JULIA COLLECTION Band 11
Avis. „Du zuerst, Partnerin. Wenn du nicht wärst, hätte Tyrone uns nie bemerkt.“
„Ist dem so?“, murmelte Sanford.
Zögernd nahm sie den Stift. Biggot trat zu ihr und blätterte die Seiten um. Luciens und eine andere Unterschrift befanden sich bereits auf dem Papier. Sie holte tief Luft.
Pete wandte sich an Sanford und bestätigte: „Allerdings. Sie hat ihn vor Monaten in London kennengelernt.“
Ich tue es für Pete, sagte Avis sich und verdrängte ihre Bedenken. „Sie muss einen gewaltigen Eindruck auf ihn gemacht haben“, bemerkte Candy und ließ den Sektkorken knallen.
Avis zuckte vor Schreck zusammen und verpatzte ihre Unterschrift.
„Natürlich hat sie das“, bestätigte Pete. „Lucien Tyrone! Ich wusste, dass es einen guten Grund dafür gibt, dass sie immun gegen meinen Charme und mein gutes Aussehen ist“, neckte er.
„Ich wette, Tyrone wusste gar nicht, wie ihm geschah“, warf Biggot ein. „Die texanischen Frauen sind einfach schöner als alle anderen.“
Avis spürte ihre Wangen erglühen.
Candy strahlte ihn an: „Oh, vielen Dank, Mr. Biggot.“ Sie schenkte Champagner ein, während Pete den Vertrag unterzeichnete. Dann drückte sie jedem ein Glas in die Hand und verkündete: „Auf den Erfolg und eine fette Gehaltserhöhung für mich.“
Alle lachten, nur nicht Avis, die lediglich ein wenig an ihrem Champagner nippte, während die anderen eifrig ihre Gläser leerten und sich von Candy nachschenken ließen.
Pete grinste Avis zuversichtlich an. „Wir sind auf dem Weg nach ganz oben, Partnerin.“
Sie konnte nicht einmal ihm zuliebe ein Lächeln zu Stande bringen, aber das fiel nicht weiter auf, denn die übrigen Anwesenden plauderten und scherzten so fröhlich und ausgelassen, als wäre es eine richtige Party. Warum hatte sie hingegen das Gefühl, auf dem Weg ins Verderben zu sein?
Das Verderben traf um Punkt 11:45 ein, und es brachte Gepäck mit.
Lucien zerrte einen schweren Lederkoffer in das Foyer und legte eine dazu passende Aktentasche obendrauf. „Ich reise für gewöhnlich mit leichterem Gepäck.“
„Hast du noch nie von Rollen gehört?“
Er zuckte die Achseln, und sie verdrehte die Augen. Natürlich interessierte es ihn nicht, ob seine Koffer leicht zu transportieren waren oder nicht. Warum auch, wenn immer jemand anderer sein Gepäck schleppte? Sie spähte zur Tür hinaus, um zu sehen, wer diesmal als sein Page fungierte. Derjenige konnte gleich wieder alles hinausschleppen. Doch es war niemand da. Sie sah nur noch eine Limousine um die nächste Straßenecke verschwinden. Lucien hatte sich vor ihrem Haus absetzen lassen. Mit Gepäck!
Sie knallte die Tür zu. „Was hast du dir denn dabei gedacht?“
„Gegenseitigkeit“, erwiderte er mit einem frechen Grinsen. „Du hast schließlich in London bei mir gewohnt.“
„Auf deine Einladung hin!“
„Genau.“
„Du kannst nicht hierbleiben.“
„Ich muss irgendwo unterkommen, bis ich eine eigene Wohnung mieten kann.“
„Hat das Wort Hotel irgendeine Bedeutung für dich?“
„Ich hasse Hotels.“
„Ach ja?“
„Was glaubst du denn, warum ich so viele Häuser habe?“
„Weil du sie dir leisten kannst?“
„Weil ich Hotels hasse. Außerdem gibt es in Fort Worth kein Hotel, in dem ich absteigen kann.“
„Erzähl doch nicht so einen Unsinn.“
„Ich habe es versucht. Ich komme gerade aus einem.“
„Nicht deinem Standard angemessen?“, höhnte sie.
„Die Unterbringung war akzeptabel. Die Sicherheit war es nicht.“
„Mein Haus ist auch nicht gerade Fort Knox.“
„Als ich einchecken wollte, waren schon sechzehn Anrufe und ein Dutzend Briefe an mich eingegangen. Das Personal hat noch nie etwas von Diskretion gehört. Quer über der Markise stand in riesigen Lettern: Willkommen, Mr. Tyrone!“ Mit einer ungehaltenen Handbewegung murrte er etwas auf Griechisch. „Das Foyer wäre in kürzester Zeit voll gepackt mit Schaulustigen gewesen.“
Sie musste sich eingestehen, dass er nicht Unrecht hatte. Seit zwei Tagen konnten sie sich im Büro nicht vor Anrufen erwehren. Reporter verlangten, den griechischen Magnat zu interviewen; Banker bettelten darum, ihm vorgestellt zu werden; Frauen fragten, wo er den Lunch einzunehmen gedachte. Aber das alles war nicht wichtig. Er konnte nicht in ihrem Haus bleiben. „Ich bin sicher, dass es andere Hotels gibt, die diskreter sind.“
„In Dallas, ja. Aber es wäre nicht gerade politisch korrekt, dort abzusteigen. Meinst du nicht auch?“
Sie
Weitere Kostenlose Bücher