JULIA COLLECTION Band 11
verblüfft nach.
„Ich bin nicht dumm, Avis. Es ist ein Erfolg versprechendes Projekt. Andernfalls hätte ich einen anderen Weg gefunden.“
„Einen anderen Weg wofür?“
Er tat ihre Frage mit einem Achselzucken als unbedeutend ab. „Bring den Prospekt in Ordnung. Kauf die Parzelle. Innerhalb der nächsten Woche.“
„Du meinst das Grundstück neben dem Bankgebäude?“
Er nickte. „Du solltest erwägen, den Restaurantbesitzern als Anreiz anzubieten, ein Lokal im neuen Einkaufszentrum zu pachten.“
Sie nickte. „Das könnte sich zu unserem Vorteil auswirken, aber es bedeutet auch, dass wir unsere Pläne aufdecken. Wollten wir die nicht vorerst geheim halten?“
Mit einer ungehaltenen Handbewegung entgegnete Luc: „Wir wollen keine Geheimhaltung. Wir wollen so viel Aufmerksamkeit, wie wir nur kriegen können.“
„Aber das würde die Erwerbskosten für das Bankhochhaus in die Höhe treiben.“
„Das haben wir längst gekauft.“
Ein Schauer rann über ihren Rücken. „Du meinst, du hast es gekauft.“ Als er schwieg, rief sie aufgebracht: „Mein Gott! Hinter Petes Rücken!“
Lucien schnitt eine Grimasse. „Ich hintergehe niemanden. Die Sache musste schleunigst abgewickelt werden, um den besten Preis zu erzielen. Du wirst den Erwerb des zweiten Grundstücks leiten, und sobald unsere Pläne publik gemacht sind, werden wir uns vor potenziellen Pächtern kaum erwehren können, aber wir müssen jetzt handeln.“ Erneut zeigte er mit dem Finger auf sie. „ Du musst schnell handeln. Verstehst du?“
Sie verstand sehr gut, dass Petes Pläne und Hoffnungen allein von ihr abhingen. Nun, sie wollte dafür sorgen, dass er seinen Traum verwirklichen konnte. In einer Woche sollte Lucien eine völlig veränderte Frau vorfinden – eine beherrschte Frau, die ihre Emotionen und Impulse im Griff hatte. Sie reckte das Kinn vor. „Eine Woche“, versprach sie widerstrebend.
Lucien lächelte. Seine dunklen Augen funkelten sanft und doch gefährlich. Er wirkte wie ein Raubtier, das sich geduldig an seine Beute pirscht. Dann wandte er sich ab und ging hinaus.
Sie lauschte seinen Schritten. Die Haustür öffnete und schloss sich. Ein Auto wurde angelassen. Reifen knirschten auf Kies. Dann war nur noch das Brummen eines Motors zu hören, das in der Ferne verklang.
Avis sank in den Sessel und rang nach Atem – vor Erleichterung und Sorge zugleich.
„Der Mann ist unglaublich reich“, verkündete Pete, während er ein Papier auf Avis’ Schreibtisch legte. „Ein Multimillionär, in derselben Liga wie Gates. Er steht in dem Ruf, skrupellos im Geschäft zu sein, aber sein Urteilsvermögen ist unumstritten. Ein Wort von ihm, und wir sind gemachte Leute.“
Avis schüttelte den Kopf. Sie hatte natürlich gewusst, dass Luc wohlhabend war, aber nicht damit gerechnet, dass er einer der reichsten Männer der Welt sein könnte. Was in aller Welt wollte ein Mann wie er ausgerechnet von ihr?
Pete hielt ihre zweifelnde Miene für Ungläubigkeit und versicherte nachdrücklich: „Glaub mir, Avis, er ist steinreich.“ Er hockte sich auf die Schreibtischkante. „Ich weiß aus verlässlichen Quellen, dass sein Vater ihm ein Vermögen hinterlassen hat, aber Luc hat es seitdem vervierfacht. Sein Privatleben ist weitgehend ein Geheimnis, seit seine Frau tot ist. Anscheinend hält er sich gern bedeckt, aber alle sagen, dass er alles in allem ziemlich normal geblieben ist.“
Avis schnaubte verächtlich über diese Einschätzung, doch dann musste sie sich eingestehen, dass es zutraf. Immerhin war Luc Linie geflogen, und sein Londoner Stadthaus war zwar hübsch und luxuriös, aber kein hochherrschaftliches Herrenhaus auf einem riesigen Grundstück mit undurchdringbaren Mauern, wie andere Milliardäre sich anzuschaffen beliebten. Verwirrter denn je nagte sie an der Unterlippe. Mochte er sie wirklich, oder passte sie nur gerade in seine Pläne? Sie wusste nicht, welche Antwort schlimmer für sie war. „Mir gefällt die ganze Sache nicht.“
Pete warf die Arme hoch. „Was gibt es daran auszusetzen? Lucien Tyrone hat uns Geltung verschafft. Das Projekt Tex-Bank wird ein märchenhafter Erfolg.“
„Aber selbst das sind Peanuts für einen Mann wie ihn.“
„Ja und? Es bleibt trotzdem ein gutes Geschäft, auch für ihn. Vielleicht will er dadurch auf dem hiesigen Markt Fuß fassen und hat sich für uns entschieden, weil ihr euch in England kennengelernt habt. Ist er wirklich mit dir in London auf Sightseeingtour
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