihm gegenüber keine Sanftmütigkeit, kein Entgegenkommen mehr zu zeigen. Wenn sie diesem Mann den kleinen Finger bot, nahm er die ganze Hand und bildete sich ein, dass es ihm zustand. Nun, er hatte keinen Anspruch auf sie, und je eher er das begriff, umso besser. Bis dahin musste sie nur hart bleiben.
Warum nur erschien ihr das so mühselig wie das Unterfangen, den Grand Canyon mit einem Teelöffel zu füllen?
10. KAPITEL
„Ich fahre in zehn Minuten ins Büro!“, rief Avis und klopfte an die geschlossene Tür des Gästezimmers. „Wenn du mitkommen willst, solltest du in Gang kommen. Ich warte nicht.“
Nach einer schlaflosen Nacht war sie früh aufgestanden, hatte sich angezogen und eine halbe Kanne Kaffee getrunken, bevor sie Lucien wecken gegangen war. Nun hörte sie ihn grummeln. Dann plötzlich riss er die Tür auf. Er trug lediglich eine seidene Pyjamahose, die er hastig angezogen hatte. Wie sie sehr gut wusste, pflegte er nackt zu schlafen.
„Steht mir nicht mal eine einzige Tasse Kaffee zu?“, hakte er ungehalten nach. „In London habe ich dir fast jeden Morgen das Frühstück im Bett serviert, falls du das vergessen haben solltest, ganz zu schweigen von …“
„Ich bringe dir Kaffee“, unterbrach sie ihn hastig, denn sie wollte nicht an die Annehmlichkeiten erinnert werden, die er ihr fast jeden Morgen in London geboten hatte. „Zieh dich inzwischen an. Ich schwöre, dass ich sonst ohne dich fahre.“
„Das glaube ich dir aufs Wort“, murrte er und wandte sich ab.
Sie sagte nichts dazu, aber sie grinste hinter seinem Rücken. Wenige Minuten später kehrte sie mit dem Kaffee zu seinem Zimmer zurück und stellte überrascht fest, dass er bereits angezogen und gekämmt, aber unrasiert war.
Er steckte sich einen Elektrorasierer in die Jacketttasche, klemmte sich die Aktentasche unter den Arm, nahm Avis den Becher ab und drängte sich ungehalten an ihr vorbei in den Flur. „Hast du es jetzt eilig oder nicht?“
Sie wirbelte auf dem Absatz herum und ging voraus in die Küche, wo sie ihre Handtasche vom Schrank nahm. Er trank von dem heißen Gebräu, während er ihr durch die Waschküche in die Garage folgte.
Avis ignorierte ihn und stieg in das Auto. Eilig schloss er die Haustür und ging zur Beifahrerseite. Sie ließ ihn warten, während sie gemächlich ihre Handtasche verstaute, sich anschnallte, den Motor anließ und das Garagentor mit der Fernbedienung öffnete. Dann erst entriegelte sie ihm die Tür. Er warf ihr einen vorwurfsvollen Blick zu, während er sich auf den schmalen Sitz zwängte, mit der Aktentasche unter dem Arm und dem Becher in der Hand.
Sie schindete
Weitere Kostenlose Bücher