JULIA COLLECTION Band 11
anderer.
Hestons ohnehin blasses Gesicht wurde kreidebleich. Hastig wandte er sich ab und huschte davon.
Ian lächelte vor sich hin und rief so laut, dass alle es hören konnten: „Danke, Jungs!“
Brent salutierte lässig. „Keine Ursache, Boss.“
Ians Brust schwoll vor Stolz. In ihrer alten Einheit war Boss eine Respektsbezeugung gewesen, beinahe ein Kosewort. Er wusste, dass Brent völlig erschöpft war und doch den Schauplatz nicht verlassen würde, bis die Aufräumungsarbeiten endgültig erledigt und alle Einsatzfahrzeuge abgefahren waren. „Ich habe etwas Wichtiges zu erledigen. Meinst du, dass du hier ohne mich klarkommst?“
„Sicher.“
„Danach kannst du nach Hause gehen und dich ausschlafen. Ich teile heute einen der anderen Männer für die Nachtschicht ein.“
„Das ist ein super Angebot.“ Brent grinste. „Und wenn sie Ja sagt, müssen wir feiern.“
Verblüfft hakte Ian nach: „Woher weißt du es?“
„Ich habe die Rosen in deinem Truck gesehen. Außerdem habe ich gehört, dass du heute bei einem gewissen Juwelier gesehen wurdest.“
Schmunzelnd schüttelte Ian den Kopf. So war also das Kleinstadtleben. Er tat gut daran, sich daran zu gewöhnen. Denn er wollte nirgendwo anders hin. Es war seine Heimatstadt geworden.
Valerie saß auf der Veranda ihrer Mutter. Vor ihr auf dem Tisch stand eine Vase mit Rosen, und zu ihren Füßen lag der große schwarze Hund namens Cato.
Die Blumen sahen recht traurig aus, aber für sie boten sie den schönsten Anblick seit langem – bis Ian um die Ecke bog und sich in schweren, abgewetzten Stiefeln und schmutzigem gelben Overall die Stufen hinaufschleppte. Rauch und Ruß hatten dem einst weißen T-Shirt unter den breiten Trägern einen dunklen Grauton verliehen. Sein Gesicht sah aus wie eine Horrormaske, und seine Haare waren schweißnass, verklebt und zerzaust. Und doch stellte er die Verkörperung ihres Herzenswunsches dar.
Auch Valerie war stellenweise rußig, und sie roch nach Qualm. Es kümmerte sie herzlich wenig. Sie stand auf, ebenso wie Cato. Dann, als Ian sich näherte, warf sie sich ihm förmlich an die Brust. Sie legte ihm die Arme um den Nacken, und er umschlang ihre Taille und hob sie hoch, bis ihre Füße über dem Boden baumelten. Sie klammerten sich aneinander, und Cato bellte in hündischer Freude.
Langsam drehte Ian sich mit Valerie im Kreis, während sie sich stürmisch küssten. Schließlich hob er den Kopf und lächelte zerknirscht. „Ich habe es vermasselt.“
„Nein, hast du nicht.“
„Doch. Ich wollte dir einen großartigen, romantischen Heiratsantrag machen, und stattdessen ist es mir im Eifer des Gefechts einfach so rausgerutscht.“
Ihr Herz schlug höher. Tränen stiegen ihr in die Augen. „Das macht doch nichts.“
„Falls es so geklungen hat, als würde ich deine Antwort als selbstverständlich ansehen, dann tut es mir leid“, fuhr er fort. „Ich … ich kann die Vorstellung nur einfach nicht ertragen, dass du Nein sagen könntest. Ich liebe dich, Val, und es war dumm von mir zu glauben, dass mir etwas anderes als Heirat reichen würde, wenn es um dich geht.“
Sie barg das Gesicht in seiner Halsbeuge und schluchzte auf, überwältigt vor Glück.
„Honey, bitte nicht“, bat er. „Du machst mir Angst.“
Cato erhob sich und unterstützte die Bitte, indem er sich an ihre Beine warf, sodass sie beinahe umfielen.
Sie hob den Kopf und wischte sich die Tränen vom Gesicht, die schwarze Spuren hinterließen. Schmunzelnd streichelte sie Cato und sagte zu Ian: „Dir macht gar nichts Angst.“
„Oh doch.“
„Du läufst durch Feuer und herabstürzende Trümmer, als würdest du durch den Park spazieren.“
„Das gehört nun mal zu meinem Job“, entgegnete er ernst. „Der Gedanke, dich zu verlieren, der jagt mir eine Heidenangst ein.“
„Du kannst mich nicht verlieren“, entgegnete sie aufrichtig. „Selbst wenn du mich nicht heiraten wolltest, hättest du mich von jetzt an am Hals.“
Er lachte. Es war ein volltönendes, glückliches Geräusch, das ein wohliges Prickeln bis in die Zehenspitzen in ihrem Innern auslöste. „Ich will dich aber heiraten. Wie viel mir daran liegt, habe ich jetzt erst gemerkt.“
„Ich will dich auch heiraten“, flüsterte sie und rieb die Nasenspitze an seiner.
Es zuckte um seine Mundwinkel. „Wenn dem so ist“, murmelte er mit einem sinnlichen Funkeln in den Augen, „sollten wir schnell ein Bad nehmen, damit wir uns wild und leidenschaftlich lieben
Weitere Kostenlose Bücher