JULIA COLLECTION Band 11
und die Zukunft zu erhellen – ihre gemeinsame Zukunft.
Frank McAfree warf seinen Mantel auf das Sofa im Wohnzimmer und stemmte die Hände in die Hüften – in seiner klassischen ‚Nörgelpose‘, wie Sierra es insgeheim nannte.
„Was zum Teufel geht hier vor?“
„Hallo, Dad. Ich freue mich auch, dich zu sehen. Schön, dass du vorbeikommen konntest.“
„Wechsle nicht das Thema, Sierra. Ich habe dich etwas gefragt.“
Seine karottenroten Haare waren in den letzten Jahren weißgelb und seine vollen Wangen ein wenig schlaff geworden, aber er hatte nichts von seiner Autorität eingebüßt.
Sierra verschränkte abwehrend die Hände vor der Brust. „Ich nehme an, du meinst das Gewächshaus und das Pflügen.“
„Bitte sag mir, dass du deine Mittel nicht in irgendein verrücktes Projekt gesteckt hast.“
„Das habe ich wirklich nicht.“
„Wozu pflügst du dann das Land? Und wozu brauchst du dann ein Gewächshaus?“
„Mein Partner und ich haben beschlossen …“
„Partner!“, unterbrach er scharf. „So ein Unsinn!“
Sierra unterdrückte ihren Zorn. „Sam ist ein anerkannter Agraringenieur.“
„Die Landwirtschaft ist eine sehr riskante Branche, Sierra“, sagte Frank missbilligend.
„Das ist mir klar, aber Sam weiß, was er tut, ebenso wie unsere Geldgeber.“
Das überraschte Frank. „Geldgeber? Ihr habt schon Sponsoren für dieses Projekt?“
„Nicht wirklich. Wir haben ein Darlehen aufgenommen.“
Er verdrehte die Augen. „Du setzt Tyrees Zukunft aufs Spiel. Warum kannst du nicht vernünftig sein? Wenn du dieses Haus verkaufst und zu mir ziehst, kannst du dein Geld neu investieren und anwachsen lassen.“
„Ich verkaufe mein Haus nicht.“
„Gut, dann verlier es. Genau das wird nämlich passieren.“
Sierra legte sich eine Hand an die Stirn, hinter der es zu pochen begann. „Bist du nur gekommen, um mich zu kritisieren, oder gibt es noch einen anderen Grund für deinen Besuch?“
Mit finsterer Miene stopfte er die Hände in die Hosentaschen. „Ich sorge mich um meine Enkeltochter. Ich habe sie angerufen und von ihr erfahren, dass Dennis mit ihr essen gehen will.“
„Ja.“
„Er hat kein Recht, sie zu sehen.“
„Er ist ihr Vater.“
„Er zahlt keine Alimente. Er benutzt sie nur.“
„Ich weiß das, und du weißt das, aber Tyree weiß es nicht.“
„Dann muss man es ihr sagen.“
„Herrje, sie ist gerade mal acht Jahre alt! Eine Achtjährige kann nicht begreifen, dass ihr Vater unfähig ist, sie zu lieben.“
„Dann halt ihn von ihr fern. Geh vor Gericht, wenn es sein muss.“
„Er ist ihr Vater“, wiederholte Sierra nachdrücklich. „Wenn ich ihn vor Gericht bringe, wird er lediglich zur Zahlung der Alimente verpflichtet, und meine Tochter wird noch wütender auf mich, als sie sowieso schon ist, wenn sein Besuchsrecht eingeschränkt wird.“
„Tja, irgendwas musst du aber tun.“
„Das tue ich ja. Ich bemühe mich um eine gute Beziehung zu meiner Tochter, damit ich ihr über die Enttäuschung hinweghelfen kann, wenn ihr Vater sein wahres Gesicht zeigt.“
Frank stieß einen ungehaltenen Laut aus. „Das ist das lächerlichste Argument, das ich je gehört habe. Halte ihn von ihr fern.“ Er fuchtelte mit dem Zeigefinger vor ihrem Gesicht. „Wenn du auf mich gehört hättest, würde das alles nicht passieren.“
Sierra schlang die Arme um sich selbst und schwieg. Hätte ich auf dich gehört, wäre Tyree überhaupt nicht auf der Welt, dachte sie.
Es war ein schwieriger Vormittag. Zuerst hatte Tyree sich gefreut, ihren Großvater zu sehen, aber dann hatte er so abfällig von Dennis gesprochen, dass ihre gute Laune rasch verflogen war. Missgestimmt hatte sie sich geweigert, ihr Zimmer aufzuräumen, bevor ihr Vater sie abholte, und sie war nur durch die Androhung von Fernsehverbot gefügig geworden.
Als Dennis vor dem Haus vorfuhr, hantierte Tyree immer noch unter heftigem Gepolter und Gemurre in ihrem Zimmer herum.
Sierra ging hinaus auf die Veranda, um mit ihm ein Wörtchen zu reden. Das Brummen einer Kreissäge drang zu ihr hinüber. Sie blickte zu der gut dreißig Meter entfernten Baustelle. Sam beendete gerade einen Zuschnitt, stellte die Säge ab und legte sie beiseite. Er zog sich das Hemd aus, schüttelte es aus und wischte sich Sägespäne aus den Haaren und von den Armen.
Sierra lächelte. Als er mit der Arbeit begonnen hatte, war ihr schon aufgefallen, dass er einen ausgeprägten Hang zu Sauberkeit und Ordnung besaß. Er räumte nie
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